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Ghost

Titel: Ghost
Autoren: Robert Harris
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Politik angeht, als Vorteil. Um ehrlich zu sein, ich hege und pflege meine Ahnungslosigkeit sogar. Für die politische Seite des Buchs braucht Adam Lang keine Hilfe von mir – er ist ein politisches Genie. Was er meiner bescheidenen Meinung nach braucht, ist das Gleiche, was ein Filmstar braucht oder ein Baseballspieler oder ein Rockstar: einen erfahrenen Mitarbeiter, der weiß, wie man ihm die Fragen stellt, die sein Herz öffnen.«
    Stille. Ich zitterte. Rick tätschelte mir unter dem Tisch aufmunternd das Knie. Gutgemacht.
    »So ein Bockmist«, sagte Quigley.
    »Finden Sie?«, fragte Maddox, ohne mich aus den Augen zu lassen. Seine Stimme klang neutral, aber wenn ich Quigley gewesen wäre, hätte auf meinem Schirm GEFAHR! aufgeleuchtet.
    »Ja, was denn sonst«, sagte Quigley mit der herablassenden Verachtung von vier Generationen Privatschule im Rücken. »Adam Lang ist eine historische Persönlichkeit von Weltrang, und seine Autobiografie wird ein verlegerisches Ereignis von Weltrang. Ein Stück Geschichte, genau genommen. Das sollte man nicht angehen wie ein...« Er suchte nach einer passenden Analogie, fand aber nichts sonderlich Spritziges.»... wie ein Feature für ein Klatschmagazin.«
    Wieder Stille. Auf der Stadtautobahn jenseits der getönten Scheiben staute sich der Verkehr. Der Regen verzerrte die Scheinwerferlichter der stehenden Wagen. London hatte nach der Bombe immer noch nicht zur Normalität zurückgefunden.
    »Wenn ich das richtig sehe«, sagte Maddox mit unverändert schleppender, ruhiger Stimme, die großen rosigen Mannequinhände lagen immer noch auf dem Tisch, »dann häufen sich bei uns in den Lagern die ›verlegerischen Ereignisse von Weltrang‹ stapelweise an, aber irgendwie kann ich sie nicht losschlagen. Und diese Promi-Magazine, die verschlingen die Leute. Was meinen Sie, Sid?«
    Ein paar Sekunden lang lächelte und kritzelte Kroll einfach weiter. Ich fragte mich, was er so lustig fand. »Adams Standpunkt ist da ganz einfach«, sagte er schließlich. (Adam: Er warf den Namen so lässig in die Runde wie einen Penny in eine Bettlermütze.) »Er nimmt dieses Buch sehr ernst – es ist sein Testament, wenn Sie so wollen. Er will seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Und er will, dass es ein kommerzieller Erfolg wird. Deshalb schätzt er sich mehr als glücklich – innerhalb gewisser Grenzen –, Ihrem Rat, John, und auch dem von Marty, zu folgen. Natürlich ist er immer noch völlig durcheinander wegen dem, was Mike zugestoßen ist. Er ist unersetzlich.«
    »Natürlich.« Wir gaben alle angemessene Geräusche von uns.
    »Er ist nicht zu ersetzen«, fuhr er fort. »Und dennoch – er muss ersetzt werden.« Er schaute auf, offensichtlich befriedigt von seinem Wortspiel. In diesem Augenblick wusste ich, dass diese Welt keinen Schrecken bereithielt, weder Krieg, Völkermord, Kinderkrebs noch Hungersnot, dem Sidney Kroll nicht die komische Seite abgewinnen würde. »Adam wird sicherlich die Vorteile zu schätzen wissen, die ein vollkommen anderer Ansatz bewirken könnte. Am Ende hängt alles von der persönlichen Chemie ab.« Das Licht der Neonröhren funkelte in seinen Brillengläsern, während er mich eingehend musterte. »Betreiben Sie Fitnesstraining?« Ich schüttelte den Kopf. »Schade. Adam trainiert gern.«
    Quigley, der immer noch unter Maddox’ Abfuhr wankte, versuchte ein Comeback. »Ich kenne da einen guten Schreiber beim Guardian , der regelmäßig Sport macht.«
    »Vielleicht«, sagte Rick nach einer peinlichen Pause, »sollten wir mal kurz durchgehen, wie Sie sich die ganze Angelegenheit praktisch vorstellen.«
    »Zunächst mal muss die Sache in einem Monat erledigt sein«, sagte Maddox. »Das ist Martys und auch meine Meinung.«
    »Ein Monat?«, wiederholte ich. »Sie wollen ein Buch in einem Monat?«
    »Wir haben ein vollständiges Manuskript«, sagte Kroll. »Es braucht nur noch den Feinschliff.«
    »Grobschliff«, sagte Maddox grimmig. »Also gut, gehen wir die Sache mal von hinten an: Wir kommen im Juni raus, das heißt, wir liefern im Mai aus, das heißt, wir lektorieren und drucken im März und April, das heißt, wir müssen das Manuskript Ende Februar auf dem Tisch haben. Die Deutschen, Franzosen, Italiener und Spanier müssen sofort mit der Übersetzung anfangen. Die Zeitungen müssen wegen der Vorabdrucke einen Blick drauf werfen können. Der TV-Deal wegen der Verfilmung muss durchgezogen werden. Die Termine für die PR-Tour müssen festgezurrt werden,
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