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GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

GK078 - Das Todeslied des Werwolfs

Titel: GK078 - Das Todeslied des Werwolfs
Autoren: A.F.Morland
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wieder nach Hause. Aber sie war nicht mehr dieselbe. Sie hatte sich völlig verändert, war kein Kind mehr. Es stellte sich heraus, dass sie Ansichten hatte, die jene von Erwachsenen an Intelligenz weit übertrafen. In der Schule nannte man sie ein Phänomen. Sie war mit acht Jahren imstande, ihre Lehrer zu belehren.
    Und mit achteinhalb Jahren konnte sie plötzlich jedermanns Gedanken lesen.
    Dann stellten sich die ersten Weissagungen ein. Sie gab den Leuten aus der Nachbarschaft Ratschläge, die denen zum Segen gereichten, die sie befolgten, und jenen zum Unheil wurden, die sie verlachten.
    Als sie siebzehn war, kam sie unendlich traurig nach Hause. Der Vater fragte sie, was sie hätte, und sie sagte ihm mit tränenerstickter Stimme: »Du wirst heute Nacht sterben, Vater.«
    Und der Mann starb tatsächlich.
    Auch den Tod ihrer Mutter sagte Mademoiselle Florence voraus. Sie rettete vielen Menschen das Leben, indem sie sie rechtzeitig vor drohenden Unheil warnte.
    Heute war sie einundzwanzig.
    Sie hatte vor zwei Jahren damit begonnen, ihre einmaligen Fähigkeiten kommerziell auszunützen. Einen Großteil des Geldes überwies sie an Bedürftige. Sie war ständig unterwegs und verblüffte das Publikum, dem sie sich auf Varieteebühnen mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten zur Verfügung stellte.
    Vicky hatte dieselbe Idee wie ich.
    »Wir sollten Mademoiselle Florence um Hilfe bitten, Tony«, sagte meine Freundin.
    Ich nickte.
    »Ja, daran dachte ich auch gerade.«
    Ich griff nach der Zeitung und betrachtete das Foto von Mademoiselle Florence. Sie hatte ein madonnenhaftes Gesicht. Ihr Haar war schwarz, die Nase zeigte eine typisch romanische Form. Sie war hübsch und hatte kluge Augen. Vielleicht war ihr Wissen daran schuld. Sie wusste zu vieles von den Menschen. Sie wusste zu viel Leid. Und so manchem, dem sie begegnete, hätte sie sagen müssen, dass er in der nächsten Woche oder im nächsten Monat nicht mehr leben würde. Natürlich tat sie das nicht. Aber an diesem Schweigen litt sie verständlicherweise. Für Mademoiselle Florence war es kein Segen, übersinnlich begabt zu sein. Für Florence war es eher ein Fluch.
    Ich besorgte uns Karten für die Nachmittagsvorstellung.
    Als es halb vier war, trafen wir vor dem kleinen Kellertheater ein, in dem Mademoiselle Florence ihre genialen Fähigkeiten wieder einmal unter Beweis stellen wollte.
    Der kleine Saal war bis auf den letzten Notsessel voll.
    Das schwarzhaarige Mädchen bestritt das seltsame Programm ganz allein. Ab und zu tauchte ein junger Mann auf, der ihr beim Umkleiden behilflich war. In einem Zeitalter, in dem es nicht nur auf Können, sondern noch mehr auf die Show ankommt, war dies wohl nötig.
    Am Beginn trug Mademoiselle Florence einen silbernen Mantel, der bis auf den Boden reichte.
    Sie sprach jeden einzelnen Besucher sofort mit seinem Namen an und unterhielt sich kurz mit ihm, wobei sie auf dessen Probleme einging.
    Später legte sie den Mantel ab. Ein silbern schillerndes Kostüm kam zum Vorschein. Mit Hieroglyphen verziert. Zum ersten Mal waren ihre makellosen langen Beine in schwarzen Netzstrümpfen zu sehen.
    Nun nannte sie jedermanns Telefonnummer.
    Nach und nach legte sie ab, was sie am Leib hatte. Schließlich trug sie nur noch einen winzigen silbernen Bikini. Ihr Anblick war faszinierend. Sie war prachtvoll gebaut. Es gab einfach nichts auszusetzen an dieser perfekten Schönheit.
    Sie ging durch die Reihen und sagte den Männern, was sie im Moment von ihr dachten.
    Als sie zu mir kam, blieb sie mit einem erschrockenen Ruck stehen.
    Ihre meergrünen Augen versenkten sich in meine Pupillen, als wollte sie mich hypnotisieren.
    »Sie hatten mal mit Hexen zu tun, Mr. Ballard, stimmt das?«
    Ich nickte.
    »Ja, Mademoiselle Florence.«
    »Danach hatten Sie ein gefährliches Abenteuer mit Vampiren zu bestehen.«
    »Stimmt.«
    »In Spanien vernichteten Sie Paco Benitez, den Blutgeier und seine Freunde.«
    »Ja, Mademoiselle Florence. Auch das ist richtig.«
    »Denken Sie noch manchmal an Benitez?«
    »Manchmal.«
    »Kann sein, dass Sie ihm eines Tages wieder begegnen«, sagte Mademoiselle Florence ernst.
    Ich erschrak und schüttelte schnell den Kopf.
    »Das halte ich für ausgeschlossen, Mademoiselle Florence. Ich habe selbst gesehen, wie…«
    Mademoiselle Florence legte mir die Hand auf die Schulter. Ich verstummte sofort. Sie sagte todernst: »Glauben Sie mir, Mr. Ballard. Dieser Kampf ist noch nicht zu Ende gekämpft.«
    Mich erfasste eine
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