Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch
Autoren: Mark Terry
Vom Netzwerk:
in einem Bogen, traf Matsumoto am Knie und nahm ihm ebenfalls die Balance.
    Matsumoto stolperte über die Fernbedienung. Sie schlitterte an Derek vorbei davon.
    Matsumoto schwang wild den Arm. »Aus dem Weg!«
    Derek schwenkte die Krücke und erwischte Matsumoto erneut am Knie. Heulend stürzte der Massenmörder auf den metallenen Laufsteg und hielt sich das Bein. Aus seiner geduckten Position sah er wütend zu Derek hoch. Doch wie von einer Feder getrieben, schnellte Matsumoto vor.
    Derek spannte sich an.
    Doch es war eine Finte.
    Matsumoto hob die rechte Hand.
    Derek spürte eine gesprühte Flüssigkeit in seinem Gesicht und versuchte, den Atem anzuhalten. Er hoffte, dass der Zerstäuber fast leer wäre, nachdem er schon bei Michael benutzt worden war. Er atmete heftig aus und rieb sich dann das Gesicht mit dem Ärmel ab, um die Dosis zu minimieren, die er abbekommen hatte. Zu spät. Seine Sicht verschwand. Seine Atmung versagte.
    Er versuchte, Matsumoto zu erreichen, versuchte, die Schlange zu packen, ehe er bewusstlos wurde … ehe er starb …
    Aber …
    Derek brach auf dem Laufsteg zusammen und rang nach Atem.

99
    19.58 Uhr
    Jill Church raste den Laufsteg entlang. So wie jetzt hatte sie sich noch nie gefühlt. »Michael!«, schrie sie, die Stimme rau vor Erregung. »Michael!«
    Er brach auf dem Laufsteg zusammen, und Kevin Matsumoto grinste.
    Sie sah das Grinsen, sah das Frohlocken – die Freude! – auf seiner Fratze, als er ihrem Sohn Sarin ins Gesicht spritzte.
    Im Rennen griff sie nach ihrer Pistole. Ihr Sohn! Er hatte ihren Sohn ermordet!
    Vom anderen Ende des Laufstegs rannte Derek Stillwater herbei und griff nach der Fernbedienung. Kevin Matsumoto warf sich auf Derek, als wären sie bei einem Footballspiel.
    Derek schlug mit seiner Krücke zu und brachte Matsumoto aus dem Gleichgewicht.
    Jill hielt die Waffe in den Händen. Sie eilte näher.
    Michael wand sich auf dem Laufsteg, die Hände an der Kehle.
    Wieder schwang Stillwater die Krücke. Matsumoto schrie auf und sank in die Knie.
    Und dann sprang Matsumoto auf und sprühte Derek Sarin ins Gesicht.
    Jill sah Derek schwanken, mit ausgestreckten Armen nach Matsumoto greifen …
    Sie stand nun bei ihrem Sohn, die Waffe in perfekter Weaver-Haltung im Anschlag, die Füße schulterbreit auseinander und im 45-Gradwinkel zu ihrem Ziel. Den rechten Arm ausgestreckt, den Ellbogen durchgedrückt. Der linke Arm war eng an den Körper gelegt, die linke Hand stützte die rechte. »Matsumoto!«, brüllte sie.
    Matsumoto drehte sich um und blickte sie wütend an. Er griff nach der Fernbedienung.
    Jill schoss.
    Und schoss.
    Und schoss.
    Bei jedem Einschlag zuckte Kevin Matsumoto, und an seiner Brust blühte es dunkelrot auf. Ein letztes Mal griff er nach der Fernbedienung.
    Jill schoss wieder.
    Die Kugel traf ihn ins Herz, und er sank zur Seite des Laufstegs. Reglos trudelte er herunter und landete dreißig Meter tiefer mit einem widerlichen Laut auf den Betonstufen.
    Jill kniete sich neben Michael. »Michael! Ich bin's, Mom! Michael, halt durch!«
    Derek Stillwater keuchte: »Jill.«
    Sie sah ihn an. In der ausgestreckten Hand hielt er ihr den Atropin-Pen hin. Sie sprang zu ihm und riss ihn an sich. Er enthielt nur eine Dosis.
    »Derek …«
    »Mach schon«, wisperte er.
    Sie drehte sich um, öffnete den Pen und schlug ihn ihrem Sohn in den Oberschenkel, injizierte Michael das Gegengift in den Blutkreislauf.
    Mit einem letzten, verzweifelten Gebet wandte sie sich Derek zu und stieß ihm den Pen in den Oberschenkel, hoffte, dass in dem Zylinder noch ein wenig Atropin wäre, das zumindest ausreichte, die Wirkung des Giftes zu verlangsamen. Er stöhnte, aber er bewegte sich nicht.
    »Alles wird gut, Michael«, sagte sie und nahm seine Hand. »Alles wird gut. Du warst großartig. Absolut großartig! Halt durch! Halt durch!«

100
    21.03 Uhr
    Jill saß mit Michael in der Notaufnahme des Beaumont Hospital in Royal Oak, dem einzigen Traumazentrum der Stufe I in ganz Oakland County. Man hatte diskutiert, wohin man Michael und Derek bringen sollte, aber der Beamte, der die HRMU leitete, Agent Zoelig, hatte sie kurzerhand in den Huey gepackt und mit Höchstgeschwindigkeit nach Royal Oak geflogen.
    Als Jill mit ihrem Sohn in den Hubschrauber gestiegen war, hatte sie gesehen, wie Matt Gray sich den Medien stellte und das Verdienst der erfolgreichen Operation für sich in Anspruch nahm. Das passt, hatte sie gedacht. Gray war wie eine Katze. Er landete immer auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher