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GK178 - Das Haus der Verdammten

GK178 - Das Haus der Verdammten

Titel: GK178 - Das Haus der Verdammten
Autoren: A.F.Morland
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dünnen Hals. »Ich fürchte, ich verstehe nicht…«
    »O doch!« fauchte Clarissa. Jetzt kam sie in Fahrt. »Sie und alle anderen verstehen sehr gut!«
    »Miß Clarissa, der bedauerliche Tod Ihres Vaters scheint Sie verbittert zu haben.«
    »Warum verkriecht ihr euch hinter fadenscheinigen Lügen?« schrie Clarissa kampflustig in den Aufenthaltsraum. »Denkt ihr, ich weiß nicht, daß ihr meinen Vater nicht gemocht habt?«
    »Was reden Sie denn da?« fragte Ina Dysart bestürzt.
    »Ihr wart alle froh, daß er endlich tot war!« schrie Clarissa.
    »Miß Clarissa, jetzt reicht es aber!« gab Ina, ebenfalls heftig geworden, zurück. »Wir alle können Ihren Schmerz verstehen. Wir alle bedauern den Tod Ihres Vaters. Aber bitte unterlassen Sie es, aus uns Ungeheuer zu machen!«
    Clarissa atmete heftig. Sie starrte Ina durchdringend an. »Ihr werdet euch noch wundern, Leute. Vater ist zwar gestorben, aber er ist noch lange nicht tot.«
    Damit wandte sich das Mädchen hastig um und lief über die Treppe nach oben. Gleich darauf knallte die Tür ins Schloß. Ina Dysart wandte sich zu den anderen um. Ratlos schaute sie von einem zum anderen. »Was hat sie damit gemeint.«
    Atherton schnupfte nervös. »Sie ist durchgedreht, die Kleine. War in ihren Vater verknallt wie andere Mäddien in ihren ersten Freund. Jetzt, wo er weg ist, fängt sie zu spinnen an, redet sich ein, daß der Alte zwar gestorben ist, aber noch lange nicht tot ist. Darum brauchen wir uns nicht weiter zu kümmern. Ehrlich gesagt, traurig bin ich wirklich nicht, daß Oliver Blenford sich auf die Reise gemacht hat.«
    Ina schüttelte ärgerlich den Kopf. »Mr. Atherton, so etwas sagt man nidit! Man kann es sich vielleicht denken, aber sagen… nein, sagen sollte man so etwas nidit.«
    ***
    Clarissa ließ von einem Bekannten einen großen, schwarzen samtbeschlagenen Sockel bauen. Diesen stellte sie in ihrem Wohnzimmer auf die Kommode. Zwei Stunden später wurde die Urne gebracht. Das Mädchen stellte links und rechts davon schwarze Kerzen auf, wie sie auch bei Satansmessen Verwendung fanden. Sie kniete vor der Urne nieder und verrichtete ein schwarzes Gebet, in dem sie den Fürsten der Finsternis anrief und diesen bat, ihrem Vater das ewige Leben in der Verdammnis zu schenken.
    Vom ersten Augenblick an spürte das Mädchen die eigenartige Ausstrahlung der Urne. Etwas Undefinierbares erfüllte den Raum. Eine seltsame Kraft ging von der Urne aus. In gleichem Maße beunruhigte der Anblick der Urne auch den Beschauer. Clarissa wußte, daß sie davor keine Furcht zu haben brauchte. In diesem Gefäß befand sich die Asche ihres Vaters. Sie war genau wie er. Im Geist bildeten sie eine untrennbare Einheit.
    Er war da.
    Oliver Blenford war zurückgekehrt. Er befand sich wieder in seinen vier Wänden, war wieder zu Hause. Mit jeder Faser ihres Körpers konnte Clarissa ihn spüren. Aber das genügte ihr nicht. Sie wollte ihn auch sehen.
    Schnell sprang sie auf. Hastig schloß sie die Fensterläden. Bald war der Raum nur noch von den beiden flackernden Kerzen erhellt. Clarissa sank vor der unheimlichen Urne wieder auf die Knie. Entschlossen hob sie den Kopf. Ernst musterte sie das Aschengefäß.
    »Vater!« sagte sie mit rauher Stimme. »Ich kann deine Nähe fühlen. Komm und umarme deine Tochter!«
    Erwartungsvoll musterte das Mädchen die Urne. Der Behälter begann mit einemmal zu strahlen. Der Raum wurde von einer grellen Helligkeit überflutet, doch dieses gleißende Licht blendete nicht. Mit weit geöffneten Augen beobachtete Clarissa, was nun passierte.
    Langsam kristallisierte sich aus der Helligkeit eine Gestalt. Es war unverkennbar Oliver Blenford.
    Das Mädchen lachte. »Vater! Es ist herrlich, dich wiederzusehen!«
    Blenford umarmte seine Tochter, wie sie es von ihm verlangt hatte. Eine eisige Kälte ging von ihm aus. Sein Mund war zu einer grausamen Linie geformt. Seine Miene drückte Haß und Bosheit aus. Er wirkte hinterhältig und gemein. Als er gelebt hatte, hatte er diese Züge geschickt zu verbergen gewußt. Doch nun zeigte er, wie er wirklich war.
    Blenfords Augen glühten dämonisch. Seine eingefallenen Wangen wiesen dunkle Schatten auf. Das schlohweiße Haar stand von seinem Schädel ab, als würde es sich sträuben.
    »Weshalb hast du mich gerufen?« fragte Oliver Blenford hohl.
    Clarissa zuckte die Achseln. »Ich wollte dich sehen.«
    »Du hattest noch einen anderen Grund!«
    Das Mädchen lächelte verschlagen. »Du hast recht, Vater. Ich vergaß,
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