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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt
Autoren: Jeffery Deaver
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ihm vorbei bis zur 10th Avenue, wo er nach Norden abbog.
    Nicht reden. Schießen.
    Amen …
     
    Ein Blick genügte.
    Nach einem Blick in Ricky Kellehers Augen kam Schaeffer zu dem Schluss, dass er nicht in den Mordversuch eingeweiht gewesen war.
    Der kleine, doofe Typ mit dem verdreckten Haar und einem hochnäsigen Gesicht marschierte auf die Stelle zu, wo Schaeffer an der Wand lehnte, die Hand in der Manteltasche an seiner neuen Automatik. Aber der Loser blinzelte nicht, zeigte nicht die Spur von Überraschung, dass der Polizist noch lebte. Nach jahrelanger Erfahrung mit Verdächtigen folgerte der Detective deshalb, dass das kleine Arschloch nichts von T. G.s Versuch, ihn zu beseitigen, gewusst hatte.
    Ricky nickte. »Hi.« Er sah sich um. »Wo bleibt T. G.? Er sagte, er würde schon früher hier sein.«
    Schaeffer runzelte die Stirn. »Hast du es nicht gehört?«, fragte er.
    »Gehört? Was?«
    »Himmel, du weißt es wirklich nicht. Jemand hat ihn umgelegt.«
    »T. G.?«
    »Ja.«
    Ricky starrte nur vor sich hin und schüttelte den Kopf. »Das gibt’s doch nicht. Nein, ich hab nichts davon gehört.«
    »Ist gerade erst passiert.«
    »Allmächtiger«, flüsterte der kleine Mann. »Wer war es?«
    »Das weiß man noch nicht.«
    »Vielleicht dieser Nigger.«
    »Wer?«
    »Ein Nigger aus Buffalo. Oder Albany. Ich weiß nicht.« Dann flüsterte er: »Tot? Ich kann es nicht glauben. Sonst noch jemand aus seiner Truppe?«
    »Nur er selbst, glaub ich.«
    Schaeffer betrachtete den hageren Burschen. Gut, er sah wirklich aus, als könnte er es nicht glauben. Die Wahrheit war aber auch, dass es ihm nicht viel auszumachen schien. Was verständlich war. T. G. war wohl kaum Rickys Freund gewesen, er hatte den armen Schlucker nur immer tyrannisiert.
    Abgesehen davon neigten die Lebenden in Hell’s Kitchen dazu, die Toten zu vergessen, ehe ihre Körper kalt waren.
    Wie zum Beweis sagte Ricky nun: »Und wie wirkt sich das auf unsere, Sie wissen schon... Vereinbarung aus?«
    »Überhaupt nicht, was mich angeht.«
    »Ich werde aber mehr wollen.«
    »Ich kann bis zu einem Drittel gehen.«
    »Scheiß auf ein Drittel. Ich will die Hälfte.«
    »Kann ich nicht machen. Es ist jetzt riskanter für mich.«
    »Riskanter? Wieso?«
    »Es wird eine Ermittlung geben. Irgendwer könnte bei T. G. etwas finden, was zu mir führt. Ich muss mehr Hände schmieren.« Schaeffer zuckte die Achseln. »Oder du suchst dir einen anderen Bullen, mit dem du arbeiten kannst.«
    Als gäbe es in den Gelben Seiten eine Rubrik: »Polizisten, korrupte«.
    »Lass ein paar Monate vergehen, bis sich alles beruhigt hat, dann kann ich noch um ein paar Prozentpunkte nach oben gehen.«
    »Auf vierzig?«
    »Ja, auf vierzig.«
    »Kann ich die Rolex haben?«, fragte der kleine Mann.
    »Die von dem Kerl heute Abend?«
    »Ja.«
    »Die willst du wohl unbedingt, was?«
    »Ja.«
    »Okay, sie gehört dir.«
    Ricky blickte auf den Fluss hinaus. Schaeffer glaubte, ein schwaches Lächeln über sein Gesicht huschen zu sehen.
    Sie standen einige Minuten schweigend da, und genau pünktlich erschien Shelby, der Tourist. Er sah verängstigt aus, gekränkt und wütend, und es war sicher nicht so einfach, das alles gleichzeitig in einen Gesichtsausdruck zu packen.
    »Ich habe es«, flüsterte er. Er hielt nichts in den Händen – keinen Aktenkoffer oder eine Tasche -, aber Schaeffer kassierte schon lange Prozente und Schmiergelder und wusste, dass ein Haufen Geld in einem sehr kleinen Umschlag Platz hatte.
    Und genau so einen zog Shelby nun hervor. Der Tourist steckte ihn mit grimmiger Miene Schaeffer zu, der die Scheine sorgfältig zählte.
    »Die Uhr auch.« Ricky deutete gierig auf das Handgelenk des Mannes.
    »Meine Uhr?« Shelby zögerte, dann verzog er das Gesicht und gab sie dem dürren Mann.
    Schaeffer gab dem Touristen seinen Führerschein zurück. Shelby steckte ihn rasch ein, dann eilte er in östlicher Richtung fort, ohne Frage auf der Suche nach einem Taxi, das ihn auf schnellstem Weg zum Flughafen brachte.
    Der Detective lachte in sich hinein. Vielleicht war New York ja doch nicht immer eine Reise wert.
    Die beiden Männer teilten das Geld auf. Ricky streifte sich die Rolex über das Handgelenk, aber das metallene Armband war zu groß, und sie baumelte komisch an seinem Arm. »Ich lass es nachstellen«, sagte er und steckte die Uhr in die Tasche. »Man kann sie kürzer machen, keine große Sache.«
    Sie beschlossen, bei einem Drink zu feiern, und Ricky schlug Hanny’s vor, da
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