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GK195 - Totentanz im Hexenclub

GK195 - Totentanz im Hexenclub

Titel: GK195 - Totentanz im Hexenclub
Autoren: A.F.Morland
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mich gewissenhaft um. Ich sah aber nur das Chaos, das ich ohnedies schon kannte. Nichts hatte sich verändert. Es hatte sich immer noch niemand gefunden, der die Tische und Stühle an ihren Platz gestellt hätte. Die Spiegelscherben lagen auf dem Boden, und auf den Regalen standen geborstene Schnapsflaschen.
    Die herrschende Stille war mir unerträglich. Sie zerrte an meinen Nerven. Es ist ein übles Gefühl, zu wissen, einen Todfeind in seiner Nähe zu haben, ohne ihn jedoch sehen zu können.
    »Warum greift sie uns nicht an?« fragte Lance mich nervös.
    »Vielleicht sind ihr zwei Gegner auf einmal zuviel.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, gab Lance kopfschüttelnd zurück. »Sie ist hier. Ich kann sie spüren. Verdammt, ich will, daß sie sich zeigt.«
    »Vielleicht verhält sie sich still, um uns zu täuschen.«
    Lance holte tief Luft und rief dann Claudias Namen. Normalerweise hätte dieser Ruf kein so lang anhaltendes Echo haben dürfen. Claudias Name zitterte hallend durch die Diskothek, als stünden wir in einem riesigen leeren Saal.
    Lance rümpfte ärgerlich die Nase. »Billige Effekthascherei!« sagte er verächtlich. »Zum Teufel!« schrie er nun. »Claudia, du Kanaille, wir wissen, daß du dich hier aufhältst. Wir wissen auch, daß du Phil Smallbridge umgebracht hast, und es ist uns klar, daß du uns in diesem Augenblick scharf beobachtest! Fehlt es dir an Mut, dich zu zeigen? Wir wollen dich sehen, du gottverdammtes Luder. Wir haben dir eine Rechnung zu präsentieren.«
    Wir lauschten mit angehaltenem Atem. Nichts. Keine Reaktion.
    »Sie scheut die Auseinandersetzung mit uns!« sagte ich.
    »Sie hat Angst!« lachte Selby wütend. »Die verfluchte Hexe hat Angst vor uns.«
    Damit wollte er sie aus der Reserve locken, doch Claudia Kent beherrschte sich mustergültig. Selbst die aggressivsten Beleidungen konnten sie nicht dazu verleiten, uns anzugreifen.
    Lance ballte zornig die Fäuste. »Los, Tony. Suchen wir sie.«
    Wir inspizierten sämtliche Räume der Diskothek. Claudia saß uns auf Schritt und Tritt im Nacken, aber sie ließ uns gewähren. Unter dem Tanzlokal gab es einen Keller. Auch ihn sahen wir uns an. Da waren Getränkekisten und leere Flaschen aufgestapelt. Alte, zerbrochene Möbel standen in einem kleinen Raum. Spinnweben hingen grau und staubig in den Ecken.
    Wir konnten tun, was wir wollten, Claudia Kent war nicht zu bewegen, uns sichtbar entgegenzutreten.
    Plötzlich blieb Lance abrupt stehen. Mit offenem Mund hob er eine Hand. Dann lauschten wir beide.
    Wir hörten eine eigenartige Flötenmelodie. Manchmal war sie süß und einschmeichelnd, doch dann war sie wiederum schrill und angriffslustig, bedrohlich und in den Ohren schmerzend.
    »Hörst du auch diese scheußlichen Klänge?« fragte mich Lance erschrocken.
    Ich nickte und wunderte mich darüber, wie sehr Lance durch diese unangenehme Musik geschockt war.
    »Ist es nicht grauenvoll anzuhören?« stieß Lance bleich hervor.
    »Zeitweise ist es wahrhaftig kein Genuß…«
    »Es macht mir Angst, Tony«, sagte Lance mit weit aufgerissenen Augen. »Todesangst.« Bei einem so mutigen Mann wie Selby war diese Reaktion mehr als verwunderlich.
    ***
    Wir stürmten die Kellertreppe hoch.
    Diese quälenden Klänge kamen aus den Quadrophonlautsprechern. Lances Gesicht war verzerrt. Ich hatte den Eindruck, er würde entsetzlich unter diesen disharmonischen Tönen, die nun immer häufiger auftraten, leiden.
    Selbys Wangen zuckten heftig. Er atmete schnell. Furcht glänzte in seinen Augen. Er stand auf der Tanzfläche und drehte sich immerzu im Kreis. Entgeistert starrte er die vier Lautsprecher an, die ihm diese schrillen Töne entgegenbrüllten.
    Jetzt riß er die Arme hoch. Er preßte sie sich auf die Ohren und schrie hysterisch: »Aufhören! Tony, mach, daß das aufhört! Ich kann diesen Höllenlärm nicht mehr ertragen!«
    Natürlich empfand ich diese scheußliche Musik ebenfalls als sehr unangenehm, aber ich sah deshalb noch lange keine Veranlassung, mich so hysterisch zu gebärden wie mein Freund. Wieso reagierte er so heftig auf diese Klänge?
    Er wand sich unter Krämpfen. »Aufhören!« flehte er mit heiserer Stimme. »Es soll endlich aufhören!«
    Ich rannte zur Disc-Jockey-Box.
    Eine Single-Platte lag auf dem Teller. Sie drehte sich, und der Tonarm holte mit dem Saphir die peinigenden Flötentöne aus den Rillen. Ich drückte blitzschnell auf die Stoptaste. Der Tonarm schwang hoch. Das Gerät klickte kurz. Stille folgte.
    Mein Blick
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