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Ghosts 01 - Ghosthunter

Ghosts 01 - Ghosthunter

Titel: Ghosts 01 - Ghosthunter
Autoren: Derek Meister
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Geheimnis gewesen und nun war sie tot. Chiyo musste es tun. Sie hatte keine andere Wahl. Mit klopfendem Herzen nahm sie den Helm hoch und setzte ihn sich mit einer schnellen Bewegung auf den Kopf. Sofort wurde das Sirren lauter und wie schon vor zwei Tagen verschwammen durch die Optik vor ihrem rechten Auge die Farben und Formen. Tokios Skyline schien sich aufzulösen und hinterließ wirre, bunte Schlieren, wenn sie den Kopf drehte. Das war alles, was geschah.
    Doch dann schmiegte sich der Shikoro mit einem sanften Ruck an ihren Nacken. Der Panzer fächerte sich auf und umschloss ihren Hals von hinten. Es fühlte sich gut an. Chiyo fühlte sich geschützt, sicher. Da erklang plötzlich ein metallenes Geräusch. Bevor Chiyo reagieren konnte, stach sie etwas links und rechts an der Schläfe. Feine Nadeln bohrten sich in ihre Haut und drangen in ihren Kopf ein.
    Chiyo schrie.
    Sie versuchte, den Helm vom Kopf zu ziehen, aber die Nadeln steckten zu tief. Der Schmerz war so stark, dass sie sich aufbäumte. Sie musste den Helm loslassen. Flach atmend sank sie auf die Knie und starrte durch das Prisma. Sie versuchte, sich zu beruhigen, aber der stechende Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen.
    Jetzt wusste sie, dass ihre Großmutter nicht beim Kant ō - Erdbeben verletzt worden war. Die Narben, die Chiyo stets gespürt hatte, wenn sie Sobo über den Kopf gefahren war, stammten von Hitomi. Sobos Helm aus vergangenen Tagen hatte seine Spuren hinterlassen.
    Auch bei Chiyo.
    Das Insekt hatte zugestochen.

55
    Einen Moment lang wusste er nicht, wo er sich befand, glaubte, er läge in seinem Zimmer unter der Dachschräge des kleinen Reihenhauses. Draußen meinte er, den Lärm eines Müllwagens zu hören, der eine Tonne nach der anderen leerte, und aus der Küche seine Mutter, die sich wie jeden Morgen einen Toast mit Orangenmarmelade schmierte.
    Als Ian die Augen aufschlug, verblasste der Eindruck jäh. Schlaftrunken richtete er sich auf. Erst als er Bpm neben sich schnarchen sah, wurde ihm bewusst, dass sie in Dr. Strattons Ferienhaus waren.
    Der Himmel war bereits blaurot, die Sonne jedoch noch nicht aufgegangen und das indirekte Licht fand nur mit Mühe einen Weg durch die dreckigen Scheiben. Es schliff die kleine Hütte ungewohnt glatt, rundete alle Ecken und Kanten mit seinem milchigen Schein ab. Barfuß tapste Ian über den staubigen Boden, vorbei an Thomas’ Alben und Heften, zur kleinen Kochnische. Er setzte Kaffee auf, trank einen Schluck Mineralwasser und dachte über den gestrigen Tag nach.
    Sein Vater hatte gewusst, dass Ian die Filme sehen und auf Spurensuche gehen würde. Hatte er auch gewollt, dass Ian das Bilderrätsel löste?
    Sicher, überlegte er, sonst hätte mein Vater die Filme vernichtet. Bestimmt hatte er die Bilder mit dem Mond und den Zahlen ebenfalls bemerkt. Ian setzte sich, nahm sich das Skizzenbuch vor und blätterte darin.
    Bpm beim Angeln, das sexy Mädchen im Club, der unheimliche Journalist und Wesley mit der Erdkugel.
    Während die Kaffeemaschine gurgelte, begann Ian eine weitere Zeichnung. Ihm kam es vor, als wären sie schon seit Wochen auf Reisen. Wahrscheinlich kommt es mir so vor, grübelte er, weil so viel in den wenigen Tagen geschehen war. Ich kann die Tage schon beinahe nicht mehr auseinanderhalten, alle Stunden reihen sich wie eine endlose Kette aneinander.
    Er wollte seinen Vater zusammen mit Dr. Amy Stratton malen. Die beiden als Liebespaar, draußen am Steg. Ian zückte seine Brieftasche und fischte das Foto heraus, das vor seiner Zimmertür gelegen hatte. Das Bild eines glücklichen Vaters mit seinem Baby im Arm. Thomas Boroughs, der mit hochgekrempelten Ärmeln lässig an der Motorhaube seines BMWs lehnte.
    Er griff noch einmal in seine Brieftasche und zog ein Passbild seines Großvaters heraus, das er gestern aus einem der Fotoalben gerissen hatte.
    Einen Moment lang betrachtete er die Gesichtszüge des jungen Mannes. Schon damals hatte Harvey eine furchtbare Nickelbrille mit dickem, schwarzem Gestell getragen und seine Fechtnarbe stolz in die Kamera gehalten. Ian musste schmunzeln. Was für ein Angeber, dachte er. Wie er heute wohl aussah? Konnte es wirklich sein, dass er noch lebte – dort auf Long Island?
    „Habt ihr gestern auch Aspirin gekauft? … Mann, hab ich Kopfschmerzen.“ Gähnend kratzte sich Bpm die Schläfen.
    „Was ist mit deinem Schüttelfrost?“
    „Weg. Wahrscheinlich hab ich den Mikrowellenfraß der Psychotante nicht vertragen.“
    Ian lächelte
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