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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss
Autoren: N. Singh
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sofort aufgefallen, doch der Gejagte hatte einen ausgeprägten australischen Akzent. Er war erst kürzlich aus Sydney eingetroffen, und dorthin wollte ihn sein Meister auch zurückhaben, und zwar pronto.
    »Haben Sie Feuer?«
    Der Vampir fuhr zusammen und ließ dabei sein Handy fallen. Elena hätte am liebsten die Augen verdreht. Er war noch nicht einmal ganz in den neuen Zustand übergegangen, die Reißzähne, die er vor Überraschung entblößte, waren noch Milchzähne. Kein Wunder, dass sein Meister sauer war. Der Holzkopf hatte nicht viel mehr als ein Jahr bei ihm abgeleistet.
    »Tut mir leid«, sagte sie lächelnd, während er sich nach seinem Telefon bückte. Sie wusste genau, was er sah. Eine einsame Blondine in schwarzer Lederhose und einem schwarzen, figurbetonten Oberteil, keine erkennbaren Waffen.
    Weil er noch jung und unerfahren war, beruhigte er sich bei ihrem Anblick schnell wieder. »Klar, Baby.« Er langte in die Hosentasche, um das Feuerzeug herauszuholen.
    In diesem Augenblick beugte Elena sich vor und griff mit einer Hand hinter sich. »Aber, aber. Mr Ebose ist sehr von Ihnen enttäuscht.« Bevor er noch den Sinn dieser heiser hervorgebrachten Worte erfassen konnte, hatte sie schon die Halskette hervorgeholt und ihm fest umgelegt. Seine Augen traten hervor, blutrot, doch statt zu schreien, stand er ganz still und reglos da. Die Kette eines Jägers übte immer diese Wirkung aus, sie ließ jeden Gefangenen zur Salzsäule erstarren. In seinem Gesicht stand die blanke Angst.
    Elena hätte beinahe Mitleid mit ihm gehabt, wenn sie nicht gewusst hätte, dass er im Verlauf seiner Flucht vier Menschen die Kehle herausgerissen hatte. Nun war das Maß voll. Zwar beschützten die Engel ihre Nachkommen, aber selbst das hatte Grenzen. Bei diesem Exemplar hatte Ebose den Einsatz von Gewalt zu seiner Ergreifung genehmigt.
    Jetzt zeigte sie ihm, wer sie wirklich war, dass sie bereit war, ihm Schmerzen zuzufügen. Aus seinem Gesicht wich auch noch der letzte Rest Farbe. Sie grinste. »Folge mir.«
    Wie ein gehorsamer Welpe trottete er hinter ihr her. Diese Halskettchen waren wirklich genial. Ihre beste Freundin Sara zielte gerne mit Treu-zu-Gott-Pfeilen auf ihre Zielpersonen– die Pfeilspitzen waren mit demselben Kontrollchip präpariert, der auch die Ketten so wirksam machte. Sobald der Chip Hautkontakt hatte, bildete er ein elektromagnetisches Feld, das vorübergehend die neurologischen Prozesse im Vampirgehirn kurzschloss und das Zielobjekt leicht manipulierbar machte. Mit den wissenschaftlichen Hintergründen kannte sich Elena nicht besonders gut aus, doch wusste sie um die Vor-und Nachteile dieser Fangmethode.
    Natürlich musste sie näher an ihre Zielperson herangehen als Sara, umgekehrt bestand aber auch nicht die Gefahr, einen unschuldigen Passanten zu erwischen. Das war Sara einmal passiert. Einen halben Jahreslohn hatte sie die Beilegung der Klage gekostet. Bei dem Gedanken an die Wut der Freundin über den verpatzten Schuss musste Elena unweigerlich lächeln. Sie öffnete die Beifahrertür des ganz in der Nähe abgestellten Wagens. »Einsteigen.«
    Mühsam zwängte der Vampirknabe seine Leibesfülle hinein.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er angeschnallt war, rief sie den Leiter von Eboses Sicherheitsteam an. »Ich habe ihn.«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung wies sie an, das Paket an einer privaten Start-und Landebahn abzugeben.
    Ohne eine Spur von Verwunderung über den angegebenen Ort legte sie auf und fuhr los. Schweigend. Es wäre auch ganz sinnlos gewesen, ein Gespräch zu beginnen, denn sobald die Kette angelegt war, verlor der Vampir die Fähigkeit zu sprechen. Die Sprachlosigkeit war eine Nebenwirkung der neuralen Zwangsjacke. Vor der Einführung des Chips war die Vampirjagd eher ein Selbstmordkommando als eine Karrierechance gewesen, denn schon die jüngsten Vampire konnten Menschen in Stücke reißen. Neueren Untersuchungen zufolge waren Vampirjäger zwar keine Menschen, aber sie kamen ihnen doch recht nahe.
    Nachdem Elena das Flugfeld erreicht und die Sicherheitskontrolle passiert hatte, wurde sie zur Rollbahn geführt. Das Team, das den Vampir zurück nach Sydney begleiten sollte, wartete bereits neben einem schnittigen Privatjet. Elena geleitete den Gefangenen zu ihnen, worauf ihr mit einer Geste zu verstehen gegeben wurde, sie möge ihn ins Flugzeug bringen. Das Verladen der Fracht musste sie eigenhändig vornehmen, da dem Team zu diesem Zeitpunkt der Umgang damit noch
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