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GK0157 - Zirkus Luzifer

GK0157 - Zirkus Luzifer

Titel: GK0157 - Zirkus Luzifer
Autoren: Jason Dark
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zu.
    Wer die unbekannte Zeugin auch war, sie durfte den nächsten Morgen nicht erleben.
    ***
    Terry Bendix hatte gezittert und gebebt wie all die anderen Zuschauer auch. Sie hatte die blitzenden, höllisch gefährlichen Klingen durch die Luft zischen sehen und bei jedem Wurf die Augen geschlossen.
    Dann war die atemlose beklemmende Stille einem ohrenbetäubenden Beifallsorkan gewichen. Genau wie die anderen Zuschauer war Terry Bendix von ihrem Platz gesprungen und hatte sich die Hände fast blutig geklatscht.
    Der Auftritt ihrer Schwester Cora und deren Partner gehörte wirklich zu den absoluten Höhepunkten des Programms. Und die durch Fernsehen und Film nicht gerade sensationsarmen Zuschauer forderten stürmisch eine Zugabe.
    Doch das Paar verschwand. Terry Bendix stieß prustend den Atem aus.
    Sie und Cora waren Schwestern. Halbschwestern, um korrekt zu sein. Terry war die ältere, Cora hatte die Mutter mit in die Ehe gebracht.
    Die beiden Geschwister hatten sich trotz des Altersunterschiedes von zehn Jahren immer verstanden. Terry hatte stets auf Cora aufgepaßt, und auch wenn die Mutter da war, hatte sie sich um die »Kleine« gekümmert. Die Mädchen waren älter geworden, und die Interessen liefen zwangsläufig auseinander.
    Dann kam der Tag, an dem Cora siebzehn Jahre alt geworden war. Von diesem Zeitpunkt an war sie verschwunden. Einfach von zu Hause weggelaufen, ohne eine Angabe von Gründen.
    Die Mutter hatte die Polizei eingeschaltet, doch auch sie hatte keine Spur von Cora entdeckt. Man tippte sogar auf ein Verbrechen, dem Cora Bendix zum Opfer gefallen sein konnte. Im Laufe der Zeit wurde Cora jedoch vergessen, und als vor einem Jahr ihre Mutter starb, stand Terry allein da.
    Nun, sie war eine Frau, die das Leben nicht umwarf. Terry hatte sich schon immer durchsetzen können und vor keinen Schwierigkeiten kapituliert.
    Und vor drei Tagen hatte Terry Bendix den Namen ihrer Schwester auf einem Plakat des Zirkus Luzifer gelesen. Terry hatte sofort gehandelt und sich eine Karte für die Eröffnungsvorstellung besorgt. Sie hatte eigentlich vorgehabt, schon vorher mit Cora in Verbindung zu treten, doch berufliche Gründe hatten sie davon abgehalten. Schließlich war sie mit dem Vorsatz in die Vorstellung gegangen, Cora danach zu treffen.
    Aufatmend ließ sich Terry Bendix nach dem gelungenen Auftritt ihrer Schwester wieder auf den Sitz zurückfallen. Sie strich sich den hellgrünen, modisch langen Rock über die Knie und tupfte sich mit einem Papiertaschentuch die Stirn ab.
    Es war heiß unter dem Zeltdach, dafür sorgten schon die zahlreichen Scheinwerfer in dem großen Rund.
    Die nächsten beiden Auftritte interessierten sie nicht mehr besonders. Einmal kam ein verwachsener, nur mit einem Lendenschurz bekleideter Kerl und aß lebende Mäuse. Als Nachtisch verspeiste er dann noch ein paar Gläser. Eine ziemlich unappetitliche Sache.
    Dann tauchte ein Feuerschlucker auf. Er schob die brennenden Schwerter wie Lakritzestangen in seinen Rachen und setzte sich dabei noch in ein gläsernes Terrarium mit armdicken langen Schlangen.
    Anschließend nahmen sämtliche Künstler noch die Parade ab, und unter den Beifallsovationen des Publikums verschwanden sie durch ein breites Tor nach draußen.
    Terry nahm ihre Schultertasche und stand auf. Sie hatte einen guten, aber relativ ungünstigen Platz erwischt, saß ziemlich weit von einem der Gänge entfernt.
    Es dauerte seine Zeit, bis sie sich aus der Sitzreihe geschoben hatte.
    Mit kleinen Schritten – und eingekeilt in eine Menschenmenge – strebte sie einem der zahlreichen kleinen Ausgänge zu. Stimmengewirr umbrandete sie. Die Zuschauer hatten die Sensationen noch längst nicht verdaut. Immer wieder wurden die schaurigen Ereignisse im Zirkus Luzifer besprochen.
    Draußen atmete Terry die frische Nachtluft in die Lungen. Es war schon dreiundzwanzig Uhr, und sie mußte sich beeilen, wenn sie Cora noch sprechen wollte.
    Terry umrundete das Zelt. Es kam ihr riesig vor, da sie darauf acht geben mußte, nicht über Schnüre oder herumliegende Balken und Bretter zu stolpern.
    Terry wunderte sich, daß ihr kaum ein Mensch begegnete. Die Zuschauer strömten alle in eine andere Richtung. Meistens zu den Parkplätzen oder zur nächsten Bushaltestelle.
    Aber hier – im Bereich der Wohnwagen – schien Terry in einer anderen Welt gelandet zu sein.
    Alles war dunkel, finster – unheimlich. Terry fröstelte. Vor ihren Augen sah sie die Schatten der Wohnwagen aufwachsen. Sie
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