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GK334 - Im Tal der Vampire

GK334 - Im Tal der Vampire

Titel: GK334 - Im Tal der Vampire
Autoren: A.F.Morland
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anderen hätte dieser Karatehieb umgeworfen. Doch bei Mia zeigte er überhaupt keine Wirkung. Wenn es noch feines Beweises bedurft hätte, daß in wem Körper ein schrecklicher Dämon saß, dann hätte das vollauf gereicht.
    Mia packte meine Beine. Ich fiel. Schon war sie kreischend über mir. Ihre Haare sträubten sich. Kreideweiß wurde ihr Gesicht. Sie war sich ihres Opfers absolut sicher.
    Ich schien verloren zu sein.
    Eine schreckliche Glut sprang in ihre Augen. Sie hockte schwer wie ein Felsen auf meiner Brust. Ich konnte mich nicht mehr erheben. Keuchend beugte sie sich ganz langsam zu mir herab.
    Kalter Schweiß brach aus meinen Poren.
    Kälte ging von ihrem Körper auf den meinen über. Ich war wie gelähmt. Zehn Zentimeter war das Gesicht der Bestie noch von meinem Hals entfernt.
    Ihr eiskalter Todeshauch berührte mich bereits.
    Meine zuckenden Finger krallten sich um morsche Äste. Sowohl die linke Hand als auch die rechte umschloß je einen solchen Ast. Buchstäblich im allerletzten Augenblick kam mir die rettende Idee.
    Ich riß die beiden Äste hoch, legte sie übereinander, bildete damit ein Kreuz. Und dieses Kreuz preßte ich mitten in das Antlitz des Vampirs.
    Mia brüllte auf.
    Sie schnellte von meiner Brust. Endlich konnte ich wieder einige befreiende Atemzüge tun. Ihre bleichen Hände lagen auf ihrem Gesicht. Sie kreischte und heulte, als hätte sie furchtbare Schmerzen.
    Atemlos kam ich auf die Beine.
    Mia taumelte. Die Berührung mit dem Kreuz hatte sie geschwächt. Sie machte einige unsichere Schritte. Dann krallte sie sich an einem Busch fest.
    Der Busch gab nach. Sie fiel ächzend um.
    Ohnmächtig lag sie auf dem Rücken. Ihr Gesicht war noch immer grausig anzusehen. Die langen Zähne gruben tiefe Kerben in ihre blutbesudelte Unterlippe.
    Was jetzt kam, ging mir gegen den Strich. Ich wußte, daß ich keine andere Wahl hatte. Ich mußte ihr mit einem hölzernen Pfahl das Herz durchstoßen.
    Es widerte mich an, das zu tun.
    Aber Mia mußte sterben. Sie war nicht mehr zu retten. Sie war kein harmloses Mädchen mehr. Sie war ein Vampir. Und sie würde versuchen, nacheinander alle zu töten, die mit ihr den beschwerlichen Marsch durch den Dschungel gemacht hatten.
    Atemlos riß ich mein Messer heraus.
    Ich wollte, es wäre mir erspart geblieben, dachte ich. Und ich erinnerte mich wieder an jene Bestie mit den bernsteinfarbenen Augen. Ich hatte den Eindruck gehabt, eine große schwarze Fledermaus zu sehen. Vampire können sich in Fledermäuse verwandeln. Hier bestand ein Zusammenhang. Mia mußte das Opfer dieses unheimlichen Teufels geworden sein…
    Grimmig schnitt ich einen dicken Ast ab.
    Es fiel mir schwer, mir einzureden, in diesem Mädchen stecke der Teufel. Sie war bildschön. Ein verdammt trügerisches Bild.
    Langsam spitzte ich den Pfahl. Mia lag noch immer reglos auf dem Boden. Eiskalte Schauer durchliefen mich. Es muß sein, sagte ich mir immer wieder. Es muß sein. Rette die anderen.
    Rette sie, indem du diesem Dämon das Leben nimmst. Nervös trat ich an die Ohnmächtige heran. Ich schluckte mehrmals. Dann setzte ich die Spitze des Pflocks unter der linken Brust an.
    Ich begann vor Erregung zu zittern.
    Mit einemmal waren meine Hände so sehr entkräftet, daß ich das Holz kaum mehr in den Fingern halten konnte. Erneut setzte ich die Spitze an.
    Da schlug das Mädchen die Augen auf.
    Ihr haßerfüllter Blick traf mich. Wütend preßte ich die Kiefer zusammen. Und dann lehnte ich mich mit dem ganzen Gewicht auf den hölzernen Pfahl. Ihren Todesschrei werde ich wohl nie mehr vergessen können.
    ***
    Völlig erschöpft kehrte ich zu den anderen zurück. Sie blickten mich fragend an. Sie hatten Mia schreien gehört, niemand wagte es aber, eine offene Frage an mich zu richten. Und ich schwieg.
    Mit schlurfenden Schritten begab ich mich zu Bernd Prack. Der Blutverlust hatte dem Architekten das Bewußtsein geraubt. Unbeweglich lag er da. Gloria bemühte sich um ihn.
    Ich legte ihr müde meine Hand auf die Schulter.
    Sie schaute mich mit sorgenvoller Miene an. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und meinte, die Mühe könne sie sich sparen. Die junge Frau erschrak.
    »Meinen Sie, er wird nicht durchkommen, Tony?«
    »Er kann nicht durchkommen«, sagte ich heiser.
    »Weshalb nicht?«
    »Er ist verloren. Wir können nichts mehr für ihn tun.«
    »Gott, wie Sie das sagen…«
    »Tut mir leid.« So elend wie an diesem Tag hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt.
    Mia und ihr
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