Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
dem Moment, in dem Ricky die Tür erreichte, rief T. G. laut: »Hey, Lime Ricky. Meine Rolex – ist das eine goldene?«
    Einfach nur, um gemein zu sein.
     
    Bob Schaeffer war in seiner Jugend Streife gegangen. Er hatte hundert Verbrechen untersucht, er hatte tausend Gaunereien in Manhattan und Brooklyn begangen. All das bedeutete, er hatte gelernt, wie man auf der Straße am Leben blieb.
    Jetzt spürte er eine Gefahr.
    Er war auf dem Weg, um ein wenig Kokain von einem Jungen abzustauben, der das Zeug über einen Zeitungskiosk an der 9th Avenue und 55th Street vertrieb, und er merkte, dass er seit sechs, sieben Minuten dieselben Schritte hinter sich hörte. Ein merkwürdiges Scharren. Jemand verfolgte ihn. Er blieb stehen, um sich in einem Eingang eine Zigarette anzuzünden, und betrachtete das Spiegelbild in einem Schaufenster. Tatsächlich sah er einen Mann in einem billigen grauen Anzug und mit Handschuhen etwa zehn Meter hinter sich. Der Typ blieb kurz stehen und tat, als würde er eine Schaufensterauslage ansehen.
    Schaeffer kannte den Kerl nicht. Er hatte sich im Lauf der Jahre eine Menge Feinde gemacht. Die Tatsache, dass er ein Bulle war, bot ihm zwar einen gewissen Schutz – es ist selbst dann riskant, einen niederzuschießen, wenn es sich um einen betrügerischen Polizisten handelt -, aber es liefen jede Menge Verrückte herum.
    Er ging weiter. Der Eigentümer der scharrenden Schuhe setzte seine Verfolgung fort. Ein Blick in den Rückspiegel eines geparkten Autos verriet Schaeffer, dass der Mann näher kam, aber er hatte die Hände an den Seiten und griff nicht nach einer Waffe. Schaeffer holte sein Handy hervor und tat, als würde er telefonieren, damit er einen Vorwand hatte, langsamer zu werden, ohne den Kerl misstrauisch zu machen. Die andere Hand ließ er langsam in sein Sakko gleiten, wo sie den Griff der chromverkleideten SIG-Sauer- 9mm-Pistole berührte.
    Diesmal bremste der Kerl nicht ab.
    Schaeffer setzte dazu an, die Waffe zu ziehen.
    »Detective, würden Sie bitte das Handy ausmachen?«, ertönte es in diesem Moment.
    Schaeffer drehte sich um und blinzelte. Der Verfolger streckte ihm eine Dienstmarke des NYPD entgegen.
    Was zum Teufel ist hier los?, dachte Schaeffer. Er entspannte sich, wenn auch nur wenig. Klappte das Handy zu und steckte es in die Tasche. Ließ die Waffe los.
    »Wer sind Sie?«
    Der Mann betrachtete Schaeffer kühl und ließ ihn einen Blick auf den Ausweis neben der Marke werfen.
    Scheiße, dachte Schaeffer. Der Kerl war von der Abteilung Internal Affairs – die Jungs, die Jagd auf korrupte Polizisten machten.
    Dennoch blieb er in der Offensive. »Was fällt Ihnen ein, mir zu folgen?«
    »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Worum geht es?«
    »Um eine Untersuchung, die wir durchführen.«
    »Hallo«, sagte Schaeffer in sarkastischem Ton. »Das dachte ich mir beinahe schon. Wie wär’s mit ein paar Einzelheiten?«
    »Wir prüfen Ihre Verbindungen zu gewissen Individuen.«
    »›Gewisse Individuen‹. Wissen Sie, man muss als Polizist nicht so daherreden.«
    Keine Reaktion.
    Schaeffer zuckte die Achseln. »Ich habe zu einer Menge Leute ›Verbindungen‹. Vielleicht denken Sie an meine Informanten. Mit denen sitze ich natürlich zusammen. Sie versorgen mich mit nützlichen Informationen.«
    »Tja, wir glauben, es gibt da noch andere Dinge, mit denen die Sie versorgen. Wertvolle Dinge.« Er blickte auf Schaeffers Hüfte. »Ich muss Sie um Ihre Waffe bitten.«
    »Sie können mich mal.«
    »Ich versuche, nicht viel Wind um die Sache zu machen. Aber wenn Sie nicht kooperieren, melde ich es, und wir bringen Sie in die Zentrale. Dann wird alles öffentlich.«
    Endlich begriff Schaeffer. Es war eine Erpressung – nur war er diesmal derjenige, der erpresst wurde. Und er wurde ausgerechnet von der Innenrevision ausgenommen. Das war ja fast schon wieder komisch, dass die Jungs ebenfalls die Hand aufhielten.
    Schaeffer rückte seine Waffe heraus.
    »Gehen wir irgendwohin, wo wir uns ungestört unterhalten können.«
    Schaeffer fragte sich, wie viel es ihn kosten würde.
    »Reden Sie«, sagte er. »Ich habe ein Recht, zu wissen, worum es hier geht. Falls Ihnen jemand erzählt hat, dass ich Schmiergeld kassiere, dann ist das Quatsch. Da versucht jemand zu tricksen.« Er war nicht so aufgebracht, wie er klang. Das gehörte bereits zu den Verhandlungen.
    »Gehen Sie weiter«, sagte der Beamte von Internal Affairs nur. »Hier lang.« Er zündete sich eine Zigarette an und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher