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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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in Marokko auf derselben Höhe liegt wie Tuscon und Los Angeles auf der Höhe von Rabat.«
    »Habt ihr das in der Schule gelernt?«, fragte Jean anerkennend.
    Justus zog die Schultern hoch. »Teils, teils. Wir haben uns im vergangenen Herbst, nach der großen Trockenheit im Sommer, mit dem Thema Wüste und Wasser beschäftigt. Erinnert ihr euch noch?«
    Bob und Peter nickten eifrig. Viel mehr allerdings hätten sie kaum beitragen können. Das war auch gar nicht nötig, denn Justus Jonas kam gerade erst so richtig in Fahrt.
    »Wir haben ein völlig blödsinniges System, mit Wasser umzugehen. Es stammt noch aus der Zeit der ersten Siedler. Wer Wasser findet und es als Erster nutzt, dem gehört das Wasserrecht. Wer es nicht nutzt, verliert es. Deshalb ist Wassersparen bei uns fast ein Fremdwort. In der Sahara zählen die Leute jeden einzelnen Tropfen, und wir legen immer neue Stauseen und Kanäle an und bohren immer tiefer nach Grundwasser. Aber irgendwann ist Schluss, sagen die Wissenschaftler.«
    »Wie bald ist irgendwann?«, fragte Chelsea.
    Justus zuckte wieder die Schultern. »Es gibt Prognosen, dass schon in fünfzig Jahren das Versorgungssystem in Südkalifornien und in Arizona völlig zusammenbricht.«
    »Und dann?« Eine bessere Zuhörerin als die rothaarige Kamerafrau konnte sich Justus nicht wünschen.
    »Dann baden wir in Eistee«, machte Peter dem Auftritt des Ersten Detektivs abrupt ein Ende. Ihm war nicht entgangen, dass Chelsea sich für Justus zu interessieren begann. Aber so einfach wollte er dem Freund nicht das Feld überlassen, auch wenn er von Wendekreiswüsten keinen blassen Schimmer hatte.
    »Um beim Thema zu bleiben, wer hat Durst?«, fragte er. »Ich spiele noch einmal den Ober, genauer gesagt, den Steward«, er machte einen galanten Diener, »und serviere allen eine Erfrischung.«

Im Schatten der roten Felsen
    »Da drüben«, rief Bob, als der Pilot eine Platzrunde über dem kleinen Sportflughafen drehte, »die roten Felsen!«
    Justus schreckte hoch. Er war eingenickt und hatte von eitrigen Kakteenstacheln geträumt und einem Oleander, der sich im Operationssaal über ihn neigte. Jetzt fand er sich nicht sofort zurecht. »Was für rote Felsen?«, murmelte er und sah mit großen Augen aus dem kleinen Fenster. Natürlich, die roten Felsen von Sedona! Wie eng aneinandergebaute Türme einer geheimnisvollen, versunkenen Stadt ragten sie in den Abendhimmel.
    »Toll!« Peter drückte sich fast die Nase platt an der ovalen Scheibe. »Das wäre was für Mister Madigan.« Der Vater seiner Freundin war nicht nur Pferdeliebhaber, sondern auch ein großer Kenner von Wildwest-Filmen. Die roten Felsen hatten unzähligen berühmten und weniger berühmten Streifen als Kulisse gedient.
    Sie setzten zum Landeanflug an, und keine zwei Minuten später, mit ein paar Hüpfern der Cessna, hatte die Erde sie wieder.
    Trotz der Abendstunden lag die Hitze drückend über dem Flughafen. Das Abfertigungsgebäude war noch kleiner als das in Camarillo. Davor allerdings standen viel mehr Maschinen.
    »Da stehen die Privatjets der Musiker«, klärte Bob sie mit Kennermiene auf.
    »Das wird auch ein Thema unseres Films«, schaltete sich Jean ein, »aber darüber reden wir morgen. Heute schaut euch einfach ein bisschen in Sedona um.«
    Sie bestiegen einen klapprigen, schmutzig grünen Bus, der schon auf sie gewartet hatte. Gemächlich tuckerte er auf die hell erleuchtete Stadt zu. Inzwischen war die Sonne untergegangen und die Landschaft kaum mehr zu erkennen. Sie kamen an einem Fabrikgelände vorbei und an zwei Tankstellen. Die Bebauung wurde enger und die Straßen immer belebter. Fast hätten sie eine Gruppe von unbekümmerten Jugendlichen gestreift, die auf dem Gehweg keinen Platz mehr gefunden hatten, weil unglaublich viele Leute unterwegs waren.
    Der Fahrer fluchte ausführlich und fuhr nur noch Schritttempo. »Seit vier Tagen ist hier der Teufel los«, sagte er in breitem Dialekt zu seinen Fahrgästen. »Zuerst dieses Höllenspektakel, dann den ganzen Sommer Touristen. Die glauben, dass sie hier dem Geist von John Wayne persönlich begegnen. Oder zumindest einmal Charles Bronson zu sehen kriegen. Und dann fällt das Ganze in den Winterschlaf. Das ist sogar für einen ausgeglichenen Menschen wie mich zu viel.«
    Jean und Chelsea sahen sich an. Beiden schien die unverblümte Art des Fahrers zu gefallen. »Würden Sie das auch vor laufender Kamera wiederholen?«, fragte die Reporterin und setzte dazu ein liebenswürdiges
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