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GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

Titel: GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen
Autoren: Jason Dark
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einmal abgeschlossen.
    John und Suko huschten nach draußen. Als sie auf der Straße standen, fiel die Spannung von ihnen ab. Jetzt erst merkten beide, wie erschöpft sie waren.
    Schwer atmend ließen sie sich gegen die Hauswand fallen und gönnten sich einige Minuten Pause.
    John drehte seinen Kopf dem hünenhaften Chinesen zu. Noch immer lief das Blut aus der Stirnwunde.
    »Komm zum Wagen«, sagte John, »ich verbinde dich.«
    »Danke.« Suko nickte.
    Der Bentley stand unbeschadet dort, wo John ihn abgestellt hatte. Was dem Geisterjäger auffiel, war die seltsame Stille. Wie die berühmte Ruhe vor dem Sturm, dachte John.
    Auf der Straße war keine Menschenseele zu sehen. Die Fassaden der Häuser waren dunkel, leer, abweisend. Selbst vor Lokalen und Geschäften brannten keine Lichter.
    Chinatown war zu einem Geisterviertel geworden…
    Auch Suko hatte die seltsame Stimmung bemerkt. »Die Nacht des Drachen«, sagte er, als John Sinclair die Wagentür aufschloß. »Sie wird über London hereinbrechen wie ein Gewitter. Wehe dem, der sich dem Drachen entgegenstellt.«
    John erwiderte nichts, konnte aber nicht verhindern, daß ihm ein kalter Schauer über den Rücken rieselte.
    Der Verbandskasten lag unter dem Beifahrersitz. John holte ihn hervor und packte Pflaster, Mull, Jod und eine Schere aus.
    Wenige Minuten später hatte er Sukos Wunde fachgerecht verbunden.
    Der Chinese lächelte John dankbar an. »Sie haben mir das Leben gerettet, Sir.«
    »Quatsch. Und laß das Sir weg, verdammt. Ich heiße John. Schließlich sitzen wir in demselben Boot.«
    Suko behielt sein Lächeln bei und drückte John die Hand. »Danke, Freund«, sagte er.
    Ehe er noch weitere Dankesbezeugungen äußern konnte, unterbrach ihn das Summen des Autotelefons.
    John nahm den Hörer ab und meldete sich.
    »Endlich!« hörte er Superintendent Powells Stimme. »Wo haben Sie denn gesteckt, Sinclair?«
    John atmete dreimal tief durch. Dann sagte er. »Sir, ich will Sie jetzt nicht damit langweilen, was ich erlebt habe, aber glauben Sie mir, ich bin gerade noch mit dem Leben davongekommen.«
    »Was man von einem gewissen Corporal Jenkins nicht behaupten kann.«
    »Wieso? Was ist los?«
    »Die Hölle, Sinclair, die Hölle.« Powell räusperte sich, sprach dann weiter. »Das Polizeirevier am Soho Square ist in der Hand des Schwarzen Drachen. Aber nicht die Chinesen sind es, die wild um sich schießen, sondern unsere eigenen Polizisten. Sie müssen irgendwie hypnotisiert worden sein, anders kann ich es mir nicht vorstellen. Sie haben Corporal Jenkins getötet und einen Streifenwagen in die Luft gejagt. Das Gebiet um den Soho Square ist abgesperrt worden. Unsere Leute richten sich auf eine Belagerung ein. Fahren Sie hin, Sinclair, und sehen Sie zu, was sich machen läßt.«
    »Nein, Sir«, sagte John, »das werde ich nicht tun.«
    »Warum nicht?« Powells Stimme klang gereizt.
    »Weil ich hier mehr gebraucht werde. Suko und ich befinden uns mitten im Chinesenviertel.«
    »Wer ist Suko?«
    »Das erkläre ich Ihnen später, Sir. Ich muß versuchen, an den Drachengott selbst heranzukommen – und ihn zur Strecke bringen. Vielleicht kann man so noch größeres Unheil abwenden.«
    Powell überlegte einige Sekunden. Dann sagte er: »Wenn Sie meinen, okay, Oberinspektor. Meinen Segen haben Sie!«
    »Danke, Sir. Und – drücken Sie mir die Daumen.«
    Den letzten Satz hörte Powell schon nicht mehr. Er hatte die Verbindung bereits unterbrochen.
    John legte den Hörer zurück und wurde plötzlich von Suko angestoßen.
    »Da, sieh doch, John!«
    Der Geisterjäger sah durch die Scheibe und hatte das Gefühl, sein Herz würde stehenbleiben.
    Sie kamen aus allen Ecken und Winkeln. Geisterhaft, lautlos, wie Schatten.
    Es waren Chinesen. Männer, Frauen – und Kinder. Stumm verließen sie ihre Häuser und sammelten sich auf der Straße. »Der Schwarze Drache holt seine Diener zusammen«, sagte Suko und konnte dabei nicht vermeiden, daß seine Stimme zitterte…
    ***
    Der prunkvolle Sarg bildete den Mittelpunkt des Raumes. Sechs kunstvoll geschnitzte Kerzenleuchter flankierten ihn zu beiden Seiten. Die brennenden Wachskerzen mit ihren langen Dochten verbreiteten ein warmes, gelblichrotes Licht. Der Schein warf kleine Kreise an die Decke, die ineinander überliefen.
    Li Tse Feng hielt Totenwache!
    Wache am Sarg seiner Tochter, so wie es die uralte Tradition vorschrieb.
    Obwohl Li Tse Feng seinen Betrieb nach den Regeln des modernen Managements führte, hatte er die
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