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GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

Titel: GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen
Autoren: Jason Dark
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dich schützen. Aber kämpfe mit ihm nur gegen die Mächte des Bösen. Erhebe ihn nie gegen einen Menschen, denn dann würde er seine magische Kraft verlieren.«
    Li Tse Feng hatte den Dolch entgegengenommen und sorgfältig aufbewahrt. Nie hatte er ihn zu benutzen brauchen, doch er hatte immer das starke Gefühl der Sicherheit gespürt, das von der Waffe ausging.
    Die korkenzieherähnliche Schneide war höllisch spitz. Er war eine wahrlich meisterhafte Leistung gewesen, aus einem Holzstück diesen Dolch zu drechseln.
    Mit spitzen Fingern nahm Li Tse Feng den Dolch aus der samtbeschlagenen Kassette. Dann trat er an das Kopfende des Sarges. Er nahm den Dolch in die rechte Hand, so daß die Spitze nach unten wies. Das Licht der Kerzen tanzte über die Schneide, und es sah so aus, als würden die magischen Symbole plötzlich ein Eigenleben führen.
    Li Tse Feng spürte die Kraft, die von dieser Waffe ausging. Es war wie ein warmer Strom, der in sein Innerstes vordrang und die Energiereserven mobilisierte.
    »Ja«, flüsterte Li Tse Feng, »ich werde den Kampf gegen den Schwarzen Drachen aufnehmen! Heute nacht noch. Und somit den Tod meiner Tochter rächen und den Schwarzen Drachen vernichten!«
    Mit einer abgehackten Bewegung drehte sich Li Tse Feng um. Er nahm die Lederscheide eines Brieföffners vom Schreibtisch und steckte statt dessen den Dolch hinein.
    Anschließend ließ er die Waffe in der Innentasche seines Jacketts verschwinden.
    Ehe er den Raum verließ, blieb er noch vor dem Sarg stehen. »Ich werde dich nun verlassen, Suzy«, sagte er. Mit einer feierlichen Geste neigte er den Kopf und schritt durch die Vorzimmer auf den Gang.
    Es war still hier oben. In regelmäßigen Abständen brannten kleine Lampen unter der Decke. Sie gaben gerade soviel Licht, um die Namen auf den Türen lesen zu können.
    Li Tse Feng sah, daß einer der Lifts hochkam.
    Er stoppte auf seiner Etage.
    Die Tür glitt zur Seite. Zwei Chinesen verließen den Lift.
    Als sie Li Tse Feng entdeckten, blieben sie wie angewurzelt stehen. Ihre Hände verschwanden hinter den Nacken, wollten die Dolche ziehen, doch Li machte eine beschwichtigende Handbewegung.
    Die beiden Chinesen verhielten. Sie trugen graue Jacken und Hosen von der gleichen Farbe. In ihren Augen lag ein fanatisches Glitzern.
    »Ihr wolltet zu mir?« fragte Li Tse Feng.
    »Ja.«
    Li Tse Feng lächelte. »Ich habe es geahnt«, sagte er. »Was wünscht der Schwarze Drache von mir?«
    »Er will, daß du sein Diener wirst!«
    »Es soll geschehen«, sagte Li Tse Feng und neigte seinen Kopf. »Ich wollte freiwillig zu ihm, um ihn bei seinem großen Kampf zu unterstützen. Ihr braucht keine Angst zu haben, ich mache euch keine Schwierigkeiten. Darf ich?« Li Tse Feng schritt auf die Lifttür zu. Die beiden Drachendiener traten schweigend zur Seite.
    Li Tse Feng lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. In seine Mundwinkel hatte sich ein Lächeln gegraben, während seine Augen in eine unendliche Ferne zu sehen schienen.
    Schweigend schritt Li Tse Feng im Erdgeschoß aus dem Lift. Augenblicklich nahmen ihn die beiden Chinesen in die Mitte. Vom Nachtportier war nichts zu sehen. Niemand hielt sich in der gläsernen Kabine auf.
    Einige Mieter befanden sich noch in der Halle. Sie saßen im Hintergrund auf bequemen Sesseln und diskutierten miteinander. Es waren junge Leute, die – als sie Li Tse Feng sahen – freundlich grüßten.
    Der alte Chinese grüßte zurück.
    Keiner schöpfte Verdacht. Niemand ahnte, daß Li Tse Feng vor der schwersten Prüfung seines Lebens stand.
    Die beiden Drachendiener waren mit einem Wagen gekommen. Es war ein älterer, dunkelblauer Mercedes. Er parkte in einer der Buchten neben dem Apartmenthaus.
    Li Tse Feng mußte sich in den Fond setzen. Die beiden Drachendiener stiegen vorn ein.
    Schweigend fuhren sie los. Sie waren froh, daß sie ihre Aufgabe so leicht geschafft hatten.
    Tschin, der Drachengott, würde zufrieden sein.
    Die Fahrt führte in Richtung Soho. Li Tse Feng hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und seine rechte Hand umklammerte den Griff des Dolches…
    ***
    Die Gegend um den Soho Square war systematisch abgesperrt worden. Streifenwagen hatten die Zufahrtsstraßen blockiert, ließen kein anderes Fahrzeug durch. Ihre rotierenden Rotlichter warfen lange, blitzende Finger auf die Fassaden der Häuser, und es zog gleichzeitig die Neugierigen an wie ein Magnet.
    Dicht gedrängt standen die Menschen hinter den Sperren, sprachen aufgeregt miteinander,
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