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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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sein, Julia. Du
willst deinen Romeo offenbar in seinem Blut liegen sehen!« Er entsicherte seine
Pistole. »Es ist wirklich schade. Ich mochte den Jungen. Er hatte durchaus Potenzial!«
    »Bitte«,
flüsterte ich ein letztes Mal, aber in diesem Augenblick landete Gideon in
leicht gebückter Haltung neben der Tür. Er hatte nicht mal Zeit, sich ganz
aufzurichten, da drückte Mr Whitman auch schon ab. Und noch einmal. Und noch
einmal, immer wieder, bis das ganze Magazin leer geschossen war.
    Die
Schüsse schallten ohrenbetäubend durch den Raum und die Kugeln trafen ihn in
der Brust und im Bauch. Der Blick seiner weit aufgerissenen grünen Augen irrte
suchend durch den Raum, bis er mich gefunden hatte.
    Ich schrie
seinen Namen.
    Wie in
Zeitlupe rutschte er an der Tür herab und hinterließ eine breite Blutspur.
Merkwürdig verdreht blieb er schließlich am Boden liegen.
    »Gideon!
Nein!« Mit einem Aufschrei stürzte ich mich an seine Seite und umklammerte
seinen leblosen Körper.
    »Ogottogott«,
rief Xemerius und spuckte Wasser. »Bitte sag, dass das ein Teil eures Planes
ist. Eine kugelsichere Weste trägt er jedenfalls nicht. Oh Gott! So viel Blut!«
    Er hatte
recht. Gideons Blut war überall und der Saum meines Kleides saugte sich damit
voll wie ein Schwamm. Der kleine Robert kauerte sich wimmernd in einer Ecke
zusammen und schlug die Hände vor das Gesicht.
    »Was haben
Sie getan?«, flüsterte ich.
    »Was ich
tun musste! Und was du offenbar nicht verhindern wolltest.« Mr Whitman hatte
die Pistole auf dem Schreibtisch abgelegt und hielt mir das Etui mit den Zyankali-Kapseln
hin. Sein Gesicht war leicht gerötet und er atmete schneller als sonst. »Aber
jetzt solltest du nicht länger zögern! Möchtest du mit dieser Schuld
weiterleben? Möchtest du überhaupt ohne ihn weiterleben?«
    »Mach das
bloß nicht!«, schrie Xemerius mich an und spuckte Wasser über Dr. Whites
Gesicht. Ich schüttelte langsam den Kopf.
    »Dann sei
so gut und spann meine Geduld nicht länger auf die Folter!«, sagte Mr Whitman
und zum ersten Mal hörte ich, wie er die Kontrolle über seine Stimme verlor.
Sie klang jetzt weder sanft noch ironisch, sondern fast ein bisschen
hysterisch. »Denn wenn du mich noch länger warten lässt, werde ich dir auch
noch mehr Gründe geben müssen, dein Leben zu beenden! Ich werde sie alle
nacheinander töten: deine Mum, deine lästige Freundin Leslie, deinen Bruder,
deine niedliche kleine Schwester .. . glaub mir! Ich werde niemanden
verschonen!«
    Mit
zitternden Händen nahm ich das Etui entgegen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie
Dr. White sich mühsam am Schreibtisch hochzog. Er war tropfnass.
    Gott sei
Dank hatte Mr Whitman nur Augen für mich. »So ist es brav«, sagte er.
»Vielleicht bekomme ich ja sogar noch meinen Flieger. In Brasilien werde ich
...« Aber er kam nicht mehr dazu, zu erklären, was er in Brasilien tun würde,
denn Dr. White schlug ihm den Pistolenknauf auf den Hinterkopf. Es gab einen
hässlichen, stumpfen Laut und dann fiel Mr Whitman zu Boden wie eine gefällte
Eiche.
    »Ja!«,
schrie Xemerius. »So ist es gut! Zeig dem Mistkerl, dass noch Saft und Kraft in
dem alten Doktor stecken.« Aber die Anstrengung war schon zu viel für Dr. White
gewesen. Mit einem entsetzten Blick auf das viele Blut brach er mit einem
leisen Seufzer erneut zusammen und blieb neben Mr Whitman auf dem Boden liegen.
    Und so
waren nur Xemerius, der kleine Robert und ich Zeuge, wie Gideon plötzlich
hustete und sich aufsetzte. Sein Gesicht war immer noch leichenblass, aber
seine Augen waren voller lebendigem Glanz. Langsam breitete sich ein Lächeln
auf seinem Gesicht aus. »Ist es vorbei?«, fragte er.
    »Alter
Falter!«, sagte Xemerius, vor Staunen plötzlich ganz leise. »Wie hat er das
denn angestellt?«
    »Ja,
Gideon, es ist überstanden!« Ich stürzte mich in seine Arme, ohne Rücksicht auf
seine Wunden zu nehmen. »Mr Whitman war es und ich fasse es nicht, dass wir ihn
nicht erkannt haben.«
    »Mr
Whitman?«
    Ich nickte
und schmiegte mich enger an ihn. »Ich hatte solche Angst, du könntest es nicht
getan haben. Denn Mr Whitman hat das ganz richtig erkannt: Ohne dich will ich
nicht weiterleben. Nicht einen einzigen Tag!«
    »Ich liebe
dich, Gwenny!« Gideon umklammerte mich so fest, dass ich keine Luft mehr bekam.
»Und natürlich habe ich es getan. Unter Pauls und Lucys Aufsicht blieb mir auch
gar nichts anderes übrig. Sie haben mir das Zeug in einem Glas Wasser aufgelöst
und mich gezwungen, es
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