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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe
Autoren: N Roberts
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hinzuschauen, daß sein Vater jetzt nicht mehr neben ihm saß.
    Als Grace sah, daß Ethan sie auf den Verandastufen erwartete, hätte sie am liebsten erschöpft den Kopf aufs Lenkrad gelegt. Sie wußte nicht, ob ihr Herz noch eine zweite emotionsgeladene Aussprache durchhalten würde.
    Statt dessen stieg sie aus und ging um den Wagen herum, um die schlafende Aubrey von ihrem Sitz loszuschnallen. Aubreys Kopf lag schwer an ihrer Schulter, als sie auf das Haus zuging und sah, wie Ethan seine langen Beine anzog und aufstand.
    »Ich habe keine Lust, schon wieder mit dir zu streiten, Ethan.«
    »Ich hab’ dir deine Handtasche gebracht. Du hast sie bei uns vergessen.«
    Überrascht runzelte sie die Stirn, als er sie ihr hinhielt. Das zeigte nur, wie durcheinander sie war. Sie hatte nicht einmal bemerkt, daß ihre Tasche fehlte. »Danke.«
    »Ich muß mit dir reden, Grace.«
    »Tut mir leid. Ich muß Aubrey jetzt ins Bett bringen.«
    »Dann warte ich.«
    »Ich sagte doch, daß ich keine Lust habe, zu streiten.«
    »Und ich sagte, daß ich mit dir reden muß. Ich warte.«
    »Dann warte gefälligst, bis ich soweit bin«, sagte sie und rauschte ins Haus.
    Schien so, als ob die Wut sich noch nicht zu Ärger abgeschwächt hatte, dachte er, setzte sich jedoch wieder. Und wartete.
     
    Sie ließ sich Zeit, zog Aubrey aus, deckte sie mit einem weichen Laken zu und räumte das Schlafzimmer auf. Dann ging sie in die Küche, um sich ein Glas Limonade einzuschenken, das sie gar nicht wollte. Aber sie leerte es bis auf den letzten Tropfen.

    Durch die Fliegentür konnte sie ihn auf den Stufen sitzen sehen. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, einfach die Haustür zu schließen und den Riegel vorzuschieben, um es ihm zu zeigen. Aber dann merkte sie, daß ihr nicht mehr genug Wut geblieben war, um so kleinlich zu sein.
    Sie öffnete die Fliegentür und ließ sie leise hinter sich zufallen.
    »Liegt sie schon im Bett?«
    »Ja, sie hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Und ich auch. Hoffentlich dauert es nicht so lange.«
    »Ich wollte dir nur sagen, wie leid es mir tut, daß ich dich verletzt und unglücklich gemacht habe.« Da sie nicht herunterkam und sich neben ihn setzte, stand er auf und wandte sich ihr zu. »Ich habe alles falsch angefaßt, ich war nicht ehrlich zu dir. Es hätte anders laufen müssen.«
    »Ich zweifle nicht daran, daß es dir leid tut, Ethan.« Sie trat ans Geländer, stützte sich ab und blickte auf ihren kleinen Garten. »Aber ich weiß nicht, ob wir wieder Freunde sein können, so wie früher. Ich weiß, wie schwer es ist, mit jemandem entzweit zu sein, der einem viel bedeutet. Heute abend habe ich mich mit meinem Vater ausgesöhnt.«
    »Ja, wirklich?« Er ging auf sie zu, dann hielt er plötzlich inne. Sie war ihm ausgewichen, kaum merklich, doch deutlich genug, um ihm zu zeigen, daß er nicht mehr das Recht hatte, sie zu berühren. »Das freut mich.«
    »Dafür muß ich mich wohl bei dir bedanken. Wäre ich nicht so wütend auf dich gewesen, dann hätte ich nicht die Wut auf ihn rausgelassen und mich mit ihm ausgesprochen. Dafür bin ich dir dankbar, und ich nehme auch deine Entschuldigung an. Aber jetzt bin ich müde, also ...«
    »Du hast heute viele Dinge zu mir gesagt.« Sie würde ihn nicht abwimmeln, bevor er fertig war.
    »Ja.« Sie trat zurück und schaute ihm offen ins Gesicht.
    »Manches stimmte, aber nicht alles. Daß ich nicht eher gezeigt habe, was ich für dich empfinde ... es ging einfach nicht anders.«
    »Weil du es so sagst.«
    »Weil du höchstens vierzehn warst, als ich anfing, dich zu lieben und zu begehren. Ich war fast acht Jahre älter. Ich war ein Mann, als du noch ein Mädchen warst. Es wäre falsch gewesen damals etwas mit dir anzufangen. Vielleicht habe ich zu lange gewartet.« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe auf jeden Fall zu lange gewartet. So hatte ich viel Zeit, über uns nachzudenken. Ich schwor mir, dich niemals in mein Leben hineinzuziehen. Du warst die einzige, die ich so sehr wollte, daß ich ihr das nicht antun durfte. Außerdem wußte ich, daß ich dich niemals mehr gehen lassen könnte, wenn es mir je gelänge dich zu erobern. Ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren.«
    »Und du warst sicher, daß es keinen Bestand haben würde?«
    »Ich war sicher, daß ich für immer allein bleiben mußte, um kein Unglück heraufzubeschwören. Und bis vor kurzem bin ich damit auch ganz gut klargekommen.«
    »Du betrachtest es als edles
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