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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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voller Verzweiflung gewesen waren. Selbst wenn Neha sich ein Ziel außerhalb Raphaels Territoriums suchte, würde die Welt so kurz nach der Zerstörung von Peking nicht noch eine solche Verwüstung verkraften, ohne daran zu zerbrechen. Und unabhängig davon würde der daraus resultierende Engelskrieg sie alle verschlingen.
    In diesem Augenblick summte dezent sein Handy. Er nahm ab und hörte Samira sagen: »Ihr Geist hat ihren Körper verlassen – in ihren Augen liegt der Wahnsinn.«
    »Bring sie in das Zimmer mit ihrer Telefonanlage.«
    »Jason, sie wird nicht zur Vernunft kommen.«
    »Du musst eine Möglichkeit finden.« Jeder seiner Agenten verfügte über eine messerscharfe Intelligenz und war in der Lage, eigenständig zu denken und zu handeln. »Und anschließend verlass die Festung und Nehas Territorium.«
    Samira holte tief Luft. »Ich könnte es schaffen, wenn ich die Wahrheit ein wenig verbiege und sage, der Kader möchte mit ihr sprechen.«
    »Vergeude keine Zeit, Samira.« In dieser Stimmung war Neha tatsächlich fähig, sie zu töten.
    »Ich breche auf, sobald ich die Nachricht überbracht habe.«
    Beim Auflegen sah er Raphael an. »Wenn wir jetzt mit ihr telefonieren, haben wir eine Chance, sie abzufangen, bevor sie vor Zorn nichts mehr sieht und hört.«
    »Ich kann sie davon abbringen«, gab Raphael zurück, »aber dafür könnte deine Anwesenheit in ihrem Territorium erforderlich sein.«
    »Ich mache mich auf den Weg.« Für Samira war das Risiko jetzt zu groß, aber Jason war viel stärker als sie, und er wusste, dass er sich Neha gegenüber ein gewisses Maß an Respekt verschafft hatte.
    Raphael nickte, wartete ab, bis sich Jason außer Sichtweite begeben hatte, und forderte dann am großen Bildschirm in einer Ecke seines Arbeitszimmers die Verbindung an – denn auch Raphael kannte den Wert der Technik. Die Antwort ließ so lange auf sich warten, dass Jason bereits glaubte, Samira habe in ihrer Aufgabe versagt. Aber endlich hellte sich der Bildschirm auf und zeigte eine Neha, wie er sie nie zuvor gesehen hatte.
    Der Erzengel von Indien war stets elegant, stets anmutig in Erscheinung getreten.
    Jetzt hing Neha ihr schwarzes Haar matt und wirr ins Gesicht, als hätte sie es gerauft. Ihre Haut war mit blutigen Schlieren überzogen, die in ihren ringelblumengelben Seidensari sickerten. »Raphael«, sagte sie mit tödlich ruhiger Stimme. »Wie ein Geier kreist du über mir, während meine Hände noch feucht von Eris’ Herzblut sind.«
    Raphaels Antwort war milde. »So war ich nie, Neha.«
    Ein mattes Lächeln, ähnlich dem jener Reptilien, denen Neha ihren Namen als Königin der Schlangen verdankte. »Nein, vielleicht nicht. Also, möchtest du mir dein Beileid aussprechen?« Eine beinahe gelangweilte Äußerung. Sie senkte die Lider, um den wilden Zorn zu verbergen, der darunter brodelte.
    »Ich möchte ein Angebot zur Hilfe aussprechen.«
    Neha zog eine ihrer majestätischen Augenbrauen hoch. »Wenn du keine gut versteckten Geheimnisse in dir birgst, dürfte es außerhalb deiner Fähigkeiten liegen, Eris wieder zum Leben zu erwecken. Selbst Lijuan brächte das nicht fertig.«
    Jason fragte sich, ob Neha es in Betracht gezogen hatte, ihren verstorbenen Gatten dem Grauen auszusetzen, einer von Lijuans »Wiedergeborenen« zu werden – ein schlurfendes, geistloses Monster, das sich von Menschenfleisch ernährte –, und konnte die Vorstellung nicht sofort wieder loswerden. Das machte die Situation noch heikler, denn wenn Neha und Lijuan ihre Kräfte vereinten, würde die Welt in Blut und Tod und schreiendem Entsetzen untergehen.
    »Nein«, erwiderte Raphael auf Nehas höhnische Bemerkung. »Eris wurde innerhalb deiner Festung ermordet, was bedeutet, dass du niemandem trauen kannst, der sich darin aufhält. Ich habe einen Mann mit den nötigen Fähigkeiten, um den Mörder für dich ans Tageslicht zu bringen.«
    Diesmal war die Pause länger, der Wahnsinn in Nehas Augen wich nach und nach kühler, unerbittlicher Vernunft. »Dein schwarzer Schatten? Der gerettete Welpe?«
    Jason war nicht gekränkt, obwohl die letzte Beschreibung unzutreffend war. Niemand hatte ihn gerettet.
    Auch Raphaels Antwort war gelassen, das makellose Blau seiner Augen so ruhig wie ein Gletschersee. »Jasons Fähigkeiten stehen außer Frage.«
    »Außerdem ist er dein Meisterspion.« Sie hob ihre blutverschmierte Hand und starrte darauf; ohne Vorwarnung senkte sich ihre Stimme zu einem zitternden Flüstern. »Eris hat so viel Blut
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