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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich
Autoren: A.F.Morland
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Faust zusammen.
    »Sie wissen, was ich jetzt tun muss, Wolf!«, sagte der Professor.
    »Sie werden die Polizei verständigen, nicht wahr?«
    »Mhm.«
    »Ich werde Sie nicht daran hindern. Sie haben keine Ahnung, wie mich mein Gewissen seit Kirstens Tod quält. Ich will bestraft werden. Ich brauche die Strafe. Sonst müsste ich mich selbst richten.«
    Für das, was Herrmann Wolf getan hatte, gab es keine Entschuldigung.
    Lance nahm den Telefonhörer auf und wählte die Nummer der Polizei…
    ***
    Unheimliche Stille herrschte plötzlich auf dem Friedhof. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich versuchte die Nervosität niederzukämpfen. Als es mir nicht gelang, schälte ich eine Lakritze aus dem Stanniolpapier und schob sie zwischen meine Zähne. Dann richtete ich mich hinter dem Grabstein langsam auf. Ich war entsetzlich müde. Nur langsam kehrten meine Kräfte zurück. Ich schielte misstrauisch zu dieser allen, verwitterten Gruft hinüber. Sie passte zu der Erscheinung des Henkers, zu seiner altmodischen Kleidung. Lauschend verharrte ich eine Weile. Ich traute dem plötzlichen Frieden nicht so recht.
    Über den Friedhof strich ein kühler Wind. Die Bäume nahmen ihn in sich auf, ließen sich von ihm schütteln, zerwühlen. Altersschwache Blätter fielen aus ihren Kronen, schwebten langsam auf die Gräber herab.
    Ich war nicht sicher, ob sich der Unheimliche in diese Gruft zurückgezogen hatte. Da er nicht mehr sichtbar war, konnte er sich hier überall herumtreiben.
    Vielleicht schlich er sich gerade in diesem Moment von hinten an mich heran.
    Bei diesem Gedanken kreiselte ich erschrocken herum. Doch hinter mir lag derselbe stille, friedliche Gottesacker, der auch vor mir lag. Ich stieß die Luft zischend aus. Es war kein Wunder, dass mir meine überreizten Nerven einen üblen Streich spielen wollten. Ich war hochgradig nervös, und ich war immer noch schwer erschöpft. Der Henker hätte im Augenblick mit mir machen können, was er wollte. Ich glaube kaum, dass mich mein magischer Ring vor ihm wirkungsvoll genug hätte schützen können. Aber er griff mich nicht an. Ich konnte ihn nicht mehr sehen und ich konnte ihn nicht mehr hören. War er noch da? Oder hatte er sich bereits in sein Versteck zurückgezogen? Ich vermutete, dass die Gruft sein Versteck war.
    Die Gruft.
    Ich hatte ihn darauf zugehen gesehen. Ihn, oder zumindest das, was von ihm noch übrig geblieben war.
    Mein Entschluss stand fest.
    Ich wollte diese Gruft in Augenschein nehmen.
    Vorsichtig löste ich mich von dem Grabstein. Ich näherte mich dem steinernen Bauwerk auf Zehenspitzen, so als befürchtete ich, die hier bestatteten Toten aufzuwecken, sie in ihrer ewigen Ruhe zu stören.
    Meine Sinne waren total auf Empfang geschaltet. Nichts entging mir. Ich hörte alles. Ich sah alles. Doch nichts schürte meine innere Unruhe.
    Der unheimliche Henker schien nicht mehr da zusein.
    Um so besser, dachte ich aufatmend. Nun stand ich vor der Gruft. Aus ihrer Tiefe schlug mir eine unangenehme Kälte entgegen.
    Etwas hielt mich davon ab, die Gruft zu betreten. Deshalb umging ich sie erst einmal.
    Und dann fasste ich mir ein Herz. Entschlossen setzte ich meinen Fuß auf die erste Stufe, die nach unten führte.
    ***
    Capitano Delgado ließ sich ächzend auf den Schreibtischsessel fallen. Er telefonierte mit der Spurensicherungsabteilung, hatte ein langes Telefongespräch mit dem Gerichtsmediziner, der Kirsten Wolfs Leiche obduziert hatte, dann ließ er sich von einem seiner Mitarbeiter sämtliche Zeugenaussagen bringen, die die Garrottenmorde betrafen und schriftlich festgehalten waren.
    Er ging die Schriften aufmerksam durch. Dabei zündete er sich eine Zigarette an der anderen an. Sein kleines Büro füllte sich sehr schnell mit dicken Rauschwaden, die wie Nebelfetzen aussahen.
    Draußen setzte allmählich die Dämmerung ein. Delgado knipste die Schreibtischlampe an. Er leerte die Kippen in den Papierkorb, damit Platz für die nächste Ladung war.
    Das Telefon läutete aufdringlich laut.
    Der Capitano verzog ärgerlich das Gesicht, griff schnell nach dem Hörer und meldete sich.
    Der Mann, mit dem er sprach, war Engländer und nannte sich Professor Selby.
    Selby erklärte Delgado schnell, wer er war und kam dann darauf zu sprechen, was in Herrmann Wolfs Apartment vorgefallen war.
    Trotz seiner Müdigkeit schnellte der Capitano wie von der Tarantel gebissen hoch.
    »Er hat bereits gestanden?«, fragte er aufgeregt.
    »Der erlittene Schock hat alles in ihm
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