Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK195 - Totentanz im Hexenclub

GK195 - Totentanz im Hexenclub

Titel: GK195 - Totentanz im Hexenclub
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Wangen. »Mein Gott, Lissy.«
    Mir gefiel der Ausdruck um Lissy Vandems Mund absolut nicht. Diesen grausamen und gleichermaßen auch spöttischen Zug hatte ich schon einmal gesehen.
    Und zwar bei der toten Hexe!
    ***
    Magoon rannte zu seiner Freundin.
    Er schloß Lissy in seine Arme und küßte sie auf die Stirn, auf die Nase, auf die Wangen, auf den Mund… Ich hatte den Eindruck, daß ihr das nicht paßte. Es war ihr unangenehm, aber nicht meinetwegen. Ich fühlte, daß sie Magoons Küsse auch dann nicht gemocht hätte, wenn sie mit ihm allein gewesen wäre.
    Das hatte zweifellos Claudia Kent mit ihr gemacht.
    Die verfluchte Hexe ließ Lissys Liebe zu Henry Magoon erkalten und absterben. Ich steckte den Colt weg. Mit geballten Fäusten begab ich mich zu dem gläsernen Schreibtisch.
    »Lissy, o Lissy. Ich bin ja so froh, daß du unversehrt bist«, stieß Magoon keuchend hervor.
    Das Mädchen schaute ihn verwundert an. »Warum sollte ich nicht unversehrt sein?«
    »Du erinnerst dich? Ich habe die Kisten nach oben getragen. Die Tür fiel zu. Und dann fing wieder diese entsetzliche Musik zu spielen an…«
    Lissy bedachte Henry Magoon mit einem Blick, als wäre dieser seiner Sinne nicht mehr mächtig. »Es war alles ruhig, während du weg warst, Darling.«
    Magoon fuhr sich mit einer hektischen Bewegung über die Augen. »Das ist nicht wahr, Liebes. Die Tür. Sie fiel zu. Ich mußte sie aufbrechen.«
    Sie log so unverschämt, daß mir die Galle hochstieg. »Du irrst dich, Liebling. Es war alles ruhig während deiner Abwesenheit. Absolut ruhig.«
    »Und das Raubtiergebrül?« fragte Magoon fassungslos. »Diese entsetzlichen Hilfeschreie? Willst du mir etwa einreden, ich hätte mir das auch nur eingebildet?« Er schüttelte seine Freundin. Sie blickte ihn wütend an und fauchte: »Henry, du tust mir weh!«
    »Wer hat hier geschrien?« kreischte Magoon aufgebracht.
    »Niemand!« behauptete Lissy.
    »Du sagst nicht die Wahrheit, Lissy. Warum belügst du mich? Wieso bist du nicht aufrichtg zu mir?«
    Magoon warf mir einen betroffenen Blick zu. Ich machte ihm ein Zeichen. Er ließ das Mädchen los und ging mit mir nach draußen. »Sagen Sie mir, was sie hat, Mr. Ballard«, stöhnte der leidgeprüfte Mann.
    »Claudia Kent spricht aus ihr«, sagte ich ernst.
    »Himmel, bloß das nicht!«
    »Sie steht unter dem Einfluß der Hexe«, sagte ich bestimmt.
    Magoon starrte mich mit flatternden Augen an. »Kann man dagegen denn gar nichts machen?«
    »Man müßte Lissy unter schärfste Beobachtung stellen. Sie sagten, Ihre Freundin verschwindet, wenn diese eigenartige Melodie ertönt. Man müßte Lissy folgen, wenn sie sich davonstiehlt.«
    »Diese Melodie schirmt sie ab«, sagte Magoon heiser. »Ich mußte vor diesen schauderhaften Klängen Reißaus nehmen, das habe ich Ihnen doch erzählt. Es war mir unmöglich zu bleiben. In meiner heillosen Panik konnte ich nicht einmal an Lissy denken. Ich schäme mich, zugeben zu müssen, daß ich in dieser schrecklichen Situation vollkommen Lissy vergaß. Wie soll ich ihr folgen, wenn mich dieses unheimliche Flötenspiel in die Flucht jagt.«
    Ich erinnerte mich an das, was mir Henry Magoon nach Lissys erstem Verschwinden berichtet hatte. Er hatte sie überall gesucht. Sie schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Meiner Meinung nach mußte es eine viel simplere Erklärung für Lissy Vandems Verschwinden geben: eine Geheimtür. Irgendwo in dieser Diskothek.
    Ich erwähnte meine diesbezügliche Überlegung jetzt.
    »Mir ist nichts dergleichen aufgefallen, Mr. Ballard«, sagte Magoon.
    »Wollen wir danach suchen?« fragte ich ihn.
    »Wann ?«
    »Jetzt gleich«, sagte ich.
    Er schaute mich nervös an. »Und Lissy?«
    »Die bringen Sie inzwischen aus der Diskothek. Sie soll im Wagen auf Sie warten.« Magoon überlegte nicht lange. Er nickte und holte Lissy. Er brauchte ihr nicht zu erklären, weshalb es ihm lieber wäre, wenn sie im Wagen auf ihn wartete. Ihr war so ziemlich alles gleichgültig. Als sie an mir vorbeiging, bedachte sie mich mit einem abgrundtief feindseligen Blick. Sie haßte mich. Ich konnte es ganz deutlich fühlen, trotzdem erwiderte ich diesen Haß nicht, denn Lissy Vandem war meiner Meinung nach immer noch ein gutes Mädchen. Nur der Geist, der sich nach und nach bei ihr einnistete, der war zu verdammen.
    Magoon kam gleich zurück.
    Wir nahmen uns gemeinsam jeden einzelnen Raum vor, klopften den Boden, die Wände, die Decke systematisch ab. Nichts. Es schien eine solche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher