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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe
Autoren: N Roberts
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ich, du würdest einsehen, daß du Hilfe brauchst, und wieder nach Hause kommen.«

    »Damit du mir sagen konntest, daß du es die ganze Zeit gewußt hättest.«
    In seinen Augen flackerte etwas auf – Kummer? »Ich schätze, das habe ich verdient. Ja, das hätte ich vermutlich getan.« Er setzte sich wieder. »Und ich hatte ja auch recht.«
    Sie lachte müde auf. »Komisch, daß die Männer, die ich liebe, immer recht haben, was mich betrifft. Bin ich in deinen Augen eine zarte, zerbrechliche Frau, Daddy?«
    Zum erstenmal seit langer, langer Zeit sah sie ein Lächeln in seinen Augen. »Mein Gott, Mädchen, du bist so zart und zerbrechlich wie gehärteter Stahl.«
    »Na, das ist ja wenigstens etwas.«
    »Ich wünschte mir immer, du wärst eine Spur nachgiebiger. Statt zu kommen, nur einmal zu kommen und um Hilfe zu bitten, putzt du lieber die Häuser anderer Leute und schuftest bis morgens früh in einer Bar.«
    »Nicht du auch noch«, murmelte sie und trat ans Fenster.
    »Wenn ich dich unten am Hafen sehe, hast du meistens dunkle Ringe unter den Augen. Aber wenn man dem Geplapper deiner Mutter glauben darf, wird sich das ja bald ändern.«
    Sie blickte ihn über die Schulter an. »Wieso?«
    »Ethan Quinn ist nicht der Mann, der zulassen wird, daß seine Frau sich mit zwei Jobs zu Tode schuftet. So einen Mann hättest du dir gleich suchen sollen. Ehrlich und verläßlich.«
    Sie lachte erneut und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Mama irrt sich. Ich werde Ethan nicht heiraten.«
    Pete wollte noch etwas sagen, schloß jedoch fest den Mund. Er war klug genug, um aus seinen Fehlern zu lernen. Wenn er sie dem einen Mann in die Arme getrieben hatte, indem er auf seine Fehler eingegangen war, könnte er sie vielleicht von dem anderen wegtreiben, indem er seine Vorzüge aufzählte.

    »Na ja, du kennst ja deine Mutter.« Dabei ließ er es bewenden. Er zupfte an den Knien seiner Khakihose und versuchte, seine Gedanken in Worte zu fassen. »Ich hatte Angst, dich nach New York gehen zu lassen«, platzte er heraus, dann rutschte er auf seinem Stuhl herum, als sie sich vom Fenster abwandte, um ihn anzuschauen. »Ich hatte Angst, daß du nicht zurückkommen würdest. Außerdem hatte ich Angst, daß dir dort etwas passieren könnte. Meine Güte, Grace, du warst erst achtzehn und so verflixt unerfahren. Ich wußte, daß du gut tanzen konntest. Jeder sagte das, und du warst so hübsch. Ich dachte, daß du, wenn du dorthin gingst und das Glück hättest, nicht von irgendeinem Perversen erschlagen zu werden, für immer dort bleiben würdest. Ich wußte, daß du es nicht schaffen konntest, wenn ich dir kein Startkapital gab, und deshalb weigerte ich mich. Ich dachte, entweder wärst du gezwungen den Plan aufzugeben oder, wenn nicht, würdest du noch ein, zwei Jahre brauchen, um genug Geld anzusparen.«
    Als sie schwieg, lehnte er sich seufzend in seinem Sessel zurück. »Man schuftet sein Leben lang, um sich etwas aufzubauen, und während man das tut, denkt man, daß man das alles eines Tages seinem Kind hinterlassen wird. Mein Daddy hat mir das Geschäft vererbt, und ich dachte immer, daß ich es an meinen Sohn weitergeben würde. Statt dessen kam eine Tochter, und das war in Ordnung so. Ich habe es nie bedauert. Aber du wolltest nie haben, was ich dir geben wollte. Oh, du hast gearbeitet. Du warst immer eine fleißige Arbeiterin, aber jeder konnte sehen, daß es nur ein Job für dich war. Es war nicht dein Lebensinhalt. Nicht dein Leben.«
    »Ich wußte nicht, daß du so gedacht hast.«
    »Spielt keine Rolle, was ich gedacht habe. Es war nicht das Richtige für dich, nur das zählt. Schließlich hoffte ich, daß du eines Tages heiraten würdest und dein Mann vielleicht das Geschäft mit übernehmen könnte. Auf diese
Weise würde ich es dir dennoch hinterlassen, dir und deinen Kindern.«
    »Dann heiratete ich Jack, und auch dieser Traum ging nicht in Erfüllung.«
    Seine Hände lagen auf seinen Knien. Er hob seine Finger, ließ sie wieder sinken. »Vielleicht interessiert Aubrey sich eines Tages dafür. Ich habe nicht vor, mich in absehbarer Zeit zur Ruhe zu setzen.«
    »Ja, vielleicht.«
    »Sie ist ein gutes Kind«, sagte er und blickte immer noch auf seine Hände. »Und so glücklich. Du ... du bist eine hervorragende Mutter, Grace. Du machst deine Sache besser als die meisten anderen unter solchen Umständen. Du hast es geschafft, dir und ihr ein gutes Leben aufzubauen, und das aus eigener Kraft.«
    Ihr Herz flog ihm zu.
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