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Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Titel: Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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lieber unten bleiben und mein Ende abwarten sollen!«
    Wieder ließ er die Klappen krachend zuknallen. Die Plattform erbebte, neigte sich unvermittelt unter dem Knacken zerreißenden Stahls, woraufhin Gideon ins Rutschen geriet. Er packte den Hebel der Drosselklappen und hielt sich daran fest. Während sich etliche Eisenstreben lösten, neigte sich die Plattform, worauf der Wind sie wie ein Segel erfasste und auf die Seite drückte. Mit einem letzten Kreischen riss sie sich los und stürzte ins Dunkel hinab, so dass sich Gideon an den Messinghebel an der schrundigen Öffnung des Schornsteins klammern musste und seine Beine in der Luft baumelten.
    Noch ein Blitz. Nodding Crane stieg, so schnell es ging, die Leiter hinunter. Wenn er unten ankam, hätte Gideon keine Gelegenheit, Rache zu nehmen. Und er würde trotzdem sterben.
    Mit einer Kraft, von der er nicht wusste, dass er sie besaß, zog er sich hoch und schwang das Bein über den Hebelarm. Von dort konnte er auf den Rand des Schornsteins klettern und sich am Aschegitterrost festklammern. Er spürte, dass der Schornstein unter ihm schwankte, während das knirschende Geräusch mit immer größerer Lautstärke durch den Rauchabzug zu ihm heraufdrang. Irgendetwas passierte, es klang, als geriete ein Vorgang unaufhaltsam außer Kontrolle. Wieder ließ Gideon die Drosselklappen mit noch einem mächtigen Knall zufallen, so dass abermals eine Druckwelle den Schornstein durchlief.
    Mit einem eigenartigen knirschenden, ächzenden Geräusch neigte sich der riesige Schornstein erst zur einen, dann zur anderen Seite, zögernd, innehaltend – und dann begann er sich allmählich in extremer Zeitlupe immer mehr aus der Richtung des Windes fort zu neigen.
    Dieses Mal bewegte er sich aber nicht mehr in die Senkrechte zurück. Er neigte sich weiter, bis der Wind ihn auf die Seite drückte. Die Spitze zitterte heftig, einmal, zweimal.
    »Neeiin!«, ertönte ein Schrei von unten.
    Man hörte ein Rumpeln von Ziegeln, die unter dem schwankenden Gewicht brachen und knirschten. Er würde kippen, keine Frage. Sie beide würden umkommen. Gideon hoffte nur, dass es schnell zu Ende ging.
    Ein greller Blitzschlag erhellte Nodding Crane. Er war nicht ganz bis zur Hälfte unten.
    »Das ist für Orchid, du Scheißkerl!«, kreischte Gideon in die Dunkelheit.
    Der Schornstein kippte, stürzte schneller, nahm Geschwindigkeit auf. Wieder erhellte ein Blitz den Himmel und die tosende See darunter.
    Und da begriff Gideon, dass doch noch nicht alles verloren war. Der Schornstein stürzte aufs Wasser zu.
    Schneller und schneller fiel er, während der Wind Gideon in den Ohren brauste. Seine Sinne wurden vom ohrenbetäubenden Donnern des einstürzenden Gebäudes attackiert; der Luft, die ihm in die Ohren strömte; dem heulenden Wind; dem sich nähernden Rauschen der See. Durch die aufzuckenden Blitze hindurch sah er, wie die unteren Abschnitte des Schornsteins in einer Wolke aus Ziegeln auf dem Boden zerbarsten und dabei eine Spur der Verwüstung in Richtung des Wassers zogen. Während die Wellen ihm entgegenrasten, wappnete sich Gideon. Unmittelbar bevor die Öffnung des Schornsteins ins Meer stürzte, machte er einen Satz, um ein wenig vom Abwärtsschwung abzufangen, während er gleichzeitig seinen Körper steif machte und seine Bauchmuskeln und Hände anspannte, weil er in einer starren, senkrechten Haltung aufs Wasser auftreffen wollte.
    Er schlug mit ungeheurer Wucht auf und wurde umgehend tief unter Wasser gedrückt. Schnell breitete er Beine und Arme aus, wodurch er seinen Abstieg in die Tiefe erst verlangsamte, dann aufhielt. Dann schwamm er nach oben, was ihn in dem kalten Wasser Mühe kostete. Höher und höher kam er, aber die Wasseroberfläche schien zu weit, als dass er sie erreichen konnte.
    Gerade als er glaubte, seine Lunge würde platzen, kam er mit dem Kopf aus dem Wasser, keuchend und nach Luft schnappend, Wasser tretend im Zentrum des Sturms. Ringsum herrschte totale Finsternis. Aber dann, als er von einer Woge emporgehoben wurde, konnte er so gerade eben die Lichter von City Island erkennen und sich dadurch orientieren.
    Wasser tretend versuchte er, wieder zu Atem zu kommen und Kräfte zu sammeln. Dann machte er sich auf zum Kieselstrand und seinem Boot, schwamm durch die heftigen, wogenden Wellen, wobei das Wasser über seinem Kopf zusammenschlug und ihn alle paar Sekunden unter die Oberfläche drückte. Seine gebrochenen Rippen fühlten sich an wie Feueradern in seiner Brust. Aber
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