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GK0120 - Die Geisterhöhle

GK0120 - Die Geisterhöhle

Titel: GK0120 - Die Geisterhöhle
Autoren: Jason Dark
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weggehen wollte.
    Auf der Straße war an diesem sonnigen Samstag einiges los. Arbeitslose Männer schlichen mit gesenkten Köpfen herum. Frauen keiften sich an, und Kinder spielten in der Gosse. Was noch an Pflastersteinen im Erdreich steckte, war herausgerissen und einfach auf die Straße geworfen worden. Niemand kümmerte es.
    Ginny fühlte die Blicke der Männer beinahe wie tastende Finger. Doch keiner wagte es, die Rockerbraut anzusprechen. Zu groß war die Furcht vor Tom Tarras.
    Ginny lächelte verächtlich. So hatte sie sich das immer vorgestellt. Diese scharfen Kerle sollten selbst sehen, wo sie blieben. Ungeduldig blickte Ginny auf die Uhr. Die Rocker waren schon seit zehn Minuten überfällig. Sie hatten noch etwas zu »erledigen« gehabt und wollten Ginny dann abholen.
    Das Girl spuckte den Kaugummi aus und klemmte sich eine filterlose Zigarette zwischen die kirschrot geschminkten Lippen. Tom mochte nicht, wenn sie Filterzigaretten rauchte. Und was Tom wollte, war für sie ein Befehl.
    Ein sechsjähriger Steppke gab ihr Feuer. Dafür revanchierte sich Ginny mit einer Zigarette, die der Junge hinter das rechte Ohr klemmte.
    Ginny stieß den Rauch durch die Nasenlöcher aus. Dann ging sie zwei Schritte zur Seite, weil die Spätsommersonne sie blendete.
    Lässig schnippte Ginny den Zigarettenstummel nach einigen Minuten in den Rinnstein.
    Und da hörte sie schon den Lärm. Die Rocker kamen.
    Wie die Höllenhunde des Satans rasten sie um die Ecke und bogen in die schmale Straße ein. Blitzartig flüchteten die Menschen auf die Bürgersteige. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß einer von den Rockern über den Haufen gefahren worden wäre.
    Tom Tarras hielt die Spitze. Er war der unumschränkte Rockerkönig von London. Wenigstens bildete er sich das ein. Seine vier Vasallen folgten in einer Kette, jagten über die Breite der Straße.
    Ginny bekam glänzende Augen und trat einen Schritt vor.
    Tom Tarras – oder auch der Vollstrecker, wie er von Ginny genannt wurde – raste auf den Bürgersteig und bremste direkt vor dem Girl ab. Die schwere Maschine bekam eine Seitendrift, wurde von Tarras jedoch gekonnt gehalten.
    »Hallo Baby«, sagte er nur und blieb auf der Harley sitzen. Seine Füße berührten den Boden.
    Die anderen hatten einen Halbkreis gebildet.
    Tarras nahm seine Brille ab und bleckte die Zähne. Es war Gesetz bei den Rockern, keine Helme mit Sichtklappen zu tragen, sondern weiterhin altmodische Motorradbrillen.
    Ginny flog auf ihren Freund zu. Die beiden demonstrierten das große Liebespaar. Tarras ließ seine Hände ungeniert über Ginnys Körper wandern. Es machte ihm auch nichts aus, seine Finger unter den Pullover zu schieben.
    Ginny kicherte wie eine schüchterne Jungfrau und schmiegte sich noch enger an Tom Tarras.
    »Du Vollstrecker«, hauchte sie ihm ins Ohr, und Tarras grinste geschmeichelt, weil er genau wußte, wie Ginny das meinte.
    Doch dann schob er Ginny ziemlich abrupt zur Seite. »Schluß jetzt«, sagte er. »Wir wollen den Affen hier keine Schau bieten. Ich habe was anderes vor.«
    »Was denn?« Ginnys Augen hingen gebannt an Tarras’ Lippen.
    »Wir werden eine Tour aufs Land machen.«
    »Aufs Land? Aber wohin denn?«
    Tarras wandte sich grinsend um. »Brauchen wir ein Ziel, Boys?«
    Red Bull war es, der antwortete. »Wir werden die Bauern mal ‘n bißchen auf Trab bringen, und das können wir überall.«
    »Zufrieden. Ginny?« Tarras’ Stimme klang lauernd.
    »Und wie«, jubelte das Girl. »Wann geht’s los?«
    »Sofort.«
    Begeistert schwang sich Ginny auf den Rücksitz.
    »Wir pflügen die Felder«, sagte Tarras.
    Er ließ den Motor aufheulen. Die anderen taten es ihm nach, und Sekunden später brauste die Rockerhorde davon. Manch einer atmete auf, und die meisten wünschten die Rocker zum Teufel. Sie ahnten nicht, wie schnell und direkt sich ihr Wunsch erfüllen sollte…
    ***
    Die Rocker fuhren natürlich nicht quer über die Felder, sondern nahmen die gut ausgebaute Autobahn nach Southampton. Es herrschte reger Betrieb, doch die Rocker gaben ihren Ofen die Sporen und überholten alles, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Ginny genoß die Fahrt. Eng klammerte sie sich an den vor ihr sitzenden Tom Tarras. Trotzdem schnitt der Fahrtwind durch ihre Kleidung, und Ginny machte sich Vorwürfe, nicht den Lederanzug angezogen zu haben.
    Der Rock war noch höher gerutscht. Ein mit Spitzen besetzter roter Slip schimmerte unter dem Mini hervor.
    Hundertfünfzig Meilen jagten
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