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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch
Autoren: Mark Terry
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Füßen. Sie hatte zugeschaut, wie die Rettungssanitäter und die Ärzte der HRMU Derek und ihren Sohn behandelten, ihre angespannten, sorgenvollen Mienen bemerkt, als sie Derek untersuchten und ihm Medikamente injizierten. Es war schrecklich gewesen, ihr war, als versänke sie immer tiefer. Nur ein Teilerfolg. Und jetzt Derek … Sie wollte am liebsten gar nicht darüber nachdenken. Er bedeutete ihr etwas. Was genau, das wusste sie nicht. Ein leichtes Kribbeln, eine Anziehung, die Möglichkeit, dass mehr daraus wurde. Vielleicht waren ihre Gefühle auch nur durch die angespannte Lage ausgelöst worden – in solchen Situationen zog es die Menschen zueinander. Sie hoffte inständig – und hatte gebetet –, dass Derek durchkam.
    Jetzt, im Krankenhaus, richtete sich ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihren Sohn. Michael lag auf einem Untersuchungstisch, einen Tropf im Arm, eine Sauerstoffmaske vor dem Gesicht.
    Er sah sie an. »Tut mir leid«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf und strich ihm über das Haar. Sie beugte sich ganz nah zu ihm hinunter. »Ich kann überhaupt nicht sagen, wie stolz ich auf dich bin, Michael. Ist dir klar, dass du Tausenden das Leben gerettet hast? Du bist ein Held. Du warst so tapfer …« Ihr brach die Stimme, und sie wischte sich die Augen. »Michael, dein Vater wäre so stolz auf dich. Du bist ihm sehr ähnlich.«
    Michael lächelte und schloss die Augen.
    An der Tür räusperte sich jemand. Als Jill sich umdrehte, sah sie einen großen, breitschultrigen Mann in dunklem Anzug in der Türöffnung stehen. Sie brauchte einen Augenblick, bis sie ihn erkannte.
    »General …« Sie erhob sich.
    General James Johnston, Minister für Heimatschutz, fragte: »Darf ich hereinkommen?«
    »Natürlich.«
    Johnston war ein Mann Anfang sechzig, dem man den Soldaten sofort ansah. Man erkannte es an dem geraden Rücken und der Haltung seines Kinns. An der Art, wie er seinen klaren, offenen Blick pfeilartig auf Menschen richtete. Er trat näher und reichte Jill die Hand.
    »Wie ich höre, haben Sie bei der Verhinderung des letzten Anschlags die entscheidende Rolle gespielt. Ich danke Ihnen sehr. Gute Arbeit.«
    »Danke, Sir.« Sie drückte seine Hand. »Es war … eigentlich hat Derek alles gemacht, Sir.«
    Johnston schüttelte den Kopf. »Ohne Sie hätte er es nicht geschafft. Wie ich höre, haben Sie gewisse Schwierigkeiten mit Agent Gray. Ich werde Ihnen helfen, soweit es in meiner Macht steht. Und wenn Sie vom Bureau die Nase voll haben sollten, verspreche ich Ihnen, dass es für Sie bei uns im DHS eine Zukunft gibt.«
    »Danke, Sir. Ich danke Ihnen sehr.«
    Johnston blickte Michael an. »Und das ist der junge Mann, der die Schlange mit bloßen Händen angegriffen hat. Ich bin sehr beeindruckt, junger Mann. Sehr beeindruckt. Wir sind alle unendlich dankbar. Gute Arbeit, mein Junge.«
    Michael schüttelte ihm die Hand. Er schob die Sauerstoffmaske beiseite und fragte: »Sir, ist mit Dr. Stillwater alles in Ordnung?«
    Johnston sah ihm direkt in die Augen. »Es tut mir leid, Junge. Dr. Stillwater ist nicht durchgekommen. Wir haben alles versucht, aber wir konnten ihn einfach nicht schnell genug behandeln.«
    Michael blinzelte. »Ich …«
    Johnston klopfte ihm auf die Schulter. »Er war ein guter Mann. Und ein guter Freund. Es tut mir sehr leid.«
    Er trat zurück und sagte: »Wenn Sie etwas brauchen, Agent Church, dann lassen Sie es mich wissen. Mein Stab wird Sie in Kürze kontaktieren.« Er schaute ihr in die Augen. »Und keine Schuldgefühle wegen Ihrer Entscheidung. Im Grunde war es gar keine Entscheidung, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. Die Worte blieben ihr im Hals stecken.
    »Gut, dann auf Wiedersehen. Und noch einmal danke für Ihre großartige Arbeit.«
    Johnston drehte sich um und verließ den Raum. Er schloss die Tür hinter sich.
    Jill setzte sich wieder und sah Michael an. Sie fühlte sich leer. Derek Stillwater war also tot. Sie konnte es nicht fassen. Sie hatte ihn wirklich gemocht. Einen Augenblick lang … einen Augenblick lang hatte sie tatsächlich gehofft, es könnte mehr daraus werden. Stillwater hatte etwas an sich gehabt, das sie an ihren verstorbenen Mann erinnerte. Die Ungeduld, die Kauzigkeit, die Tüchtigkeit. Empfand sie nun Trauer wegen Derek oder erinnerte sie sich lediglich an den Verlust, den sie schon erlitten hatte?
    Michael nahm einen tiefen Zug Sauerstoff, dann schob er die Maske beiseite. Seine Augen standen voller Tränen, doch er blinzelte sie fort. Jill
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