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GK0134 - Die Drachenburg

GK0134 - Die Drachenburg

Titel: GK0134 - Die Drachenburg
Autoren: Jason Dark
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Murmeln. Und obwohl sie starr aus dem Augenbett hervorquollen, hatte Sandra das Gefühl, sie würden in das Zentrum ihrer Seele blicken können.
    Zum erstenmal spannte sich eine Gänsehaut über den Rücken der jungen Studentin, und Sandra ging schneller, um dem Blick dieser Augen zu entfliehen.
    Dann stand sie vor der großen Tür. Sie war aus dickem schweren Eichenholz, in das allerlei seltsame Figuren und Symbole eingeschnitzt worden waren.
    Sandra, die sich während ihrer Forschungen auch mit der Kultur der Kelten vertraut gemacht hatte, erkannte Abbildungen der grausamsten und schrecklichsten Götter. Dazwischen standen in beschwörender Haltung Priester bei ihren finsteren Ritualen. Alles war so echt nachgebildet, daß Sandra unwillkürlich das Gefühl hatte, die Figuren würden im nächsten Augenblick zu unheilvollem Leben erwachen.
    Die Tür besaß einen dicken Knauf, der golden schimmerte und auf dessen gekrümmter Oberfläche eine Schlange abgebildet war, die sich selbst in den Schwanz biß.
    Sandra zögerte, ehe sie den Knauf berührte, doch schließlich umfaßten ihre Finger das Metall.
    Es fühlte sich kühl und glatt an, und Sandra drehte den Knauf nach rechts.
    Es gab ein knackendes Geräusch, und dann konnte die junge Studentin die rechte Hälfte der Tür nach innen stoßen.
    Sandra hielt den Atem an, als sie die Burg betrat. Sekundenlang war sie von der Pracht geblendet, die sich ihren Augen darbot.
    Sie stand in einem großen Saal, dessen Decke von schweren Säulen gestützt wurde. An den Wänden und an den Säulen waren Leuchter befestigt, in denen dunkle Kerzen steckten und deren brennende Dochte ein rot-violettes Licht verbreiteten.
    Automatisch schob Sandra die Tür wieder hinter sich zu. Auf Zehenspitzen ging sie weiter. Gemälde bedeckten Wände und die Decke. Die Bilder zeigten schreckliche Szenen aus der Vergangenheit. Sie waren phantastisch und naturgetreu gemalt, und Sandra Lee schauderte vor dieser kalten Pracht.
    Im Mittelpunkt des Saales stand ein langer Tisch, an dem Stühle mit hohen Rückenlehnen aufgereiht waren.
    Sandra trat dicht an den Tisch heran und strich über die dunkelbraune Platte.
    Sie glänzte im Widerschein der Kerzen. Nicht ein Stäubchen blieb an Sandras Fingerspitzen haften.
    Ein weiteres Anzeichen, daß die Burg bewohnt war.
    Aber von wem?
    Aus alten Aufzeichnungen ging hervor, daß der letzte Besitzer der Drachenburg ein gewisser Count Blackmoor gewesen war, ein rüder Geselle, der den Spitznamen ›Der Schreckliche‹ bekommen hatte. Count Blackmoor hatte kein Gesetz und keinen Gott gekannt, sondern nur sich selbst. Außerdem – so steht es in den alten Chroniken – habe er sich mit Schwarzer Magie und Hexerei beschäftigt und für seine grausamen Rituale viele Opfer, vor allem junge Frauen, gefordert. Über den Tod dieses Mannes gab es mehrere Versionen. Eine berichtet, daß der Count of Blackmoor im betrunkenen Zustand vom Wehrturm seiner Burg gefallen sei und sich das Genick gebrochen habe. Eine andere Version sagt, daß der Teufel persönlich aus dem Berg gekommen sei und seinen Diener zu sich in die Hölle geholt habe.
    Aber all das lag schon fast achthundert Jahre zurück, und in der Zwischenzeit hatte angeblich niemand mehr die verfluchte Burg betreten, von der es hieß, sie sei von einem Druidenpriester gebaut worden als Hort der Dämonen und finsteren Mächte.
    Sandra Lee strich sich über die vor Aufregung heiße Stirn. Was würde sie in den nächsten Minuten erwarten? Würde ihr der Burgherr entgegentreten – oder dessen Geist?
    Obwohl Sandra damit gerechnet hatte, erschrak sie doch, als sie hinter ihrem Rücken eine tiefe, etwas spöttisch klingende Männerstimme hörte.
    »Willkommen auf der Drachenburg, Sandra Lee!«
    ***
    Die junge Studentin stand einige Sekunden lang unbeweglich und lauschte der fremden Stimme nach.
    »Was ist, Miß Lee, wollen Sie sich nicht umdrehen?« Schritte klangen hinter Sandra auf und näherten sich ihr. Eine Hand legte sich auf ihre rechte Schulter.
    Sandra drehte den Kopf. Die Hand war weiß, wirkte knochig und erinnerte Sandra an die Hand eines Toten.
    Sie schauderte.
    Der Druck auf ihrer Schulter verstärkte sich, zwang Sandra, sich umzudrehen.
    Ein bärtiges Gesicht starrte sie an. Unwillkürlich hielt die junge Studentin den Atem an, als ihr Blick die hochgewachsene breitschultrige Gestalt abtastete.
    Der Mann überragte sie um Haupteslänge. Er hatte rabenschwarzes Haar, das wirr und lockig auf seinem Schädel
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