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GK178 - Das Haus der Verdammten

GK178 - Das Haus der Verdammten

Titel: GK178 - Das Haus der Verdammten
Autoren: A.F.Morland
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knorrige Eichen, stand.
    Wises Haus war jedoch bloß nach außen hin alt. Drinnen verfügte es über jeden erdenklichen modernen Komfort. Eine Menge prachtvoller Wagen standen neben dem Haus. Wise selbst begrüßte uns, und er versicherte mir, er wäre entzückt, endlich mal meine Bekanntschaft machen zu können, Tucker Peckinpah habe ihm schon so viel von mir erzählt. Lachend fügte Wise hinzu: »Der gute Tucker hat Sie mit einem strahlenden Glorienschein versehen, Mr. Ballard.«
    »Der gute Tucker hat eben einen starken Hang zum Übertreiben«, gab ich zurück. »Wir beide wissen das, Mr. Wise.«
    Ich schüttelte einige Dutzend Hände. Man reichte mich herum wie ein Paradetier. Ich fühlte mich nicht besonders wohl in dieser Situation, konnte aber verstehen, daß diese Leute auf mich neugierig waren. Schließlich begegnet man nicht jeden Tag einem Menschen, der nachweislich eine Schar von gefährlichen Dämonen vernichtet hat. Für diese Menschen war ich ein Wundertier. Ein Mann von unwahrscheinlichem Mut und einer nicht zu brechenden Tapferkeit. Hätte ich ihnen sagen sollen, daß ich manchmal ganz lausige Angst verspürte — so wie jeder, wenn er meint, nun ginge es ihm ans Leben? Ich behielt meinen Glorienschein auf. Und allmählich fing ich sogar an, die bewundernden Blicke der Mädchen zu genießen, wie ich amüsiert feststellte.
    Nachdem ich den Spießrutenlauf hinter mir hatte, wollte uns Nelson Wise unbedingt etwas zeigen.
    Wir waren auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer, als Wises Schwiegersohn Cliff Holbrock mit Betty — Wises Tochter -— die Treppe herunterkam.
    Betty Holbrock sah aus, als wäre sie aus weißem Porzellan gefertigt. Sie wirkte ungemein zerbrechlich. Jeder, der sie sah, mußte den Wunsch haben, sie zu beschützen. Sie war blond wie Vicky. Ihre Augen vermochten angenehm zu strahlen.
    Cliff Holbrock wirkte neben ihr wie ein grober Klotz, aber bei genauerem Hinsehen bemerkte man, daß er sehr gut zu ihr paßte. Er ergänzte Betty in gewisser Weise. Alles das, was sie nicht hatte, hatte er: Härte, Energie, Tatkraft — und ein ungewöhnlich sicheres Auftreten.
    Wise machte uns miteinander bekannt.
    Seltsam. Manche Menschen mag man sofort. An andere muß man sich erst langsam gewöhnen. Und wiederum andere kann man vom ersten Augenblick an nicht riechen. Cliff Holbrock gehörte für mich weder zur zweiten noch zur dritten Kategorie. Ich fand ihn auf Anhieb sympathisch. Und er mich auch, das spürte ich an seinem Händedruck. Von Betty brauche ich kein Wort zu sagen. Sie schloß sowieso jeder sogleich in sein Herz.
    Wir wollten uns einander später zu einem kleinen Gespräch zusammensetzen.
    Doch nun war Nelson Wise nicht mehr zu bremsen. Er wollte uns sein derzeit liebstes Kind vorführen, wie er sagte, und Tucker Peckinpah war genauso mächtig gespannt wie ich, was für ein Kind das sein sollte.
    Wise machte Licht im Arbeitszimmer.
    Vor seinem Schreibtisch stand ein zweiter großer Tisch. Wir waren von mahagonigetäfelten Wänden umgeben. Wise führte uns zu jenem zweiten Tisch. Mit stolzgeschwellter Brust blieb er davor stehen.
    »Das hier ist mein jüngstes und mein liebstes Kind derzeit.«
    Es war das Modell einer Stadt in der Stadt.
    »Wie gefällt es euch?« fragte Wise.
    »Überwältigend«, sagte ich.
    »Sehr beeindruckend«, sagte Peckinpah.
    »Kommunikationszentrum, Hypermarkt, Parkhochhäuser, Büro-Skycraper… Alles ist da«, sagte Nelson Wise. Seine Handbewegung schloß das gesamte Modell ein. Als Architekt für dieses Traumprojekt zeichnete Wises Schwiegersohn Holbrock verantwortlich. Von ihm stammte auch dieses bestechende Modell, das bis ins kleinste Detail durchdacht und ausgefertigt war. Ein Milliardenprojekt. Wise konnte das trotz seines enormen Reichtums keinesfalls allein finanzieren. Aber ich war sicher, daß er das hierfür nötige Geld ohne nennenswerte Schwierigkeiten bereits aufgetrieben hatte. Wise war in der Finanzwelt eine geachtete Persönlichkeit. Niemand sah in ihm einen Tagträumer, dem man keinen Penny anvertrauen konnte. Wenn Wise etwas in Angriff nahm, dann war der Erfolg von vornherein eine garantierte Sache, und alle, die mit ihm zogen, hatten wieder einmal verhältnismäßig leicht viel Geld verdient.
    »Und wo soll das Ganze entstehen?« erkundigte sich Tudser Peckinpah interessiert.
    »In Shoreditch«, antwortete Wise.
    »Aber da stehen doch Häuser«, sagte Peckinpah erstaunt.
    »Viele davon gehörten seit langem mir«, erklärte Wise. »Den Rest
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