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GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

Titel: GK078 - Das Todeslied des Werwolfs
Autoren: A.F.Morland
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so gut wie gar nichts. Nach langem Suchen fanden Vicky und ich zwei Sitzgelegenheiten.
    Brisson ließ sich auf seinem zerwühlten Bett nieder.
    »Wollen Sie vielleicht ein Buch darüber schreiben, Mr. Ballard?«, fragte mich Brisson.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mr. Brisson. Ich habe ein persönliches Interesse an der Sache.«
    »Dann sind Sie vielleicht gar verwandt mit dem armen Mädchen?«
    »Wieder daneben, Mr. Brisson. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das erklären soll. Sagen wir, ich bin eine Art Privatdetektiv, der sich auf solch unheimliche Fälle spezialisiert hat.«
    Brisson schaute mich listig an.
    »Wieso unheimlich, Mr. Ballard? In den Zeitungen stand kein Wort davon…«
    »Wir beide, Sie und ich, wissen trotzdem, dass Sie es mit einem Werwolf zu tun hatten, Mr. Brisson«, sagte ich kühl.
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich. Sie konnten das Monster in die Flucht jagen, nicht wahr?«
    »Ja. Es war ein Kinderspiel.«
    »Sie hatten bloß ungeheures Glück, das ist alles, Mr. Brisson«, stellte ich richtig. »Was passierte nachher?«
    »Nichts.«
    »Diese Antwort reicht mir nicht!«
    »Ich habe mir das Mädchen angesehen. Da war nichts mehr zu machen. Ich lief zu meiner Hütte zurück und verständigte von da die Polizei.«
    »Schon besser«, sagte ich nickend. »Versuchen Sie uns jetzt mal den Werwolf in allen Details zu beschreiben. Sie haben ihn doch ziemlich nahe vor sich gehabt.«
    »Ja, das habe ich. Und ich muss gestehen, wenn er mir ein zweites Mal begegnet, würde mich vermutlich der Schlag treffen.«
    »Beschreiben Sie ihn!«, verlangte ich.
    Vicky schlug ihre langen, makellosen Beine übereinander. Ich war ganz kurz abgelenkt, konzentrierte mich aber dann sofort wieder auf den Nachtwächter.
    Brisson beschrieb das Monster genau so, wie es auszusehen hatte.
    »Nun weiter«, sagte ich, als er geendet hatte. »Der Werwolf lief davon? Wohin?«
    »Er lief über die Straße.«
    »Und dann?«
    »Ich sah ihn an der gegenüberliegenden Mauer entlanglaufen.«
    »Und weiter?«
    Hugo Brisson zuckte die Achseln. Er rieb sein schmales Kinn mit Daumen und Zeigefinger.
    »Nichts weiter.«
    »Er verschwand einfach so?«, fragte ich und schnippte mit dem Finger.
    »Nun ja. In Luft hatte er sich nicht aufgelöst, wenn Sie das meinen.«
    »Sondern?«
    »Er sprang an der Mauer hoch, kletterte hinüber und war dann nicht mehr zu sehen.«
    »Um was für eine Mauer handelte es sich?«, wollte ich wissen.
    »Um eine Ziegelmauer.«
    Es war meine Schuld. Ich hätte die Frage anders formulieren müssen.
    »Wem gehört diese Mauer, Mr. Brisson?«
    »Zu einem Grundstück natürlich.«
    »Aha. Und wessen Sie zufällig auch zu wessen Grundstück?«
    »Zum Grundstück von Jeremy Cool.«
    Ich horchte auf. Cool war mir kein Unbekannter. Jeremy Cool war bis vor fünf Jahren eine anerkannte Größe im Boxsport gewesen. Dann hatte ihm ein Gegner den Kiefer zertrümmert, und er hatte abtreten müssen. Ein Comeback vor nunmehr vier Jahren war daneben gegangen. Böse Zungen behaupteten, Jeremy Cool wäre im Ring schwachsinnig geworden.
    In der Tat war Cool seit dieser Zeit nicht mehr ganz richtig im Kopf.
    Er vergrub sich in seinem Haus wie ein Maulwurf, wurde zu einem menschenfeindlichen Sonderling und benahm sich recht eigenartig, wenn er mal in der Öffentlichkeit auftrat. So ein Ereignis griffen die Gazetten natürlich immer sofort auf.
    Deshalb wusste ich über Jeremy Cool einigermaßen gut Bescheid.
    Es beunruhigte mich ein wenig, zu erfahren, dass der Werwolf gerade über diese Mauer geklettert war. Stimmte hier irgendetwas nicht? Hatte Jeremy Cool etwas mit dem Mord oder mit dem Werwolf zu schaffen?
    Fragen, die Hugo Brisson mir nicht beantworten konnte.
    Deshalb verabschiedeten Vicky und ich uns von ihm.
    ***
    Als Nächstes suchten wir den Tatort auf.
    Er war an Nüchternheit nicht zu überbieten. Auf der Großbaustelle ratterten und schepperten die Maschinen. Arbeiter liefen umher wie Ameisen, denen man gelbe Plastikhelme verpasst hatte. Lkws kamen leer und fuhren überladen fort.
    Kräne schwenkten ihre Arme in schwindelnder Höhe.
    Da, wo Alice Racks Leichnam gelegen hatte, war so gut wie nichts mehr zu sehen.
    Man hatte ihr Blut mit einem Wasserstrahl weggespült. Die weißen Markierungen, die die Polizei nach der Lage der Leiche angefertigt hatte, waren verwischt und kaum noch zu erkennen.
    »Was machen wir nun?«, fragte Vicky.
    »Gleich um die Ecke ist ein reizendes kleines Espresso-Café. Ich würde es begrüßen,
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