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Ghost

Titel: Ghost
Autoren: Robert Harris
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und wir müssen die Präsentationsflächen in den Läden buchen. Also: Ende Februar, basta. Was mir an Ihrem Lebenslauf gefällt«, sagte er und schaute auf ein Blatt Papier, das, wie ich erkennen konnte, alle meine bisherigen Titel auflistete, »ist, dass Sie offensichtlich Erfahrung haben, und vor allem, dass Sie schnell sind. Sie liefern pünktlich.«
    »Hat noch keinen Termin geschmissen«, sagte Rick, legte mir den Arm um die Schultern und drückte mich. »Ganz mein Junge.«
    »Und Sie sind Engländer. Der Ghost muss definitiv Engländer sein. Damit der Ton stimmt.«
    »Das ist auch unsere Meinung«, sagte Kroll. »Aber die gesamte Arbeit muss in den Staaten erledigt werden. Adams Kalender ist im Moment randvoll mit Terminen für die Vortragsreise und die Fundraising-Tour für seine Stiftung. Kann mir nicht vorstellen, dass er vor Mitte März, frühestens, wieder in England sein kann.«
    »Ein Monat Amerika, ist doch nicht schlecht, oder?« Rick schaute mich gierig an. Ich spürte den hypnotischen Blick, der mir das Ja entlocken wollte. Aber ich konnte nur an eines denken: Ein Monat, sie wollen, dass ich in einem Monat ein ganzes Buch schreibe ...
    Ich nickte langsam. »Ich kann ja das Manuskript mit nach England nehmen, um hier dran zu arbeiten.«
    »Das Manuskript bleibt in Amerika«, sagte Kroll kategorisch. »Das ist einer der Gründe, warum Marty sein Haus auf Martha’s Vineyard zur Verfügung gestellt hat. Sicheres Terrain. Nur wenige Leute haben Zutritt.«
    »Klingt mehr nach einer Bombe als nach einem Buch«, witzelte Quigley. Niemand lachte. Er knetete sich unglücklich die Hände. »Ich muss ja irgendwann auch noch einen Blick drauf werfen. Schließlich soll ich es lektorieren.«
    »Theoretisch ja«, sagte Maddox. »Darüber müssen wir später noch reden.« Er wandte sich an Kroll. »In unserem Fahrplan ist keine Zeit für Korrekturen, die müssen während des Schreibens erledigt werden.«
    Während sie weiter über den Zeitplan diskutierten, beobachtete ich Quigley. Er saß aufrecht, aber regungslos auf seinem Stuhl – wie eines von diesen Opfern in einem Film, die inmitten einer Menschenmenge mit einem Stilett im Rücken dastehen und sterben, ohne dass es jemandem auffällt. Kaum sichtbar öffnete und schloss sich sein Mund, als versuchte er, noch eine letzte Botschaft loszuwerden. Allerdings erkannte ich schon damals, dass er eine völlig berechtigte Frage gestellt hatte. Wenn er der Lektor war, warum durfte er dann das Manuskript nicht sehen? Und warum musste es auf »sicherem Terrain« bleiben, auf einer Insel vor der Ostküste der USA? Erst als Rick mich mit dem Ellbogen in die Rippen stieß, merkte ich, dass Maddox wieder mit mir redete.
    »Wie schnell können Sie drüben sein? Gesetzt den Fall, wir entscheiden uns für Sie und gegen einen von den anderen – wie schnell können Sie von hier weg?«
    »Heute ist Freitag«, sagte ich. »Geben Sie mir einen Tag, dann bin ich startklar. Am Sonntag könnte ich fliegen.«
    »Und am Montag anfangen? Das wäre hervorragend.«
    »Sie werden niemanden finden, der sich schneller loseisen kann«, sagte Rick.
    Maddox und Kroll schauten sich an, und da wusste ich, dass ich den Job hatte. Wie Rick mir hinterher erklärte, bestehe der Trick immer darin, sich in ihre Lage zu versetzen. »Ist das Gleiche, als wenn sich eine neue Putzfrau bei dir vorstellt. Willst du jemanden, der dich über die Geschichte und die Theorie des Saubermachens aufklärt, oder willst du jemanden, der einfach loslegt und deine Scheißbude sauber macht? Die haben dich genommen, weil sie glauben, dass du ihre Scheißbude sauber machst.«
    »Okay, Sie haben den Job«, sagte Maddox. Er stand auf, griff über den Tisch und schüttelte mir die Hand. »Vorbehaltlich einer zufriedenstellenden Übereinkunft mit Rick, klar.«
    Kroll fügte hinzu: »Und Sie müssen eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben.«
    »Kein Problem«, sagte ich und stand ebenfalls auf. Vertraulichkeitsklauseln gehören zum üblichen Prozedere im Ghostwriter-Geschäft. »Mit dem größten Vergnügen.«
    Mit dem allergrößten Vergnügen sogar. Außer Quigley lächelten alle, es herrschte plötzlich eine Art kumpelhafter Stimmung – wie im Umkleideraum nach einem Sieg. Und während wir noch etwas plauderten, nahm mich Kroll beiseite und sagte beiläufig: »Ich habe hier noch etwas, das Sie sich vielleicht anschauen möchten.«
    Er griff unter den Tisch und zog eine leuchtend gelbe Plastiktüte hervor, auf der in
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