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GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits

Titel: GK0141 - Irrfahrt ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
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aus der Scheide. Das Silber lag warm und beruhigend in seiner Hand.
    Die Pferde verfolgten jeden seiner Schritte. Sie mußten John als Eindringling betrachten.
    Zornig warfen sie die Köpfe hoch, und plötzlich sprühte Feuer und Rauch aus ihren Mäulern.
    John wich dem Höllenfeuer aus und preßte den geweihten Dolch gegen die Flanke des rechten Tieres.
    Ein schmerzvolles gepeinigtes Wiehern stieg in den Nachthimmel. Das Pferd bäumte sich auf, stieg mit den Vorderbeinen hoch und brach dann wie vom Blitz getroffen zusammen.
    Innerhalb von Sekunden zerfiel es zu Staub.
    Das andere Tier drehte durch. Es schoß plötzlich los, von wilder Panik erfüllt, verfehlte jedoch das Burgtor und prallte gegen die Mauer.
    Das Pferd hatte schon soviel Schwung gehabt, daß es von der noch in Fahrt befindlichen und nach vorn gestoßenen Kutsche überrollt wurde.
    John Sinclair rannte los und preßte die flache Scheide seines geweihten Dolches gegen den Körper des Tieres.
    Auch dieses Tier zerfiel innerhalb kurzer Zeit zu Staub.
    Die Kutsche hatte den Aufprall ebenfalls nicht überstanden. Sie war zusammengestaucht wie ein Auto in der Presse. Die beiden Vorderräder waren abgebrochen, die Türen aufgesprungen und die rechte davon aus den Angeln gefallen. Der kastenförmige Aufbau war zersplittert, als hätte er nur aus Streichhölzern bestanden.
    Einen Teilsieg hatte John Sinclair errungen. Zufrieden betrachtete er die Trümmer der Kutsche.
    Aber wo befand sich der Gesichtslose? Die Peitsche hatte er nicht mehr. Sie steckte in der Halterung des Kutschbocks. John wollte sie erst an sich nehmen, doch dann ließ er es bleiben. Sie wäre ihm nur hinderlich gewesen, und so gut, daß er sie hätte als Waffe einsetzen können, beherrschte er sie auch nicht.
    Jetzt galt es, den Gesichtslosen und das entführte Kind zu finden. Aber wo konnte er sich mit seinem Opfer versteckt haben? John Sinclair stand mitten auf dem Burghof und blickte sich um. Nicht hinter einem Fenster oder einer Schießscharte brannte licht. Alles war dunkel, nur der Mond spendete etwas Licht. Natürlich kam John der Gedanke an Verliese und Folterkeller. Bessere Verstecke gab es auf diesen Burgen gar nicht.
    Zwangsläufig hatte sich John Sinclair mit dem Aufbau von Burgen und Schlössern beschäftigen müssen, und meistens befanden sich die Verliese unter dem Wachturm.
    So konnte es auch hier sein.
    Eine Steintreppe erstreckte sich außen an der Mauer entlang und dann im rechten Winkel weiter zu einer Tür, die in das Innere des Wachturms führte.
    Johns Gedanken stockten plötzlich.
    Die Tür wurde aufgezogen.
    Blitzschnell huschte der Oberinspektor in den toten Winkel hinter der Treppe.
    John hielt den Atem an, als er über sich einen Schatten wahrnahm.
    Der Gesichtslose.
    Lautlos stieg er die Stufen der Treppe hinab, blieb unten auf dem Burghof abrupt stehen und stieß einen Wutschrei aus.
    John hatte sich, vorgebeugt, um besser sehen zu können. Jetzt verließ er seine Deckung und stand im Rücken des Gesichtslosen, dessen »Blick« auf die zerstörte Kutsche gerichtet war.
    Noch hatte der Unheimliche John Sinclair nicht bemerkt.
    Der Oberinspektor zog seine Pistole. Nur fünf Schritte trennten ihn von dem Gesichtslosen.
    »Der Anblick ist dir wohl ganz schön in die Knochen gefahren, was?« sagte John so laut, daß der Gesichtslose es gerade noch verstehen konnte.
    Der Unheimliche wirbelte herum.
    John ließ ihn genau in die Mündung der Waffe blicken.
    »Wo ist das Kind?«
    Sekundenlang war der Gesichtslose überrascht, doch dann drang ein heiseres Lachen aus der dunklen Höhle unter der Kapuze.
    »Du wirst es nicht mehr retten können! Der Kelem hat es sich geholt!«
    Der Kelem? John Sinclair überlegte blitzschnell. Er hatte den Namen noch nie gehört. Aber das mußte nichts bedeuten. Es gab im Bereich der Dämonen immer wieder Mächtige, die versuchten, sich die Menschen zu Diensten zu machen. Und so mußte es auch hier sein.
    »Wer ist der Kelem?«
    »Ein Größerer als du«, erwiderte der Gesichtslose. »Er steht vor dir und doch wieder nicht. Er lebt in den Verliesen der Burg und ist doch gleichzeitig draußen. Der Kelem und ich sind ein- und dieselbe Person, obwohl wir vor Urzeiten getrennt wurden. Eine Strafe aus unserer eigenen Dämonenfamilie hat uns getroffen. Jahrtausende lebten wir in zweierlei Gestalt, doch nun ist die Strafe vorbei und wir können wieder vereint werden, aber nur unter der Bedingung, daß wir die Lebenskraft von sieben unschuldigen
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