Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK0001 - Die Nacht des Hexers

GK0001 - Die Nacht des Hexers

Titel: GK0001 - Die Nacht des Hexers
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Schreibmaschinenseiten.
    John Sinclair las den Brief aufmerksam. Nach etwa zwanzig Minuten legte er die Blätter auf den Schreibtisch.
    »Nun?« dehnte Superintendent Powell. »Wie ist Ihre Meinung?«
    John grinste etwas verunglückt. »Normalerweise würde ich sagen, dieser Konstabler Jones hat eine etwas zu blühende Phantasie. Aber wie die Dinge liegen, ich meine die verschwundenen Leichen, muß an der Sache wirklich etwas dran sein.«
    »Eben«, erwiderte sein Vorgesetzter. »Sie, John, werden sich mit diesem Fall beschäftigen. Sie sind genau der richtige Mann.«
    Das war John Sinclair tatsächlich. Er hatte sich während seines Studiums unter anderem auch mit Parapsychologie beschäftigt, diesem Grenzgebiet der Psychologie. John war zwar von Natur aus Realist, doch er wußte auch, daß es Dinge gab, die die Wissenschaft nicht erklären konnte. Das galt besonders für die Naturwissenschaften.
    »Meinen Sie wirklich, daß meine Reise nach Middlesbury Erfolg verspricht, Sir?«
    »Ja«, antwortete Powell und erhob sich. »Sie fahren am besten schon heute. Und passen Sie auf, John. Ich habe ein komisches Gefühl. Möchte meinen besten Mann nicht verlieren. Alles Gute!«
    Die beiden Männer reichten sich die Hand.
    John Sinclair war diese Art Aufträge gewohnt. Nicht nur von Scotland Yard. Es waren schon Polizeiorganisationen aus der ganzen Welt an ihn herangetreten, wenn sie einen Fall zu bearbeiten hatten, bei dem herkömmliche Mittel versagten.
    Bis jetzt war John Sinclair immer noch mit heiler Haut davongekommen…
    John fuhr zuerst ins Archiv. Hier roch es wie immer nach verstaubten Akten und Bohnerwachs. Konstabler Jones’ Brief hatte er eingesteckt. John las noch einmal den Namen des Schlosses nach, das in dem Schreiben erwähnt wurde.
    »Manor Castle«, murmelte der Archivar und kratzte sich an seinem kahlen Hinterkopf. »Werden wir gleich haben.«
    Brummend verschwand er im Hintergrund der riesigen Archivhalle. Schon drei Minuten später war er wieder zurück, in der Hand einen Schnellhefter.
    Er blies den Staub weg und reichte ihn John. »Ich habe mal ‘reingeguckt. Scheint ein Spukschloß zu sein, Sir«, meinte er und schüttelte sich leicht.
    »Ich liebe Geister«, grinste John und verschwand.
    In seinem nüchtern eingerichteten Büro sah er den Schnellhefter durch.
    Der Inhalt bestand zum Teil aus Zeitungsartikeln und alten Urkunden. Viele der Blätter waren schon vergilbt. Zuerst überflog John die Geschichte des Schlosses nur flüchtig. Doch auf den letzten Seiten wurde es interessant. Dort stand, daß ein gewisser Professor Orgow das Schloß vor zwei Jahren für nur zehntausend Pfund erworben hatte. Orgow kam aus Rumänien, lebte aber schon lange in England und beschäftigte sich, wie es in den Akten hieß, mit wissenschaftlichen Problemen der Magie. Seine Kollegen hielten ihn für einen Spinner und hatten jegliche Verbindung zu ihm abgebrochen. Studenten der Universität, an der er einst seine Vorlesungen gehalten hatte, hatten ihm den Beinamen »der Hexer« gegeben. Er schien tatsächlich bei seinen Forschungen beachtliche Erfolge erzielt zu haben, jedoch waren diese Erfolge nie anerkannt worden. Ja, man hatte ihn sogar ausgelacht. Anscheinend verbittert und von glühendem Haß gegen die Menschen erfüllt, hatte er sich auf das unheimliche Schloß zurückgezogen, die richtige Kulisse für seine geheimnisvollen Untersuchungen. Was er aber nun genau trieb, war aus den Akten nicht zu ersehen.
    Nachdenklich klappte Sinclair den Hefter wieder zu. Er hielt diesen Professor Orgow keineswegs für einen so großen Spinner. Ja, er war sogar überzeugt, daß der Beiname Hexer bei diesem offensichtlich wahnsinnigen Wissenschaftler durchaus gerechtfertigt war. Wenn der Mann auch ziemlich skurril wirkte, wußte John doch, daß gerade diese Leute unerwartete Fähigkeiten an den Tag legten, mit denen sie ihre Umwelt verblüfften oder sogar in Angst und Schrecken stürzten. Wahrscheinlich war das hier auch der Fall. Alles deutete jedenfalls darauf hin.
    John klemmte sich den Hefter unter den Arm, stieg in seinen silbergrauen Bentley, den einzigen Luxus, den er sich leistete, fuhr nach Hause, packte kurzerhand einen Koffer und dampfte eine halbe Stunde später ab in Richtung Norden. Nach Schottland.
    Er übernachtete noch zwischendurch und traf am nächsten Morgen in Middlesbury ein.
    Das Nest machte einen verschlafenen Eindruck. Ganz im Gegensatz zu dem Girl, das John über den Weg lief, als er nach einem Hotel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher