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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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später darüber unterhalten, heute ist unsere Zeit knapp bemessen.«
Er hob den Brief. »Jetzt, wo Gwendolyns wahre Herkunft geklärt ist, dürfte es
nicht schwierig sein, ihre Eltern zu einer kleinen Blutspende zu überreden.
Ich hoffe, ihr habt all meine Anweisungen genau befolgt?«
    Gideon
nickte. Sein Gesicht war blass und angespannt und er vermied es, zu mir
hinüberzusehen. Dabei verlief bis jetzt alles so, wie wir es vorausgesehen
hatten. Grob betrachtet, jedenfalls. »Die Operation Schwarzer Turmalin und
Saphir wird heute noch stattfinden. Wenn die Uhr dort an der Wand richtig geht,
werde ich in wenigen Minuten zurück ins Jahr 2011 springen. Und von dort aus
ist alles vorbereitet, um Lucy und Paul aufzusuchen.«
    »Ganz
genau«, sagte der Graf zufrieden, nahm einen Umschlag aus seiner Rocktasche
und reichte ihn an Gideon weiter. »Hier drin habe ich meinen Plan grob
erklärt. Niemand von meinen Wächtern der Zukunft soll auf die Idee verfallen,
dir in die Quere zu kommen.«
    Er trat an
den Kamin und blickte einen Moment sinnierend ins Feuer. Dann drehte er sich
um. Seine Augen über der Adlernase funkelten und der ganze Raum schien
plötzlich von seiner Präsenz erfüllt. Er hob die Arme. »Heute noch werden sich
alle Prophezeiungen erfüllen. Heute noch wird der Menschheit ein Heilmittel von
nie gekannter Wirkungskraft zuteil werden«, rief er aus. Er machte eine kleine
Pause und sah uns Beifall heischend an. Ich überlegte kurz, mir ein bewunderndes
»Boah! Toll!« abzuringen, schätzte aber meine Schauspielkünste im Moment nicht
besonders hoch ein. Auch Gideon sah ihn nur stumm an. Und Rakoczy besaß gar die
Frechheit, in diesem feierlichen Moment einen leisen Rülpser auszustoßen.
    Der Graf
schnalzte ärgerlich mit der Zunge. »Nun«, setzte er gedehnt hinzu. »Ich würde
vermuten, damit ist alles gesagt.« Er trat zu mir und legte mir seine Hand auf
die Schulter. Ich musste mich zusammennehmen, um sie nicht abzuschütteln wie
einst Tarantula. »Wir beide, schönes Kind, werden uns die Zeit unterdessen
schon vertreiben, nicht wahr?«, sagte er mit öliger Stimme. »Du verstehst
sicher, dass du mir ein wenig länger als der junge Gideon hier Gesellschaft
leisten musst.« Ich nickte und fragte mich, ob der Graf sein Frauenbild nicht
langsam mal überdenken wollte. Wenn er annahm, dass ich das alles kapierte,
dann konnte ich ja so dumm nicht sein, oder? Aber er fuhr schon selbstherrlich
fort: »Schließlich muss unser junger Gideon hier dem Schwarzen Turmalin und
seiner Saphir glaubhaft begreiflich machen, dass ihre Tochter sterben wird,
wenn sie ihm nicht auf der Stelle ihr Blut geben.« Er lachte leise und wandte
sich an Gideon. »Du kannst es gerne ein wenig ausschmücken, indem du von
Rakoczys Vorliebe für das Blut von Jungfrauen erzählst und von der
transsilvanischen Sitte, jemandem das Herz bei lebendigem Leibe herauszureißen
- aber ich bin sicher, das ist gar nicht nötig. So wie ich diese törichten
jungen Menschen einschätze, werden sie dir ihr Blut sofort überlassen.«
    Rakoczy
ließ ein bellendes Lachen ertönen und der Graf stimmte mit ein: »Menschen sind
ja so leicht zu manipulieren, nicht wahr?«
    »Aber Ihr
werdet Gwendolyn doch nicht wirklich ...«, sagte Gideon und sein Blick
flackerte ein wenig. Immer noch sah er mich nicht an.
    Der Graf
schmunzelte. »Aber wo denkst du hin, mein lieber Junge? Niemand wird ihr ein
Haar krümmen. Sie ist lediglich eine Weile meine Geisel. Und zwar, bis du mit
dem Blut aus dem Jahr 1912 wieder zurück ins Jahr 2011 gesprungen bist.« Er hob
seine Stimme. »Und diese heiligen Hallen werden erzittern, wenn die
Bruderschaft sich versammelt und die Schließung des Blutkreises im Chronografen
stattfinden kann.« Er seufzte. »Ach, ich wünschte, ich könnte diesem magischen
Augenblick beiwohnen. Du musst mir alles genau berichten!«
    Jajaja.
Blablabla. Ich merkte, wie ich unwillkürlich meine Zähne zusammenbiss. Meine
Kiefer taten schon weh. Der Graf war unterdessen zu Gideon getreten, so nahe,
dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Gideon zuckte nicht mit der Wimper.
Der Graf hob seinen Zeigefinger. »Deine Aufgabe wird es dann sein, das Elixier,
das ihr unter dem Zwölfgestirn finden werdet, unverzüglich zu mir zu bringen.«
Er fasste Gideon an beiden Schultern und sah ihm in die Augen. »Unverzüglich.«
    Gideon
nickte. »Ich frage mich nur, warum Ihr das Elixier in dieses Jahr bringen
lassen wollt«, sagte er. »Wäre der Menschheit in
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