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GK102 - Die Rückkehr des Samurai

GK102 - Die Rückkehr des Samurai

Titel: GK102 - Die Rückkehr des Samurai
Autoren: A.F.Morland
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Einfahrt ein Schild mit der Aufschrift ZU VERMIETEN hing.
    »Wäre das nicht besser als unser stinkendes Hotel?«, fragte ich Mr. Silver.
    »Ich wollte dir ohnehin schon den Vorschlag machen, ein Haus zu mieten.«
    »Okay«, grinste ich. »Wir ziehen heute noch um!«
    So machten wir es.
    ***
    Abraham Jacobs stand mit vibrierenden Sinnen vor dem alten Ölgemälde.
    Ein verklärtes Grinsen lag auf seinem Gesicht.
    Er hatte die Augen geschlossen, sog die Luft geräuschvoll durch die geblähten Nasenflügel ein und seufzte: »Komm! Komm, Yorimoto Wara! Bediene dich meines Körpers!«
    Draußen hing eine bleierne Nacht über Singapur.
    Es sollte eine Mordnacht für den Dämon werden.
    Jacobs schlug die Lider auf. Er starrte das Bildnis des Samurai mit weit hervortretenden Augen an.
    Die Luft begann zu zittern, zu verschwimmen. Die Konturen des Samurai auf dem Bild verwischten sich.
    Jacobs fühlte ganz deutlich, wie der Samurai von seinem Körper Besitz ergriff.
    »Ich will dein willfähriges Werkzeug sein!«, röchelte der Amerikaner begeistert. »Ich will töten! In deinem Namen, Yorimoto Wara!«
    Es währte nur wenige Sekunden.
    Dann war nichts mehr auf der Leinwand. Zwischen dem Gebälk des Bilderrahmens befand sich nur noch Leere.
    Yorimoto Wara, der Samurai, stand vor diesem Bilderrahmen, ein hässliches Lachen ausstoßend.
    Dann wandte er sich schnell um.
    Sein wallendes Gewand raschelte geisterhaft. Sein Samuraischwert, mit dem er den Bilderrestaurator getötet hatte, blitzte blank und kalt.
    Er verließ das Haus, auf der Suche nach einem blutjungen Opfer.
    ***
    Es gibt drei große chinesische Vergnügungsparks in Singapur.
    Der eine heißt Happy World, der andere New World und der dritte Great World.
    Sie sind eine seltsame Mischung zwischen Volksfest, orientalischem Bazar und Spielkasino.
    Hier kann man sich bis vier Uhr früh moderne chinesische Opern ansehen, man kann ein Spielchen riskieren, eine Schwalbennestersuppe essen oder mit einem malayischen oder chinesischen Taxigirl tanzen.
    Suna, eines der bezauberndsten Tanzmädchen, war in dieser Nacht dabei, einen reichen chinesischen Geschäftsmann für sich zu gewinnen.
    Sie tanzte mit aufreizenden Bewegungen. Sie schaute den dickleibigen Mann ununterbrochen an - abwägend, schmollend, anspornend und begehrend.
    Ihre Blicke waren eine raffinierte Fernmassage der männlichen Eitelkeit. Mit stetem Wechsel des weiblichen Stimmungsbarometers von kalt auf warm, erotisch aufreizend, jeden Mann faszinierend.
    »Wir sollten nicht mehr länger hier bleiben und tanzen«, sagte der schwitzende Chinese nach einer Weile.
    »Was schlägst du vor?«, fragte Suna.
    »Wir könnten fortgehen.«
    »Wohin?«
    »Zu mir.«
    »Wo wohnst du?«
    »Ich habe ein Haus.«
    »Was wäre es dir wert, wenn ich mit dir käme?«
    »Fünfhundert?«
    »So viel?«
    Der Chinese grinste. »Du kannst auch weniger haben.«
    Suna schüttelte erschrocken den Kopf. »So habe ich das nicht gemeint.«
    »Sind wir uns einig?«
    »Ja. Ich muss nur noch schnell Bescheid sagen, dass ich für den Rest der Nacht ausfalle.«
    »Ich warte draußen im Wagen auf dich«, sagte der dicke Chinese und wandte sich um.
    »Was ist das für ein Wagen?«, fragte Suna.
    »Ich werde blinken, wenn du aus dem Lokal kommst!«, versprach der Chinese.
    Das Tanzgirl nickte.
    Sie lief fort.
    An und für sich durfte sie tun, was ihr Spaß machte. Aber ihr Chef wollte davon wissen.
    Sie sagte ihm, was sie vorhatte, und der geschäftstüchtige Kerl verlangte sofort hundert Singapur-Dollar dafür, dass sie gehen durfte. Schließlich hätte sie den Geldmann in seinem Lokal kennen gelernt, meinte der Boss.
    Suna erklärte sich damit einverstanden. Dann verließ sie durch den Hinterausgang das Lokal.
    Dumpf hämmerten die Trommeln aus dem Lüftungsschacht auf die schmale, finstere Straße heraus.
    Eine Ratte nahm pfeifend Reißaus.
    Suna erschrak genauso.
    Fröstelnd rieb sie sich die Arme. Dabei warf sie einen Blick zum tintigen Nachthimmel hinauf.
    Morgen würde Vollmond sein.
    Sie fürchtete den Vollmond. Von Kindheit an. Ohne zu wissen, weshalb.
    Es war einfach so. Manche fürchten ein Gewitter. Suna hatte Angst vor dem großen bleichen Vollmond.
    Schnell wollte sie um den Block laufen, um den dicken Chinesen nicht zu vergrämen.
    Wenn ein Kunde mal zu lange warten muss, ist die schöne Stimmung zum Teufel. Und bis sie wieder angekurbelt ist, dauert es oft viele Stunden.
    Suna hörte knapp hinter sich ein raschelndes Geräusch.
    Ihr
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