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GK102 - Die Rückkehr des Samurai

GK102 - Die Rückkehr des Samurai

Titel: GK102 - Die Rückkehr des Samurai
Autoren: A.F.Morland
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fünfzehn Minuten.
    Dann kroch sie an der Mauer wieder nach unten. Sie schlüpfte unter dem Zaun des angrenzenden Grundstücks hindurch, durchquerte dieses eilig, wurde dann wieder zu jenem berückenden Mädchen, stieg in einen weißen Wagen und fuhr mit hoher Tourenzahl davon.
    ***
    In drei Zeitungen fand ich den Bericht über den bestialischen Mord an jenem Taxigirl.
    Die Zeitungsreporter waren sich einig: Einen solch grausamen Mord hatte es in dieser Stadt seit undenklichen Zeiten nicht mehr gegeben.
    Singapur ist ein tropischer Nährboden für Unsicherheit und Fremdenhass. Aber seine gut funktionierende Polizei sorgt dafür, dass solche bestialischen Morde höchst selten verübt werden.
    Wer in dieser Stadt die Nummer 999 wählt, kann überall in durchschnittlich acht Minuten damit rechnen, dass ein Wagen der Funkstreife vorfährt. Gleichgültig, ob er den Schutz der Polizei auf Englisch, kantonesisch, mandarin, malayisch oder in Tamil anfordert.
    Die Berichte trieften vor Empörung über den grausamen Mörder. Sie verlangten alle seinen Kopf.
    In mir stieg sofort ein Unbehagen auf.
    Wir nahmen an, dass sich Abraham Jacobs hierher abgesetzt hatte.
    Und nun war ein so schrecklicher Mord verübt worden.
    War das die Handschrift des Samurais? Das Mädchen war laut Zeitungsbericht mit einem scharfen Schwert zerstückelt worden.
    Wer besitzt heutzutage noch ein Schwert?
    Silver schnellte aus dem Wasser. Er war von Kopf bis Fuß ein wahres Muskelpaket. Er hätte für eine Herkulesstatue Modell stehen können. Sein Körper war prachtvoll gebaut.
    Er trocknete sich nicht ab, sondern setzte sich zu mir.
    »Nun, steht etwas Aufregendes in den Zeitungen, Tony?«
    »Wie man's nimmt.«
    »Und wie nimmt man's?«
    »Schlecht.«
    »Was ist los?«
    Ich legte ihm die Artikel vor, die sich mit dem Mädchenmord befassten.
    »Verdammt!«, zischte Silver, als er die Berichte überflogen hatte. »Meinst du, dass das Yorimoto Wara getan hat?«
    »Könnte es nicht sein?«, fragte ich zurück.
    »Sieht ganz nach dem Samurai aus!«, brummte mein Freund. »Wir sollten etwas in dieser Richtung unternehmen, Tony.«
    » Wir? «
    »Natürlich wir.«
    » Du tust vorläufig mal gar nichts!«, sagte ich kopfschüttelnd. »Du musst erst wieder zu dir selbst finden.«
    »Ich fühle mich schon wieder besser. Ehrlich.«
    »Na, fein! Dann warten wir nur noch darauf, dass du wieder ganz in Ordnung kommst.«
    Mr. Silver seufzte.
    »Meine Schwäche kommt vermutlich daher, weil ich noch nie in den Tropen war. Deshalb macht mir die Hitze so zu schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass mir das, wenn wir in einem Jahr wieder hierher kommen sollten, nicht mehr passiert. In einem Jahr würde sich mein Körper auf diese Temperaturen genauso schnell einstellen wie der deine.«
    Ich grinste zu meinem Freund und Kampfgefährten hinüber.
    »Wer weiß, Silver. Vielleicht sind wir in einem Jahr immer noch hier.«
    Silver zog seine silbernen Brauen zusammen.
    »Ich bin sicher, dass in ein paar Tagen alles entschieden ist, Tony.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Yorimoto Wara. Er wird die Entscheidung erzwingen«, sagte Mr. Silver ernst. »Wenn wir nicht die Initiative ergreifen, wird er es tun.«
    »Du bist also der Meinung, wir könnten genauso gut hier sitzen bleiben und darauf warten, dass etwas passiert, denn passieren wird früher oder später sowieso etwas.«
    »Er wird uns angreifen. Ich weiß es«, sagte Mr. Silver ernst.
    »Dazu müsste er aber erst mal wissen, dass wir hier sind«, gab ich zu bedenken.
    »Das wird er spätestens heute Abend erfahren«, knurrte Silver.
    »Heute Abend? Ist heute denn ein besonderer Abend?«
    Mr. Silver wies mit dem Daumen zum azurblauen Himmel.
    »Und ob.«
    »Was für ein Abend?«, fragte ich.
    »Wir werden Vollmond haben, Tony.«
    »Und?«
    »Der Fürst der Finsternis wird eine Blutorgie veranstalten.«
    »Sag mir wo, Silver, und ich gehe heute Nacht da hin!«
    Silver verzog das Gesicht.
    »Wenn du das wirklich tätest, Tony, wärest du noch in derselben Stunde ein toter Mann. Es kann einem Menschen nichts Schlimmeres widerfahren, als da hineinzugeraten. Da trifft sich das ganze Geschmeiß des Teufels.«
    »Du brauchst mir nichts zu erklären, Silver.«
    »Anscheinend doch. Sonst würdest du nicht so unbekümmert darüber reden!«
    ***
    Ein Heulen und Brausen lag über dem Mangrovensumpf außerhalb der Stadt.
    Einige Dämonen hatten sich bereits eingefunden, obwohl noch zwei Stunden bis Mitternacht fehlten.
    Fledermäuse
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