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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand
Autoren: Stephanie Laurens
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das Schwert, dann auf Catriona und griff schließlich nach der Waffe.
    Das Schwert war schwer, und als Richard es herunterhob und die Spitze auf den Boden sinken ließ, erkannte er, dass es nicht bloß alt war, sondern sogar aus uralten Zeiten stammen musste. Es gab zwar keine Scheide dazu, doch Richard hatte auch gar keine Zeit, sich Gedanken um die Waffe zu machen, weil seine Frau ihn bereits weiterzerrte.
    Sie gingen hinaus zu den Ställen, und Richard sattelte ihre schläfrigen Pferde, während Catriona für ihn das Schwert hielt. Dann schwangen sie sich auf ihre Tiere, und Richard nahm das Schwert wieder an sich; in der knackigen Frische, welche noch vor Sonnenaufgang herrschte, ritten sie zum Kreis hinaus.
    »Binde die Pferde an«, sagte Catriona, als er sie vom Rücken ihrer Stute hob. »Dann bring das Schwert mit.«
    Richard warf Catriona einen kurzen Blick zu, tat aber, wie ihm geheißen. Catriona ballte ihre Hände immer wieder nervös zu Fäusten, ihr Blick schweifte immer wieder zu dem schmalen Lichtstreifen hinüber, der langsam das Tal hinaufwanderte. Soweit Richard es sehen konnte, hatten sie noch immer ausreichend Zeit, und dennoch … seine Ehefrau war augenscheinlich nervös.
    Als Richard mit den Tieren fertig war und das Schwert wieder aufgenommen hatte, packte Catriona sogleich seine andere Hand und zerrte ihn eilig zu dem Kreis hinauf. Als sie an dem Platz vorbeikamen, wo Richard normalerweise saß und auf sie wartete, ließ sie seine Hand jedoch nicht los. Diesmal blieb Catriona nicht eher stehen, bis sie den Eingang des Kreises erreicht hatten.
    Erst dann ließ sie Richards Hand los und wandte sich zu ihm um.
    Catriona blickte in das Tal hinab und auf die langsam weiter vorrückende Linie von Licht, die den neuen Tag ankündigte; sie konnte bereits spüren, wie die in dem Kreise lebende Kraft erneut erwachte und sich bereits in Vorfreude auf die erste Berührung durch die Sonne wieder entfaltete. Es war kalt und frostig, doch es würde ein schöner Tag werden. Catriona atmete einmal tief durch, fühlte die uralte Kraft in ihren Adern und hob den Blick zu Richard hinauf.
    Sie lächelte, war sich jedoch nicht des Lichts ihrer Liebe bewusst, das ihr Gesicht mit einem Leuchten erfüllte, das Richard geradezu wundersam fand. Das er einfach verwirrend fand. Ein Leuchten, für das er, der Krieger, Himmel und Erde in Bewegung gesetzt hätte, nur um es ein Mal zu sehen.
    »Es gibt da eine Menge, für die ich mich bei dir bedanken muss.« Catrionas Stimme war klar, ruhig, und dennoch schwang in ihr eine gewisse Spannung mit. »Als der mir ausgewählte und von mir angenommene Gefährte, als mein Ehemann und mein Geliebter, ist es nun dein Recht, den heiligen Kreis zu betreten und über mich zu wachen, während ich bete. So hielt auch mein Vater Wache über meine Mutter.« Catriona hielt einen Augenblick inne, ihr Blick in dem Blau seiner Augen versunken. »Wirst du mir diesen Dienst erweisen?«
    Dies war eine Sache, die sie ihm einfach antragen musste – dies war ihr letztes Eingeständnis, dass er an ihre Seite gehörte, immer bei ihr sein sollte, selbst hier, in dem zentralen Punkt ihres Lebens. Sie gehörten zueinander, und dies nirgends stärker als hier, im Angesicht Der Herrin.
    Sie waren eins und würden es auch immer sein, eins miteinander und mit dem Tal.
    So, das wusste Catriona mit absoluter Gewissheit, sollte es sein.
    Richard blieb regungslos stehen. Er konnte nicht mehr denken. Alles, was er noch tun konnte, war zu fühlen – zu spüren –, die Kraft, die ihn umfangen hielt. Catriona zu spüren. Diesen Zauber wollte er nicht brechen – nicht zurückweisen –, wollte nicht mehr gegen seine Kraft ankämpfen; stattdessen hieß er ihn aus vollem Herzen willkommen. Richard atmete einmal tief ein und wunderte sich dabei noch beiläufig über die berauschende Wirkung der Luft. »Ja, meine Herrin.« Er neigte den Kopf, berührte ihre Lippen zart mit den seinen und richtete sich dann wieder auf. »Meine geliebte Frau.«
    Für einen Augenblick hielt er ihrem funkelnden Blick stand, dann deutete er mit dem Schwert nach vorn. »Geh voran.«
    Genau in dem Moment, als die ersten Sonnenstrahlen sie berührten, traten sie in den Kreis ein und badeten in dem goldenen Licht. Richard folgte Catriona in den Kreis hinein, war der ihre bis in den Tod hinein, der Krieger mit dem schweifenden Blick, der nun endlich seine Lebensaufgabe gefunden hatte.

Epilog
    1. März, 1820
Albemarle Street, London
    »Und nun
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