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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe
Autoren: N Roberts
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anderen nach – zumindest wußte sie nichts davon. Doch als Aubrey in ihr wuchs und ihr Bauch immer dicker wurde, stand helle Panik in seinen Augen.
    Eines Tages war er dann ohne ein Wort verschwunden.
    Und das Allerschlimmste war, dachte Grace jetzt, daß sie sich erleichtert gefühlt hatte.
    Eines hatte Jack für sie getan – er hatte sie indirekt gezwungen,
erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Was er ihr hinterlassen hatte, war kostbarer als alle Sterne des Himmels – Aubrey.
    Sie legte die gefaltete Wäsche in den Korb, klemmte ihn sich unter den Arm und ging ins Wohnzimmer.
    Dort war ihr kleiner Schatz – Aubreys blonde Locken wippten, das hübsche Gesichtchen mit den Rosenwangen strahlte vor Freude. Munter plappernd schaukelte sie auf Ethans Schoß.
    Mit ihren zwei Jahren sah Aubrey Monroe aus wie ein Botticelli-Engel. Sie hatte goldenes Haar, leuchtend grüne Augen und Grübchen in den Wangen; kleine Katzenzähnchen und schmale Hände mit langen Fingern.
    Obwohl Ethan nur die Hälfte verstehen konnte, nickte er ernst.
    »Und was hat Foolish dann gemacht?« fragte er, als er begriff, daß sie ihm etwas über den Welpen von Seth erzählte.
    »Mein Gesicht abgeschleckt.« Ihre Augen funkelten. »Überall.« Spitzbübisch lächelnd legte sie die Hände auf Ethans Wangen und rieb darüber – ihr Lieblingsspiel. »Autsch! Bart.«
    Sanft fuhr er seinerseits mit den Fingerknöcheln über ihre flaumige Wange und zog sich plötzlich zurück. »Autsch! Du hast auch einen.«
    »Nein! Du.«
    »Nein.« Er drückte viele Küsse auf ihre Wangen, bis sie sich entzückt in seinen Armen wand. »Du ... hast einen ...«
    Es gelang ihr, ihm zu entwischen. Lachend stürzte sie sich auf den Jungen, der sich auf dem Fußboden ausgestreckt hatte. »Seth hat einen Bart.« Sie bedeckte sein Gesicht mit nassen Küssen, und Seth wehrte sich prompt. So etwas konnte er als ganzer Mann nicht unwidersprochen hinnehmen.

    »Laß das doch sein, Aubrey.« Um sie abzulenken, nahm er eines ihrer Spielzeugautos und ließ es sacht über ihren Arm gleiten. »Du bist eine Rennstrecke.«
    Aubrey war hingerissen von dem neuen Spiel. Sie entriß ihm das Auto und rückte Seth damit zu Leibe – längst nicht so vorsichtig wie er.
    Ethan grinste. »Du hast angefangen, Kumpel«, sagte er, als Aubrey in ihrem Eifer gegen Seth’ Oberschenkel trat.
    »Immer noch besser als die Knutscherei«, erwiderte Seth, breitete jedoch instinktiv die Arme aus, um die stolpernde Aubrey festzuhalten.
    Eine Zeitlang stand Grace nur da und beobachtete die drei – den Mann, der entspannt lächelnd in dem großen Ohrensessel saß und den Kindern zusah. Die beiden Kinder, die die Köpfe zusammensteckten – die eine klein und zart, mit blonden Locken, der andere mit dunkler Zottelmähne.
    Der kleine einsame Junge, dachte sie, und ihr Herz flog ihm zu wie an dem Tag, als er ihr zum erstenmal begegnet war. Er hatte endlich ein Zuhause gefunden.
    Auch ihr heißgeliebtes kleines Mädchen hatte eines. Als Aubrey noch nicht mehr war als ein Flattern von Schmetterlingsflügeln in ihrem Bauch, hatte Grace sich geschworen, sie zu hüten wie ihren Augapfel, sich jeden Tag an ihr zu freuen und ihr ein Leben lang Liebe und Geborgenheit zu schenken.
    Und der Mann, der früher einmal selbst ein kleiner, einsamer Junge gewesen war und der sich schon vor Jahren in ihre Mädchenträume geschlichen und ihr seitdem nie mehr aus dem Sinn gekommen war – er hatte Seth ein Heim und eine Familie gegeben.
    Der Regen trommelte aufs Dach, aus dem Fernseher drang leises, unzusammenhängendes Gemurmel. Die Hunde schliefen auf der vorderen Veranda, und durch das Gitter der Fliegentür wehte der feuchte Wind herein.

    Sehnsucht ergriff sie, obgleich sie kein Recht dazu hatte – am liebsten hätte sie den Wäschekorb fallen lassen und sich auf Ethans Schoß gesetzt. Sie wollte sich fest an ihn schmiegen, die Augen schließen und das Gefühl haben, zu ihm zu gehören, wenigstens einen kurzen Moment lang.
    Statt dessen machte sie kehrt, ohnehin viel zu rastlos, um sich Ruhe zu gönnen. Sie ging zurück in die Küche, wo die Deckenleuchte ihr grelles Licht verbreitete. Dort stellte sie den Korb auf dem Tisch ab und holte die Zutaten fürs Abendessen aus den Schränken.
    Als Ethan wenig später hereinkam, um sich ein Bier zu holen, standen die Frikadellen schon auf dem Herd, die Kartoffelstäbchen brieten in Erdnußöl, und Grace traf die letzten Vorbereitungen für den
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