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GK283 - In den Katakomben von Wien

GK283 - In den Katakomben von Wien

Titel: GK283 - In den Katakomben von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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ist kein Bluffer, Istvan. Der scheint mir tatsächlich einiges auf dem Kasten zu haben. Dem gegenüber ist größte Vorsicht geboten! Aber auch Ballard ist mit allen Wassern gewaschen… Ich dachte, das müßtest du unbedingt wissen.«
    »Ich danke dir für diese Information, Liebes«, sagte Takay ernst.
    »Was wirst du jetzt tun, Istvan?«
    »Alles wird seinen geplanten Lauf nehmen, Liselotte. Sei unbesorgt. Es kann nichts schiefgehen.«
    »Ballard und Silver haben meinem Mann versprochen zu helfen!«
    »Sie werden nichts für Bernd tun können«, erwiderte Takay zuversichtlich.
    Die junge Frau seufzte am anderen Ende des Drahtes. »Ich weiß nicht, Istvan, die Sache gefällt mir plötzlich nicht mehr. Wenn Ballard und Silver nicht eingetroffen wären…«
    »Belaste dich nicht mit den beiden«, riet Takay der jungen Frau.
    »Aber wie kann ich das, Istvan? Ballard und Silver gefährden unser Vorhaben.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Ich wäre an deiner Stelle nicht so sicher, Istvan. Du kennst diese Männer nicht. Das sind Erfolgsmenschen. Ich habe das mit einem Blick erkannt.«
    »Auch Erfolgsmenschen müssen hin und wieder einen Rückschlag hinnehmen. Ballard und Silver werden diese Erfahrung hier in Wien machen.«
    »O Gott, wenn ich sie nur unter irgendeinem Vorwand nach England zurückschicken könnte.«
    Takay sagte schnell: »Das darfst du auf keinen Fall tun, Liselotte. Hörst du? Auf gar keinen Fall. Du darfst nicht einmal den Versuch unternehmen, denn wenn die beiden wirklich so clever sind, wie du sagst, würden sie sofort stutzig werden, und das könnte unseren Plan dann wirklich gefährden.«
    »Istvan, ich habe kein gutes Gefühl.«
    »Denk an etwas anderes, Liebes.«
    »Ich wäre jetzt gern bei dir.«
    »Ich sehne mich auch nach dir, Liselotte. Du mußt einen kühlen Kopf bewahren, dann wird alles gutgehen. Heute nachmittag war ich zum siebtenmal in den Katakomben. Arik Speer wird noch in dieser Nacht sein Gefängnis verlassen…«
    »Dann soll er sich zuerst um Ballard und Silver kümmern«, sagte Liselotte Katzler schnell.
    »Das wird er«, versprach Takay. »Das wird er.«
    ***
    Finsternis herrschte in den Katakomben unter dem Stephansdom. Stille in den Grabkammern, durch die am Tag so viele Besucher wanderten. Plötzlich ein leises, kaum wahrnehmbares Klappern.
    Auf dem Boden, vor dem vergitterten Fenster, lag ein leuchtender Oberschenkelknochen. Ein zweiter Knochen löste sich aus dem aufgeschichteten Haufen und fiel ebenfalls zu Boden.
    Ein Unterarm schwebte schimmernd durch die Dunkelheit. Arik Speer setzte mittels Telekinese sein Skelett zusammen. Wie ein Puzzlespiel. Mittelhandknochen. Wirbelsäule. Schien- und Wadenbein.
    Alles löste sich aus den aufeinanderliegenden Gebeinen. Alles, was zu Arik Speer gehörte. Zuletzt hob der bleiche Totenschädel ab. Er schwebte auf das Gitter zu, passierte dieses und setzte sich auf den letzten Halswirbel.
    Das Skelett des Pesttoten war nun komplett. Steif wie ein Brett erhob sich der Knochenmann. Als er die ersten Schritte machte, waren seine Bewegungen noch ungelenk.
    Und es klapperte unheimlich.
    Doch schon nach wenigen Metern konnte sich das Skelett sicher und zielstrebig bewegen. Es brach mehrere versperrte Gittertüren auf, obwohl es das nicht hätte tun müssen.
    Der Spuk machte das aus reinem Übermut und um sich selbst zu beweisen, wie kräftig er war, denn an und für sich hätte Arik Speer auch durch die Wand gehen oder sich vorübergehend in Luft auflösen können.
    Es gab so gut wie nichts, was dem Geist unmöglich war. Unbemerkt verließ er die Katakomben. Er stand reglos auf der Straße hinter dem hohen Dom und schaute sich eingehend um.
    Endlich war er wieder frei. Endlich lebte er wieder. Er brauchte sich nicht mehr von neugierigen Menschen dort unten in diesem engen Gefängnis begaffen zu lassen.
    Er konnte tun und lassen, was er wollte. Das hatte er Istvan Takay zu verdanken. Er wollte dem Ungarn, seinem Nachfahren, das niemals vergessen.
    Gelächter!
    Arik Speer drehte sich rasch um. Er hätte sich unsichtbar machen können, doch er wollte nicht. Er hatte den Wunsch, sichtbar zu bleiben und sich den Menschen zu präsentieren.
    Es sollte sie vor lauter Angst der Schlag treffen!
    Wieder vernahm Arik Speer das Gelächter. Jugendliche waren es. Betrunken. Übermütig. Vergnügt. Der Pesttote lachte in sich hinein. Gleich würde den jungen Leuten das Lachen vergehen.
    Das Herz würde ihnen vor Schreck in die Hose rutschen. Der Knochenmann

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