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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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Schoß hineinglitt. Ich werde es niemandem verraten. Sein leises Lachen war für sie kostbarer als eine Million geschliffene Edelsteine.

Epilog
    Mahiya hatte immer gewusst, dass Jason irgendwann gehen musste – ein Meisterspion konnte nicht an einem Fleck bleiben. Allerdings hatte er es in den letzten beiden Wochen geschafft, immer gut informiert zu sein, obwohl sie die meiste Zeit eng umschlungen miteinander verbracht und gemeinsam ihr neues Zuhause eingerichtet hatten.
    »Neha und Nivriti scheinen ihren Waffenstillstand fürs Erste einzuhalten«, hatte er ihr eine Woche zuvor gesagt. »Aber es lässt sich unmöglich vorhersagen, was die beiden tun werden – der Zwist zwischen ihnen ist einzigartig.«
    »Ja.« Mahiya hatte die Liebe erkannt, die sich hinter dem Hass verbarg, hatte hinter dem Drang zu zerstören die Sehnsucht nach Nähe gesehen. »Tief in mir frage ich mich, ob sie nur deshalb schwer verletzt überlebt haben, weil sie sich eigentlich nicht umbringen wollten.«
    »Ja.«
    Jetzt, sieben Tage nach dieser Unterhaltung, wartete ihr Geliebter darauf, sich von ihr zu verabschieden. Er musste für unbestimmte Zeit in unbekanntes Gebiet aufbrechen.
    »Vielleicht kann ich mich nicht jeden Tag bei dir melden«, sagte der Mann, der sie an diesem Morgen wachgeküsst hatte, der Mann, der sich hinter dem obsidianschwarzen Stahl des Meisterspions verbarg. »Aber ich werde es tun, sooft ich kann. Und wenn du mich nicht erreichst – rufe Raphael oder einen der Sieben an. Wenn du lieber mit einer Frau sprichst, können auch Elena und Jessamy an alle wichtigen Informationen gelangen.«
    Dieser Mann, dachte sie, während er sprach, würde ihr niemals sagen, dass er sie liebte, würde ihr niemals Blumen schenken oder romantische Dinge tun. Vielleicht würde er nicht einmal ihr oder sich selbst eingestehen, dass zwischen ihnen mehr als nur eine erotische Anziehung bestand – nämlich ein beinahe schmerzhaft tiefer Bund der Herzen.
    Aber wozu brauchte sie Worte und Schmeicheleien? Sie war inmitten von Lügen und Illusionen, von Gemunkel und Andeutungen aufgewachsen, inmitten der tausend Intrigen und Romanzen des Lebens bei Hof. Eris hatte Neha immer wieder gesagt, dass er sie liebte. Und Nivriti hatte er dasselbe erzählt.
    Nein, Worte waren Mahiya nicht wichtig. Nie.
    »Ich weiß«, erwiderte sie auf Jasons Erklärung. »Ich habe von allen die Telefonnummern.« Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und stellte sich auf die Zehenspitzen, und dann küsste sie ihn, damit er sie bis zu seiner Rückkehr nicht vergaß. »Du wirst mir fehlen, wenn du weg bist«, flüsterte sie anschließend an seinen Lippen. »Und wenn du nicht auf dich aufpasst, werde ich äußerst verärgert sein.«
    Er zog sie an sich und beugte sich über sie. »Ich komme so schnell wie möglich wieder nach Hause.«
    Bei diesem Eingeständnis, dass er jetzt hierher gehörte, hier zu Hause war, schnürten Tränen ihre Kehle zu. Sie trat einen Schritt zurück und legte ihre Hand in seine. »Ich begleite dich bis zu meinem Hügel.« Es war ein Scherz zwischen ihnen, die sanfte Erhebung verdiente diese Bezeichnung kaum. Aber Mahiya bestand darauf, sie so zu nennen – bis sie eines Morgens nach dem Aufwachen ein sorgfältig geschnitztes Holzschild auf der Anhöhe vorfand, das sie als »Mahiyas Hügel« auswies.
    Immer wenn sie das Schild sah, musste sie lächeln und verliebte sich noch ein wenig mehr in diesen Engel, auch wenn das eigentlich unmöglich war.
    Jasons Flügel streifte ihren, als sie durch die Gärten schritten, wo der schwere Duft der Rosen in der Luft lag und sie die Wärme des Sonnenlichts auf ihrem Gesicht spürte. Ihre Mutter lebte und war ein todbringendes Wesen, das sie nicht ganz begreifen konnte. Neha trieb ihr Gebiet vielleicht schon in diesem Augenblick in einen Krieg, und Lijuan regte sich wieder. Tiefe Schatten verdunkelten den Horizont.
    Und doch war dieser Augenblick ohne Makel.
    Viel zu schnell hatten sie den albernen kleinen Hügel erreicht, und Jasons Hand löste sich aus ihrer. Keiner von ihnen sagte ein Wort, als er die Flügel ausbreitete und mit prachtvoller Kraft davonflog, tiefschwarz glänzten seine Federn in der Sonne. Anstatt hoch hinauf über die Wolkendecke zu fliegen, wie er es sonst tat, zog er einen weiten Bogen über ihr … und dann hörte sie es.
    Seine Stimme war so rein wie keine zweite. So klar und kostbar, dass die Vögel verstummten und der Wind ergeben seufzte. Ihr Herz zerriss und zerbrach und formte
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