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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes
Autoren: A.F.Morland
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verwandelte.
    ***
    Meine Geduld war noch nie so hart auf die Probe gestellt worden wie an diesem Tag in Torroella de Montgri.
    Ich wurde allmählich unruhig.
    Der Tag war dem Abend gewichen. Nach wie vor hockte ich hinter den Zypressen und beobachtete mit wachsender Ungeduld das Castell.
    Ich blickte auf meine Uhr.
    Das Leuchtzifferblatt und die leuchtenden Zeiger verrieten mir, dass es bereits neun war. Dort oben tat sich nichts. Ich fragte mich, ob die Geier da waren. Vielleicht trieben sie irgendwo in der Gegend ihr Unwesen, während ich hier unten die kostbare Zeit vertrödelte. Ich dachte an Vicky und fragte mich, was sie jetzt wohl machte. Wieder nahm ich das scharfe Fernglas an die Augen. Die Mauern des Castells strahlten ein stumpfes Grau aus. Bis zu den Zinnen hinauf zogen sich breite Russbahnen.
    Während ich mit dem Glas das Montgrimassiv absuchte, schob ich mir ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne. Ich hoffte, meine Ruhelosigkeit damit ein wenig eindämmen zu können.
    Da!
    Ich richtete das Fernglas wieder auf das Castell. Hatte ich dort oben, knapp über den Zinnen, nicht eine vage Bewegung wahrgenommen?
    Sollte meine Geduld nun endlich belohnt werden? Ich wagte noch nicht, mich darüber zu freuen. Mit fiebernden Blicken suchte ich die Zinnen ab.
    Nichts.
    Der Teufel mochte wissen, was ich zu sehen geglaubt hatte.
    Enttäuscht ließ ich das Fernglas sinken. Ich hatte mit einemmal einen bitteren Geschmack im Mund.
    Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich mich geirrt hatte.
    Verbissen beobachtete ich das Castell von neuem. Ich glaubte fest daran, dass ich mir die wahrgenommene Bewegung nicht bloß eingebildet hatte.
    Plötzlich erhielt ich die Bestätigung.
    Und zwar in siebenfacher Ausführung.
    Ich sah sieben pechschwarze Geier über den Zinnen des Castells auffliegen. Mit gelassenen, beinahe majestätischen Flügelschlägen schwebten sie hoch, kreisten mehrmals um das gespenstische Castell und flogen dann in einer Keilformation in Richtung Estartit davon.
    Meine Zeit war gekommen.
    Ich verschenkte keine einzige kostbare Sekunde.
    ***
    Nachdem ich die Moto-Cross-Maschine vom Ständer gerissen hatte, jagte ich den Kickstarter nach unten. Der kräftige Motor knatterte lärmend. Ich schwang mich auf den Sattel und raste in derselben Sekunde los.
    Die tiefen Stollenprofile der Reifen fraßen sich den Berg hinauf. Das Hinterrad feuerte lockeres Gestein den Berg hinunter.
    Ich drehte den Gasgriff bis zum Anschlag herum. Die Maschine bäumte sich brüllend auf. Ich schnellte hoch, um nicht abgeworfen zu werden, warf mich nach vorn und presste mit meinem Körpergewicht das Vorderrad auf den felsigen Boden.
    Wie ein wilder Bock, der seinen Reiter loswerden will, warf sich das Motorrad hin und her, doch ich ließ mich nicht abschütteln. Ich kämpfte verbissen um mein Gleichgewicht, riss den Lenker brutal nach rechts oder links.
    Die schwüle Abendluft fauchte mir ins Gesicht und trocknete den Schweiß, der meine Stirn bedeckte.
    Mit brüllendem Motor raste ich den Berg hinauf. Ich war ungemein schnell unterwegs. Wozu ich zu Fuß eine quälende Ewigkeit gebraucht hätte, das schaffte ich mit dieser wilden Maschine in einigen Minuten.
    Oben angekommen, nahm ich mir nicht die Zeit, die Maschine aufzubocken. Ich sprang einfach ab, sie kippte zur Seite, ich riss die langstielige Axt an mich und stürmte in das Castell.
    Ich lief sofort auf die beiden Felsen zu, die mir bei meinem ersten Besuch aufgefallen waren.
    Erstaunt stellte ich fest, dass sie nun einen Durchlass bildeten, der breit genug war, um mich aufzunehmen, ohne dass ich mich zu bücken brauchte.
    Mit rasendem Puls und hämmerndem Herzen warf ich mich in die undurchdringliche Dunkelheit hinein. Das Jagdfieber erhitzte mich dermaßen, dass ich keinen Moment an die große Gefahr dachte, in die ich mich soeben begab.
    Ich wollte siegen.
    Ich wollte den Teufel mit einem einzigen Axthieb vernichten.
    Ich war zuversichtlich, dass ich es schaffen würde.
    Die Blutgeier waren nicht da. Sie flogen nach Estartit.
    Ich dachte, mein rettendes Werk inzwischen ungestört verrichten zu können.
    Doch so ungestört sollte ich leider nicht bleiben, denn Paco Benitez kehrte auf halbem Weg um.
    Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.
    ***
    In mir loderte ein unbändiger Vernichtungswille. Ein heißer Tatendurst trieb mich zu größter Eile an. Ich konnte es kaum noch erwarten, das Ende jenes fluoreszierenden Ganges, den ich durchlief, zu
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