Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK0176 - Der Alptraum-Friedhof

GK0176 - Der Alptraum-Friedhof

Titel: GK0176 - Der Alptraum-Friedhof
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sie schimmerten gelb, rot und braun. Kleine Tautropfen schillerten auf ihnen wie kostbare Perlen. Der Blick des Kommissars wanderte weiter bis hinüber zu den Höhen des Südschwarzwaldes. Der Feldberg, die höchste Erhebung dieses Gebirgszuges, hatte noch einen Nebelkranz um seinen Gipfel liegen, der sich jedoch von Minute zu Minute auflockerte. Kommissar Mallmann fühlte sich pudelwohl und bedauerte es nicht im geringsten, daß er seinen Urlaub in Deutschland verbrachte. Hier im Hotel Waldfrieden war er noch Gast, hier wurde er noch bedient – kurzum, er fühlte sich wie zu Hause.
    Die erste Woche hatte er schon hinter sich. Es waren Wandertage gewesen. Lange Spaziergänge hatten sich abgelöst mit Trimmübungen, und abends hatte Will Mallmann dann Weinkuren unternommen, bis er jedesmal leicht beschwingt ins Bett gekommen war.
    Will Mallmann trank den Kaffee langsam und in kleinen Schlucken. Dabei strich er Butter auf das Weißbrot und häufte etwas von der selbstgemachten Marmelade auf das Brot. Er war nicht der einzige Gast im Frühstücksraum. Hinter der Blumenwand saß noch ein junges Ehepaar. Sie turtelten herum wie verbebte Hennen. Kommissar Mallmann wußte, daß sich die beiden auf einer Hochzeitsreise befanden.
    Zwei Tische weiter saß ein Vertreter, der seinen Kopf hinter einer Zeitung vergraben hatte.
    Die anderen Gäste hatten schon gefrühstückt und waren bereits unterwegs. »Guten Morgen, Herr Mallmann«, hörte der Kommissar neben sich eine Stimme.
    Will Mallmann wandte den Kopf.
    Harry König stand an seinem Tisch. Der Hotelbesitzer hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und deutete eine leichte Verbeugung an.
    Will Mallmann tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab. »Morgen Herr König«, rief er. »Haben Sie vielleicht das strahlende Wetter bestellt?«
    »Natürlich. Nur das beste für meine Gäste, lautet der Wahlspruch des Hauses.«
    Kommissar Mallmann nickte anerkennend. »Das merkt man, Herr König. Ich habe mich selten so wohl gefühlt. Und Sie können mir glauben, ich kenne viele Hotels.«
    »Das freut mich zu hören.«
    Kommissar Mallmann nahm einen Schluck Kaffee und blickte den Hotelbesitzer von unten herauf an. »Sie sehen aber nicht gerade freudig aus, Herr König. Ich habe eher das Gefühl, daß Sie irgend etwas bedrückt.«
    »Wieso? Sieht man das?«
    »Jetzt haben Sie es schon zugegeben.«
    »Na ja.« Harry König hob unbehaglich die Schultern. »Darf ich mich setzen?« fragte er dann.
    »Dem steht nichts im Wege. Bitte.«
    Will Mallmann deutete auf einen Stuhl. »Wenn es Sie nicht stört, daß ich esse.«
    »Ich bitte Sie.« Der Hotelbesitzer nahm Platz.
    Kommissar Mallmann sah, daß die Finger des Mannes nervös übereinanderstrichen. Auf der Stirn hatten sich feine Schweißperlen gebildet, den obersten Knopf seines Hemdes hatte Harry König geöffnet.
    Der Mann hatte Sorgen, das war Mallmann klar. Der Hotelbesitzer wußte, daß Kommissar Mallmann bei Interpol beschäftigt war. Mallmann selbst hatte es ihm einmal erzählt, ihn aber gleichzeitig gebeten, es nicht breitzutreten. Will Mallmann wollte hier drei Wochen ausspannen, ja, er hatte noch nicht einmal hinterlassen, wo er zu erreichen war.
    Es war sein erster zusammenhängender Urlaub seit Jahren. Will Mallmann war Junggeselle, Mitte Vierzig und hatte pechschwarzes, an der Stirn schon etwas gelichtetes Haar. Seine dunklen Augen lagen tief in den Höhlen, die Nase war leicht gebogen, und das Kinn sprang markant vor. Über die Wangenknochen spannte sich eine leicht gebräunte Gesichtshaut, und nur an den Augenwinkeln zeigten sich die ersten Falten. Niemand sah Will Mallmann an, daß er zu den fähigsten Beamten von Interpol gehörte, daß er in den letzten Wochen quasi im Alleingang und mit ungeheuerem Einsatzwillen einen gefährlichen internationalen Rauschgiftring gesprengt hatte. Will Mallmann war mehr der Typ, der im Hintergrund arbeitete, aber seine Erfolge sprachen für sich.
    Genüßlich biß der Kommissar in ein Stück Kuchen, trank einen Schluck Kaffee und fragte dann: »Wo drückt denn der Schuh, Herr König?«
    »Nun, ich will offen sein, Herr Mallmann. Es geht nicht um mich, sondern um Lisa, meine Küchenhilfe. Sie ist seit heute nacht verschwunden.«
    Will Mallmann krauste die Stirn. »Das ist, mit Verlaub gesagt, nichts Ungewöhnliches.«
    »Natürlich, da gebe ich Ihnen recht, aber Lisa hatte in der vergangenen Nacht ein schreckliches Erlebnis. Haben Sie den Schrei nicht gehört?«
    Will Mallmann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher