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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe
Autoren: N Roberts
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Schrecken kommen wird.
    »Sie hat mehr verletzt als deinen Körper«, murmelte Grace. »In Wahrheit hat sie dein Herz mißhandelt und mißbraucht. Ich kann dir helfen, es zu heilen.«
    Er rüttelte sie sanft. »Du hörst mir nicht richtig zu. Du hörst mich nicht. Wenn du nicht akzeptieren kannst, wie es in mir aussieht, kann ich das verstehen. Ich werde dir keinen Vorwurf machen, wenn du dich von mir distanzierst und bei einem anderen die Dinge suchst, die du dir wünschst. Das Beste für dich wäre, wenn ich dich gehen ließe. Und das werde ich tun.«
    »Du läßt mich gehen?«
    »Ich will, daß du jetzt nach Hause gehst.« Er gab sie frei und trat zurück. Ihm war, als stürze er in ein riesiges dunkles Loch. »Wenn du erst über alles nachgedacht hast, wirst du es mit meinen Augen sehen. Dann kannst du entscheiden, ob wir uns weiterhin treffen können, so wie bisher. Oder ob du willst, daß ich dich in Ruhe lasse.«
    »Ich will . . .«
    »Nein«, unterbrach er. »Du weißt jetzt nicht, was du willst. Du brauchst Zeit, ebenso wie ich. Mir wäre es lieber,
du würdest neu anfangen, mit einem anderen. Ich will nicht, daß du jetzt hierbleibst, Grace.«
    Sie hob eine Hand an ihre Schläfe. »Du willst mich nicht bei dir haben?«
    »Nicht jetzt.« Er biß die Zähne zusammen, als er den Kummer in ihren Augen sah. Es ist zu ihrem eigenen Besten, sagte er sich. »Geh nach Hause und laß mich eine Zeitlang in Ruhe.«
    Sie trat einen Schritt zurück – und noch einen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte los. Ums Haus herum statt hindurch. Sie wollte nicht, daß jemand ihre Tränen sah und den furchtbaren Schmerz, der ihr das Herz zerriß. Er wollte sie nicht – das war alles, was sie denken konnte. Er wollte nicht, daß sie ihm gab, was er brauchte.
    »Hey, Grace! Hey!« Seth unterbrach seine Jagd nach den Glühwürmchen, die in der Dunkelheit flimmerten, und lief hinter ihr her. »Ich hab’ eine Million von diesen Dingern gefangen.« Er hielt ein Glas in die Höhe.
    Dann sah er ihre Tränen, hörte ihr stoßweises Atmen, als sie sich am Türgriff ihres Wagens zu schaffen machte. »Was ist los? Warum weinst du? Hast du dir weh getan?«
    Sie atmete schluchzend aus und preßte eine Hand aufs Herz. O ja, o ja, es tat weh. »Es ist nichts. Ich muß nach Hause. Ich kann nicht – ich kann nicht bleiben.«
    Sie riß die Wagentür auf und kletterte ins Auto.
    Seth’ verblüffter Blick wurde grimmig, als er sie wegfahren sah. Von heißem Zorn erfüllt, stürmte er ums Haus und knallte das leuchtende Glas auf die Einfassung derVeranda. Er sah den Schatten auf dem Anlegesteg und ging mit kämpferisch geballten Fäusten dorthin.
    »Du Mistkerl, du Schwein.« Er wartete, bis Ethan sich umgedreht hatte, dann rammte er ihm so fest die Faust in den Bauch, wie er konnte. »Du hast sie zum Weinen gebracht.«

    »Ich weiß es.« Der frische physische Schmerz gesellte sich zu dem übrigen. »Das geht dich nichts an, Seth. Geh wieder ins Haus.«
    »Verdammt nochmal, du hast ihr weh getan! Na los, versuch doch, mir weh zu tun. Das wird dir nicht so leicht fallen.« Seth schlug wieder und wieder zu, bis Ethan ihn am Kragen und am Hosenboden packte und ihn über den Rand des Anlegestegs baumeln ließ.
    »Reg dich ab, hörst du, oder ich werfe dich insWasser.« Er schüttelte ihn fest, um die Drohung zu unterstreichen. »Meinst du etwa, ich hätte es darauf angelegt, sie zu verletzen? Meinst du, daß es mir Spaß gemacht hat?«
    »Warum hast du es dann getan?« schrie Seth, der wie ein Fisch an der Angel kämpfte.
    »Ich hatte keine andere Wahl.« Plötzlich unaussprechlich müde, ließ Ethan ihn auf den Steg hinunter. »Laß mich in Ruhe«, murmelte er und setzte sich auf den Rand. Erschöpft stützte er den Kopf in die Hände und preßte die Finger auf seine Augen. »Laß mich einfach in Ruhe.«
    Seth trat von einem Fuß auf den anderen. Nicht nur Grace hatte Kummer. Er hatte nicht gewußt, daß auch ein erwachsener Mann so traurig sein konnte. Aber Ethan war traurig. Zögernd trat er zu ihm. Er schob die Hände in seine Taschen, dann zog er sie wieder hervor. Scharrte mit den Füßen. Seufzte. Dann setzte er sich.
    »Frauen«, sagte Seth mit ruhiger, nachdenklicher Stimme. »Da möchte man sich manchmal nur noch eine Kugel in den Kopf schießen, um es sich hinter zu haben.« Das hatte er einmal Phillip zu Cam sagen hören und dachte, daß es jetzt passen könnte. Er war zufrieden, als Ethan kurz, wenn auch nicht besonders
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