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GK228 - Das Tribunal der Dämonen

GK228 - Das Tribunal der Dämonen

Titel: GK228 - Das Tribunal der Dämonen
Autoren: A.F.Morland
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der Eintretende trug eine Waffe in der Schulterhalfter unter dem Jackett. Die Beule war groß und stach jedem aufmerksamen Betrachter sofort ins Auge.
    Der Mann schleppte einen dicken Koffer herein, rammte diesen dem Guru ans Schienbein und murmelte: »’tschuldigung! War keine Absicht bei. Kann schon mal vorkommen, nicht? Das verdammte Ding ist schwer, als befänden sich Bleiplatten darin.«
    Amuru erhob sich. »Kommen Sie. Ich helfe Ihnen.«
    »Das finde ich aber verflucht nett von Ihnen.«
    Sie verfrachteten den Koffer mit Schwung auf die Ablage. Der Mann mit der Artillerie grinste. »Das wäre geschafft.« Er fingerte seine Zigaretten aus dem Jackett. Die Packung war mächtig zerbeult, aber er fand noch zwei Stäbchen, die halbwegs gerade waren. »Darf ich Ihnen eine anbieten?«
    »Nein, vielen Dank. Ich rauche nicht«, erwiderte Amuru.
    Der Ganove zückte seinen verchromten Flachmann. »Dann vielleicht ein Schlückchen in Ehren? Das kann keiner verwehren.«
    »Ich trinke auch nicht.«
    Der andere lachte brüllend. »Mensch, wenn Sie auch mit Frauen nichts im Sinn haben, bleibt nur noch das Singen! Übrigens, mein Name ist Jerry Strada.«
    »Amuru.«
    »Inder?«
    »Ja.«
    »Ich hab’ nichts gegen Ausländer. Sind auch Menschen.« Jerry Strada lachte wieder laut. Die Männer setzten sich. »Auch nach Birmingham unterwegs, Mr. Amuru?«
    »Nein, ich steige in Banbury aus.«
    »Machen Sie Ferien in England?«
    »Ich lebe seit fünf Jahren in London.«
    »Oh. Was sind Sie von Beruf? Architekt oder so was?«
    »Ich bin ein Guru.«
    »Aha«, sagte Jerry Strada, und Amuru sah dem Ganoven an, daß er nicht die leiseste Ahnung hatte, was das ist, aber Jerry wollte sich keine Blöße geben, deshalb fragte er nicht. Er schwieg lieber, rauchte und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche. Mit dem Daumen nach oben weisend bemerkte er: »Der Koffer gehört mir nicht. Gehört einem Freund, der mich gebeten hat, ihm einen kleinen Gefallen zu erweisen, und der gute Jerry kann so schlecht nein sagen, wissen Sie. Ich soll das Ding bei der Großmutter meines Freundes abliefern. Wenn ich gewußt hätte, daß ich ihr Steine bringen soll, hätte ich wahrscheinlich ausnahmsweise doch mal nein gesagt.«
    Wieder ließ Jerry Strada sein widerliches Lachen hören.
    Und dann kam neuer Zuwachs ins Abteil.
    Sie war hübsch, blond, hatte veilchenblaue Augen und eine tolle Figur. Sie trug ein schlichtes Reisekostüm, und Tränen glitzerten in ihren Augen. Ihr Koffer war mindestens so schwer wie der von Jerry Strada. Der Ganove war sofort zur Stelle. Er schnippte die Zigarette zum Fenster hinaus und schnarrte dann: »Warten Sie, Miß. Warten Sie. Geben Sie her. Den Jungen werde ich für Sie in die oberen Regionen jubeln.« Er lief rot an, als er den Koffer hochstemmte, aber er ließ es nicht zu, daß Amuru ihm dabei half. Die schöne Blonde bedankte sich mit leise geflüsterten Worten, setzte sich, legte die zitternden Hände auf die Knie und blickte wehmütig vor sich hin.
    »Nach Birmingham, Miß?« fragte Jerry Strada, der sofort großen Gefallen an dem Mädchen gefunden hatte.
    Sie hob den Kopf, blinzelte verwirrt, als hätte sie nicht zugehört, was Strada gesagt hatte, nickte dann kaum merklich und hauchte: »Ja.«
    »Dann werden wir beide diese herrliche Reise zusammen machen. Ich kann Ihnen jetzt schon versprechen, daß Sie sich mit mir nicht langweilen werden. Jerry Strada könnte glatt ‘nen Wettbewerb im Dauerreden gewinnen. Jerry Strada – das bin ich. Und dieser Gentleman dort ist Mr. Amuru. Er wird nur bis Banbury mit uns fahren. Mr. Amuru ist ein Guru.« Strada sagte das so betont, als wäre er davon überzeugt, daß das ganz was Wichtiges ist. »Und wie ist Ihr Name, Miß?«
    »Candice Shout.«
    »Verlobt? Verheiratet?«
    »Geschieden. So gut wie geschieden!« sagte die bildschöne Blondine und wandte schnell den Kopf.
    Aha, dachte Jerry Strada. Deshalb die Tränen. Es hat einen Streit zu Hause gegeben, und die Puppe hat ihre Klamotten in den Koffer gepfeffert, und hat ihrem Alten Ade gesagt. Jetzt ist sie wahrscheinlich zu ihrer Mutter nach Birmingham unterwegs.
    Er rieb sich die Hände.
    Mann, da war vielleicht was zu arrangieren. Frauen, die ihren Männern gerade weggelaufen sind, sind im allgemeinen ganz scharf darauf, dem Gemahl eins auszuwischen. Je kräftiger, desto besser. Und am kräftigsten ging’s, wenn sich eine solche Frau Hals über Kopf in ein Liebesabenteuer stürzte. Nun, Jerry war durchaus bereit, jede
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