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GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

Titel: GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen
Autoren: Jason Dark
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Das Holz der Tür war schallschluckend, und aus diesem Grunde waren auch die Geräusche aus den beiden Vorzimmern nicht zu hören.
    Li Tse Fengs Gesicht war unbewegt. Noch immer starrte er auf die Leiche seiner Tochter.
    Dann zuckten plötzlich seine beiden Mundwinkel, und der Blick wurde trüb.
    Li Tse Feng weinte lautlos.
    John ließ den Mann gewähren. Er sah noch einmal in den geräumigen Schrankkoffer und entdeckte am Fußende einen kleinen Briefumschlag.
    John bückte sich und nahm den Umschlag heraus. Er drehte ihn zwischen den Fingern und sah auf der Vorderseite ein Siegel.
    Es zeigte einen Drachen, aus dessen weit geöffnetem Maul eine Feuerlohe schlug. Der Drache war schwarz und hielt in der rechten Pranke ein Schwert.
    John bedachte Li Tse Feng mit einem fragenden Blick.
    »Öffnen Sie, John«, sagte der Chinese, trat dann an den Koffer und klappte den Deckel zu.
    »Ich habe keine Tochter mehr«, sagte er mit einer Stimme, die John eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Der Oberinspektor hatte den Briefumschlag inzwischen aufgeschlitzt. Mit spitzen Fingern zog er einen gefalteten Zettel hervor. »Lesen Sie, John«, sagte Li Tse Feng.
    John las. Mit leiser Stimme, so als könne er die Tragweite der Worte nicht begreifen.
    »Dies wird Dein Opfer für den Schwarzen Drachen sein, Li Tse Feng. Damit bist Du verpflichtet, dem Drachengott zu dienen und seine Befehle auszuführen!«
    John ließ den Zettel sinken. Es fehlte eine Unterschrift, aber jeder wußte, wer sich hinter dem Absender des Briefes verbarg. Li Tse Feng drehte sich abrupt um und blickte John Sinclair in die Augen. Dann sagte er: »Der Schwarze Drache hat sich geirrt, wenn er annimmt, ich wäre sein Diener. Das Gegenteil ist der Fall. Ich werde den Schwarzen Drachen bekämpfen, wo ich nur kann. Ich werde eine Gegenbewegung aufstellen und den Geheimbund gnadenlos vernichten. Das ist ein Schwur!«
    John Sinclair glaubte dem Chinesen jedes Wort. Dieser Mann würde seine Lebensaufgabe nur noch darin sehen, einen Krieg gegen den Schwarzen Drachen zu führen. Gewalt gegen Gewalt. Es würde mitten in London blutige Auseinandersetzungen geben, und das mußte auf jeden Fall verhindert werden.
    John Sinclair legte seine Rechte auf Li Tse Fengs Schulter.
    »Hören Sie mir bitte zu, Li«, sagte er mit leiser Stimme. »Obwohl ich selbst keine Kinder habe, kann ich mir vorstellen, was Sie in diesen Augenblicken fühlen. Aber lassen Sie sich sagen, Li, es ist nicht gut, was Sie vorhaben. Sie setzen Gewalt gegen Gewalt. Unschuldige würden sterben. Ist das der Sinn der Sache?«
    »War Suzy nicht auch unschuldig? Hatte sie etwas mit dem Schwarzen Drachen zu tun? Nein, John, mein Entschluß steht fest.« Li Tse Feng schüttelte Johns Hand ab. »Ich kann auch Sie vorstehen, John. Sie sind Polizeibeamter und somit an Gesetze und Paragraphen gebunden. Ich aber bin ein Privatmann…«
    »… der sich strafbar macht, wenn er einen Rachefeldzug unternimmt«, fuhr John dem Chinesen in die Parade. »Mein Gott, Li, bitte hören Sie mir nur eine Minute zu. Ich will Ihnen einen Vorschlag unterbreiten. Wir waren bisher immer gute Freunde und wollen es auch in Zukunft bleiben.«
    »Reden Sie«, sagte der Chinese.
    »Geben Sie mir drei Tage, Li. Ich brauche drei Tage Zeit, dann habe ich die Mörder gestellt.«
    »Und wenn Sie es bis dahin nicht schaffen?« Li drehte sich um und blickte John Sinclair in die Augen. »Was machen wir dann? Sind wir dann Feinde?«
    John biß die Zähne aufeinander und senkte den Blick. Er konnte dem Chinesen darauf keine Antwort geben.
    Li Tse Feng nickte. »Ich sehe, Sie bleiben stumm. Das hatte ich erwartet. Aber ich gehe auf Ihren Vorschlag ein, John. Ich gebe Ihnen genau drei Tage Zeit. Zweiundsiebzig Stunden, von jetzt an gerechnet. Nützen Sie die Zeit.«
    »Bleibt es bei unserem Plan?« fragte John.
    »Das überlasse ich Ihnen.« Die Antwort kam knapp.
    Li Tse Feng war in den letzten Minuten ein anderer Mensch geworden. John Sinclair fühlte sich von einem Stahlkorsett eingeengt. Er wußte genau, welch eine Last er sich aufgebürdet hatte. Er würde völlig auf sich allein gestellt gegen eine mächtige Geheimorganisation stehen, und ihm saß das Ultimatum im Nacken.
    John wollte sich gerade zum Gehen wenden, als er vor der Tür eine wütende Männerstimme vernahm.
    »Lassen Sie mich durch, verdammt noch mal!« schrie der Mann. »Ich bin schließlich Suzys Verlobter. Ich…«
    Li Tse Feng gab Suko einen Wink. Der hünenhafte Leibwächter
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