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GK0137 - Das Todeskabinett

GK0137 - Das Todeskabinett

Titel: GK0137 - Das Todeskabinett
Autoren: Jason Dark
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doch nicht. Was uns gehört, das kannst du dir doch auch nehmen. Wir waren zu der Zeit gerade im Keller und haben unseren Konservenvorrat nachgezählt. Deine Tante Emily ist plötzlich auf den Gedanken gekommen. Und du weißt ja selbst, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie so leicht nicht mehr davon abzubringen.«
    Larry hörte gar nicht mehr hin, was seine Tante noch alles sagte. Er war unsagbar erleichtert und dankte Gott, daß er den Pantoffel nicht unten im Keller verloren hatte. Hätte Tante Lydia den Pantoffel dort entdeckt, hätte er nicht gewußt, wie er sich aus der Sache rauswinden sollte.
    Lydia Bradford beugte sich vor und hauchte Larry noch einen Kuß auf die Stirn. »Dann schlaf mal, mein Junge«, sagte sie. »Mitternacht ist schon vorüber, und du brauchst die Ruhe.«
    »Ja, Tante, ich werde es versuchen.«
    Lydia Bradford lächelte noch einmal beruhigend und verließ das Zimmer. Leise schloß sie die Tür und Larry Harker konnte den Stein förmlich poltern hören, der ihm da vom Herzen fiel.
    Diesmal war es gut gegangen. Doch Larry Harker war von der Neugierde gepackt worden, und tief in seinem Innern nagten schon die ersten Zweifel an der Redlichkeit seiner Tanten…
    ***
    BEAUTY SCHOOL stand auf dem Messingschild, das an einem Torpfeiler befestigt war. Darüber blinkten die Rillen eines Lautsprechers, und einen Klingelknopf gab es auch.
    Das Haus selbst wirkte wie eine Festung. Die Mauern waren dick und die Fassade mit Putz und Stuck überhäuft. Die Fenster waren schmal und hoch und hatten Doppelscheiben. Zwei gewaltige Ulmen standen links und rechts des Einganges. Ihre knorrigen, dicken Äste wirkten wie mahnende Finger.
    Das Haus und der Park strahlten eine gewisse Solidität aus, und das war es auch, was der Direktor der BEAUTY SCHOOL bezweckte. Schließlich zahlten die Eltern der Mädchen horrende Summen, um ihre Töchter hier in den ›Feinen Umgangsformen‹ ausbilden zu lassen.
    Auch an diesem trüben Wintervormittag wirkte das Haus wie eine uneinnehmbare Trutzburg. Doch hinter der Fassade begann es langsam zu bröckeln, und das lag besonders an Frederic Stafford, dem Direktor der Schule.
    Stafford saß hinter seinem Eichenschreibtisch wie ein griechischer Rachegott. Sein Gesicht war hochrot, und seine Augen schienen fast aus den Höhlen zu quellen.
    Etwas Ungeheueres war geschehen!
    Eine Schülerin war über Nacht fortgeblieben und auch am Vormittag nicht erschienen. Das Girl hieß Milly Day und war im allgemeinen als stilles, strebsames Wesen bekannt und beliebt. Daß sie einfach über Nacht weggeblieben war, damit hätte niemand gerechnet. Und doch mußte sich Frederic Stafford mit den Tatsachen abfinden.
    Eine umfangreiche Suchaktion war vergebens gewesen. Stafford hatte bewußt noch nicht die Polizei eingeschaltet und auch den anderen Schülerinnen nichts davon gesagt. Er wollte Ärger und Unruhe vermeiden. An der Suche hatte nur das Lehrpersonal teilgenommen, und die einzelnen Kollegen hatten sich in Staffords Augen auch nicht viel Mühe gegeben.
    Immer wieder wischte er sich mit einem blütenweißen Taschentuch über die hohe Stirn.
    Im Augenblick spielten seine Finger mit einem Bleistift. Allein diese Geste zeugte davon, wie nervös Stafford war.
    Schließlich gab er sich einen Ruck und drückte mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die Taste der Gegensprechanlage.
    »Ja, Sir?« ertönte eine weibliche Stimme.
    »Bitten Sie Miss Folsom zu mir, Brenda.«
    »Sofort, Sir.«
    Frederic Stafford lehnte sich zurück. Miss Folsom war die Hausmeisterin und gleichzeitig die Anstandsdame in der Schule. Sie war eine alte Jungfer und von den Schülerinnen mit dem Namen Nebelkrähe versehen worden. Miss Folsom war eine giftige Person und gönnte den Schülerinnen nicht einmal das kleinste Vergnügen. Nur Frederic Stafford war ihr heimlicher Schwarm, was aber wiederum nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Als zaghaft gegen die Tür geklopft wurde, rief Frederic Stafford ›Herein‹. Seine Stimme durchbrach die Stille wie ein Pistolenschuß.
    Miss Folsom schob sich in das Zimmer.
    »Sie haben mich rufen lassen, Sir?«
    »Ja. Kommen Sie näher, und bleiben Sie nicht an der Tür stehen.«
    »Danke, Sir, danke.«
    Miss Folsom blieb mit hinter dem Rücken verschränkten Händen in leicht gebückter Haltung vor dem großen Schreibtisch stehen und blinzelte hinter ihrer Brille her dem Direktor fragend in die Augen.
    Der Begriff ›graue Maus‹ war für Miss Folsom schon ein
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