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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss
Autoren: N. Singh
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nicht erlaubt war. Ganz offensichtlich hatte Ebose gute Anwälte. Er wollte es keinesfalls riskieren, von der Vampirschutzbehörde rechtlich belangt zu werden.
    Nicht, dass die VSB jemals mit einer Misshandlungsklage durchgekommen wäre. Die Engel brauchten lediglich ein paar Fotos von Menschen mit aufgeschlitzter Kehle vorzulegen, und schon war die Jury nicht nur bereit, die Klage abzuweisen, sondern wollte ihnen sogar einen Orden verleihen.
    Elena führte den Vampir die Gangwaystufen hinauf in den hinteren Teil des Passagierraums, wo eine große offene Kiste stand. »Rein mit Ihnen.«
    Er stieg hinein, dann drehte er sich um und sah sie an. Wellen panischer Angst gingen von ihm aus und hatten schon längst sein Hemd durchnässt.
    »Tut mir leid, Freundchen. Sie haben drei Frauen und einen alten Mann auf dem Gewissen. Das lässt das Mitleidsbarometer ganz nach unten fallen.« Sie schlug den Deckel zu und verriegelte ihn mit einem Vorhängeschloss. Die Kette würde den Vampir bis nach Sydney begleiten und von dort aus dann direkt an die Gilde zurückgehen, so wie es das Protokoll für Ausrüstungen mit eingebauten Chips vorschrieb. »Er ist startklar, Jungs.«
    Alle vier Teammitglieder waren ihr ins Flugzeug gefolgt– der Anführer musterte sie von oben bis unten, seine Augen waren von einem stechenden Türkis. »Keine Verletzungen. Beeindruckend.« Er reichte ihr einen Umschlag. »Wie vereinbart wurde das Geld auf Ihr Gildekonto überwiesen.«
    Elena prüfte den Auszug. Überrascht zog sie die Brauen in die Höhe. »Mr Ebose ist sehr großzügig.«
    »Eine Zulage für die prompte und unversehrte Ergreifung des Zielobjekts. Mr Ebose hat noch viel mit ihm vor. Der alte Jerry war sein Lieblingssekretär.«
    Angewidert zuckte Elena zusammen. Das Problem mit der Unsterblichkeit war, dass einem alle möglichen Dinge zugefügt werden konnten, ohne dass man starb. Einmal hatte sie einen Vampir gesehen, dem alle Gliedmaßen abgetrennt worden waren– und zwar ohne Betäubungsmittel. Als das Rettungskommando der Gilde ihn aus den Fängen der Vampirhasser befreit hatte, hatte er bereits den Verstand verloren. Doch es existierte ein Video. Deshalb wussten sie auch, dass der Mann während der Folter bei vollem Bewusstsein gewesen war. Bestimmt zeigten die Engel den in Scharen zu ihnen strömenden Bittstellern dieses Video nicht.
    Oder vielleicht doch?
    Die Engel erschufen pro Jahr nur ungefähr eintausend Vampire. Doch soviel Elena wusste, gab es Hunderttausende Hoffnungsvoller. Warum, war ihr schleierhaft. Ihrer Meinung nach war der Preis für die Unsterblichkeit viel zu hoch. Besser in Freiheit zu leben und sich zu gegebener Zeit in Staub zu verwandeln, als in einer verriegelten Holzkiste auf die Entscheidung darüber zu warten, welches Schicksal der Meister für sie bestimmen würde.
    Der bittere Geschmack von Ekel lag auf Elenas Zunge. Schnell steckte sie den Beleg und den Umschlag in die Hosentasche. »Bitte danken Sie Mr Ebose für seine Großzügigkeit.«
    Der Anführer neigte zustimmend den Kopf, und Elena erhaschte einen flüchtigen Blick auf eine Tätowierung. Auf seinem geschorenen Schädel glaubte sie einen Raben entdeckt zu haben. Der Mann war zu groß, als dass sie anschließend noch einmal einen Blick darauf hätte werfen können, doch die anderen waren kleiner, und alle trugen dieses Zeichen.
    »Sie sind noch ungebunden.« Demonstrativ starrte er auf die silbernen Ringe in ihren Ohren. Weder das Gold der Eheleute noch der Bernstein der Verliebten. Doch sie war nicht so vermessen zu glauben, dass er sich mit ihr verabreden wollte. Die Wächter der Geflügelten Bruderschaft waren dem Zölibat verpflichtet. Da eine Übertretung den Verlust eines Körperteils zur Folge hatte– bislang hatte Elena nicht herausbekommen, welches–, war sie sicherlich nicht Verlockung genug.
    »Ja. Was die Arbeit angeht, ebenfalls.« Am liebsten schloss sie erst einen Auftrag ab, bevor sie den nächsten annahm. Die zu jagenden Vampire nahmen kein Ende. »Soll ich einen weiteren Abtrünnigen für Mr Ebose aufspüren?«
    »Nein. Ein Freund von ihm braucht Ihre Dienste.« Der Wächter übergab ihr einen zweiten, diesmal versiegelten Umschlag. »Das Treffen findet morgen früh um acht statt. Bitte seien Sie pünktlich. Mit Ihrer Gilde ist bereits alles geklärt und eine Summe angezahlt.«
    Wenn die Gilde ihre Genehmigung gegeben hatte, war die Jagd legal. »O. k.– wo treffen wir uns?«
    »Manhattan.«
    Ihr wurde eiskalt. Dieser
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