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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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spürte einen kalten Luftzug.
»Und was hast du mit Gwendolyn gemacht?«
    Ja, was?
Das war hier die Frage. Und warum war nichts von Gideon zu hören?
    Ein
Klirren ertönte, und dann das Klicken eines Kofferverschlusses. »Immer allzeit
bereit für die Sache der Wächter. Die Menschheit vor allen Krankheiten retten,
dass ich nicht lache.« Ein verächtliches Schnauben. »Als ob die Menschheit das
überhaupt verdient hätte! Gwendolyn jedenfalls wirst du nicht mehr helfen.« Die
Stimme bewegte sich im Raum auf und ab und langsam bekam ich eine Ahnung, mit
wem ich es zu tun hatte, auch wenn ich es nicht glauben konnte. »Die ist so tot
wie die Laborratten, die du immer seziert hast.« Die Stimme lachte leise. »Was
im Übrigen ein Vergleich ist und keine Metapher.«
    Ich
öffnete die Augen und hob den Kopf. »Aber man könnte es doch durchaus auch als
Symbol verwenden, oder, Mr Whitman?«, fragte ich und bereute sofort, dass ich
mich geoutet hatte.
    Von Gideon
keine Spur! Nur Dr. White lag bewusstlos gar nicht weit von mir entfernt auf
dem Fußboden, sein Gesicht so grau wie sein Anzug. Der kleine Robert kauerte
bekümmert neben seinem Kopf.
    »Gwendolyn.«
Immerhin musste man Mr Whitman lassen, dass er nicht vor Schreck aufschrie.
Oder sonst irgendeine Regung zeigte. Er stand einfach nur unter dem Porträt des
Grafen von Saint Germain, die Hand an einem Trolley mit einer Laptoptasche,
und starrte mich an. Er trug einen eleganten grauen Mantel mit einem
Seidenschal und hatte sich dazu eine Sonnenbrille ins Haar geschoben, als wäre
er Brad Pitt auf Strandurlaub. Dem Grafen auf dem Gemälde über ihm sah er kein
bisschen ähnlich.
    Ich setzte
mich möglichst würdevoll auf (das bauschige Kleid erschwerte die Angelegenheit
etwas) und bemerkte, dass ich auf dem Schreibtisch gelegen hatte.
    Mr Whitman
schnalzte mit der Zunge, sah auf die Uhr und ließ dann seinen Trolleykoffer
los. »Nun, wie ungeheuer ärgerlich«, sagte er.
    Ich konnte
mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Nicht wahr?«, fragte ich.
    Er kam
näher und zauberte eine kleine schwarze Pistole aus der Manteltasche. »Wie
konnte das passieren? Hat Rakoczy seinen Trank nicht stark genug gebraut?«
    Ich
schüttelte den Kopf.
    Mr Whitman
legte seine Stirn in Falten und richtete die Pistole auf meine Brust.
    Ich wollte
lachen, aber es kam nur ein ängstliches Schnauben heraus. »Wollen Sie es noch
einmal versuchen?«, fragte ich trotzdem und versuchte, ihm tapfer in die Augen
zu sehen. »Oder kapieren Sie endlich, dass Sie mir nichts anhaben können?«
Hah! Unser Plan ging auf und er ging so etwas von auf. Wenn nur Gideon langsam
auftauchen würde, wäre mir wesentlich wohler zumute gewesen.
    Mr Whitman
strich sich über das glatt rasierte Kinn und betrachtete mich nachdenklich.
Dann steckte er seine Pistole weg. »Nein«, sagte er mit seiner sanften
Vertrauenslehrerstimme und plötzlich erkannte ich doch etwas von dem alten
Grafen in ihm. »Das hätte wohl keinen Sinn.« Er schnalzte wieder mit der Zunge.
»Da habe ich wohl einen Denkfehler gemacht. Die Magie des Raben ... Wie
ungerecht, dass dir die Unsterblichkeit schon in die Wiege gelegt wurde!
Ausgerechnet dir. Aber es ergibt durchaus einen Sinn - in dir vereinigen sich
beide Linien ...«
    Dr. White
stöhnte leise. Ich warf ihm einen Blick zu, aber sein Gesicht war immer noch
aschgrau. Der kleine Robert sprang auf. »Pass bloß auf, Gwendolyn«, sagte er
mit ängstlicher Stimme. »Der böse Mann hat bestimmt was Schlimmes vor!«
    Das
fürchtete ich auch. Aber was?
    »Drum
wisse, ein Stern verglüht vor Liebe gequält, wenn sein Niedergang ist frei
gewählt«, zitierte Mr Whitman leise. »Warum habe ich das nicht
sofort begriffen? Nun, es ist ja noch nicht zu spät.« Er kam ein paar Schritte
auf mich zu, nahm ein kleines Silberetui aus seiner Tasche und legte es neben
mir auf den Tisch.
    »Ist das
Schnupftabak?«, fragte ich verwirrt. Langsam wurde mir mulmig zumute, was
unseren Plan anging. Irgendetwas lief hier schief, und zwar gewaltig.
    »Natürlich
bist du wieder einmal schwer von Begriff«, sagte der Graf von Saint Germain formerly
known as Mr Whitman und seufzte. »Diese kleine Dose enthält drei
Zyankali-Kapseln und ich könnte dir nun erklären, warum ich sie mit mir
herumtrage, aber mein Flieger geht in zweieinhalb Stunden, daher drängt die
Zeit ein wenig. Unter anderen Umständen dürftest du dich auch auf die
U-Bahn-Schienen werfen oder vom Hochhaus stürzen. Aber im Grunde ist Zyankali
die
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