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GK187 - Der Geisterberg

GK187 - Der Geisterberg

Titel: GK187 - Der Geisterberg
Autoren: A.F.Morland
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meinen Schlaf Rücksicht zu nehmen. Sie riefen sich alles mögliche quer durch die Zeltstadt zu. Geräte klapperten dicht an mir vorbei. Ich schreckte immer wieder benommen hoch. Zu Mittag kämpfte ich mich aus dem Bett. Ich machte Toilette und holte mir dann von der »Küche« was zu Essen. Es gab ein riesiges Steak mit Chilisauce. Dazu gekochte Maiskörner und einen Berg Pommes frites. Nach dem Essen genehmigte ich mir eine Dose Bier.
    Anschließend sah ich bei den Dreharbeiten zu.
    Zeno Kabajashi verfolgte alles mit interessierten Blicken. Kendal Blake drehte die Einstellungen, die nur Angus Portland ins Bild brachten. Er hielt Dorothy Fosse und ihren Partner absichtlich voneinander fern, denn die Diva war an diesem Tag ungenießbar. Sie hätte Portland das Gesicht aufgekratzt, so wütend war sie immer noch wegen der geplanten Intrige auf ihn.
    Der Abend brach an.
    Kabajashi fragte mich: »Werden Sie heute noch einmal zum Friedhof gehen, Mr. Ballard?«
    Ich nickte.
    »Darf ich wieder mitkommen?« fragte der Japaner mit bittendem Blick. Ich grinste. »Schlafen können Sie doch auch hier.«
    »Heute nacht werde ich kein Auge zutun«, sagte Zeno. Es klang wie ein Schwur.
    Und er hielt diesen Schwur.
    Aber auch diese Nacht verstrich, ohne daß sich beim Felsengrab irgend etwas ereignete. Entmutigt verließen wir unseren Beobachtungsposten, als die Sonne am nächsten Morgen aufging. Als wir das Zeltlager erreichten, sagte ich zu Zeno: »Aller guten Dinge sind drei – heißt es bei mir zu Hause. Folglich werde ich heute nacht noch einmal dort hinaufgehen. Und diesmal werden Sie mich nicht begleiten.«
    »Nicht?« fragte mich der Japaner verwundert. »Aber… aber warum nicht? Ich störe Sie doch in keiner Weise, Mr. Ballard.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet, Zeno.«
    »Was haben Sie dann gegen mich, Mr. Ballard?«
    »Nichts. Absolut nichts. Ich denke nur, daß diese Toten nur deshalb nichts unternehmen, weil wir sie zu zweit beobachten… Fragen Sie mich nicht, wieso das so ist. Ich weiß es nicht. Es muß auch gar nicht stimmen. Trotzdem will ich es heute mal allein dort oben probieren, und ich erwarte von Ihnen, daß Sie meinen Wunsch respektieren.«
    Der Japaner senkte den Kopf wie ein geschlagener Hund. »Ganz wie Sie wollen, Mr. Ballard.« Und traurig ging er fort.
    In der darauffolgenden Nacht erwies es sich, daß meine Entscheidung richtig gewesen war.
    Kurz vor Mitternacht regte sich eine der Leichen…
    ***
    Zuerst hörte ich ein tiefes Seufzen. Meine Sinne waren sofort hellwach. Mein Kopf ruckte hoch. Ich hörte das gespenstische Knirschen der trockenen Gelenke. Noch hatte ich nicht feststellen können, welcher Tote sich bewegte. Nervös sprang ich auf die Beine. Mein Mund war mit einemmal vollkommen trocken. Die Kehle war zugeschnürt. Ein unheimliches Knistern klang durch die Nacht. Mich überlief es eiskalt. Ich schüttelte mich, aber die Gänsehaut, die sich zwischen meinen Schulterblättern gebildet hatte, war damit nicht wegzukriegen.
    Mit federnden Schritten lief ich näher an die Leichenkörbe heran. Ein unheimliches Knacken stoppte mich.
    Jetzt hob eine der häßlichen Leichen den Kopf. Die leeren Augenhöhlen waren mir zugewandt. Ich fühlte mich auf eine bedrohliche Weise angestarrt. Mein Puls hämmerte wild. Schwerfällig erhob sich der Tote.
    Sein dürrer Oberkörper ragte über den Leichenkorb hinaus. Die Arme baumelten links und rechts an ihm scheinbar kraftlos herab. Aber ich gab mich keiner Täuschung hin. Dieser Bursche war alles andere als schwach. Einer von ihnen hatte Ella Gauss mit einem einzigen Schlag niedergestreckt. Und der andere hatte Jack Lambeth das Genick gebrochen.
    Wieder fielen mir die magischen Kräfte ein.
    Ich überlegte blitzschnell: Als ich an den Toten meine Tests machte, war diese Kraft nicht in ihnen. Deshalb hatten sie sich auch nicht bewegt. Doch nun war eine von diesen Leichen zu neuem Leben erwacht. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß dies ohne den Einfluß einer dämonischen Macht möglich war.
    Der Tote kletterte langsam zum Boden herunter.
    Meine Nerven waren in diesen Minuten zum Zerreißen gespannt. Das Monster starrte mich ununterbrochen an. Es wandte keinen Moment das scheußliche Gesicht von mir. Das fahle Mondlicht vertiefte die tiefen Falten der brüchigen Lederhaut, die das Antlitz des Unheimlichen bedeckte.
    Ich schwitzte.
    Mir war heiß und kalt zugleich, und mein Herz gebärdete sich in diesen Augenblicken wie verrückt in meiner
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