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Gewalt

Gewalt

Titel: Gewalt
Autoren: Steven Pinker
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stellte die Frage, die den Anlass zu diesem Buch gab, und machte viele hilfreiche Anmerkungen zu dem ersten Entwurf. Wendy Wolf, meine Lektorin bei Penguin, nahm eine detaillierte Analyse des ersten Entwurfes vor, die viel zur Gestaltung der endgültigen Version beitrug. Ich bin John und Wendy, aber auch Will Goodland bei Penguin UK ungeheuer dankbar für die Unterstützung, die sie dem Buch in allen Stadien zuteilwerden ließen.
    Aus ganzem Herzen danke ich meiner Familie für ihre Liebe und Ermutigung: Harry, Roslyn, Susan, Martin, Robert und Kris. Meine größte Wertschätzung gilt Rebecca Newberger Goldstein, die nicht nur Substanz und Stil des Buches verbesserte, sondern mich auch mit ihrem Glauben an den Wert des Projekts ermutigte und mehr als jeder andere dazu beitrug, meine Weltsicht zu prägen. Dieses Buch ist meiner Nichte, meinen Neffen und meinen Stieftöchtern gewidmet: Mögen sie sich einer Welt erfreuen, in der die Gewalt weiter auf dem Rückzug ist.

Kapitel 1 Ein fremdes Land
    Die Vergangenheit ist ein fremdes Land;
    dort gelten andere Regeln.
    L. P. Hartley
    Wenn die Vergangenheit ein fremdes Land ist, dann ist dieses Land erschreckend gewalttätig. Man vergisst nur allzu leicht, wie gefährlich das Leben früher war, wie tief Brutalität sich einst durch das ganze Gewebe des Alltagslebens zog. Die kulturelle Überlieferung macht die Vergangenheit friedlich und hinterlässt uns nur verblasste Erinnerungsstücke, deren blutige Entstehungsgeschichte verblichen ist. Wenn eine Frau ein Kreuz um den Hals trägt, denkt sie nur in den seltensten Fällen darüber nach, dass dieses Folterinstrument in der Antike ein allgemein übliches Mittel der Bestrafung war, und wer von einem
Prügelknaben
spricht, denkt nicht an die alte Sitte, ein unschuldiges Kind anstelle eines Prinzen, der sich falsch verhalten hat, zu schlagen. Wir sind von Anzeichen für die boshafte Lebensweise unserer Vorfahren umgeben, aber sie sind uns kaum bewusst. Genau wie das Reisen, das den geistigen Horizont erweitert, so kann auch eine wortgetreue Betrachtung unseres kulturellen Erbes in uns die Erkenntnis wecken, dass in der Vergangenheit völlig andere Regeln galten.
    In einem Jahrhundert, das mit dem 11 . September, dem Irak und Darfur begonnen hat, mag die Behauptung, wir lebten in einer ungewöhnlich friedlichen Zeit, wie ein Mittelding zwischen Halluzination und Obszönität erscheinen. Aus Gesprächen und Umfragen weiß ich, dass die meisten Menschen sich weigern, es zu glauben. [5] In den nachfolgenden Kapiteln werde ich meine Aussage mit Datumsangaben und Zahlen begründen. Aber zuerst möchte ich Sie ein wenig weichklopfen, indem ich Sie an einige einschlägige Tatsachen aus der Vergangenheit erinnere, über die wir schon immer Bescheid gewusst haben. Damit möchte ich nicht nur Überzeugungsarbeit leisten. Wissenschaftler unterwerfen ihre Schlussfolgerungen häufig einer Plausibilitätsprüfung. Mit einer Stichprobe von Phänomenen aus der Wirklichkeit versichern sie sich, dass sie nicht irgendeinen Fehler in ihren Methoden übersehen haben und vorschnell zu einer Aussage gelangt sind. Die kurzen Szenen in diesem Kapitel sind eine Plausibilitätsprüfung für die Daten, die ich später anführen werde.
    Wir machen jetzt eine kurze Rundreise durch jenes fremde Land namens Vergangenheit; sie führt uns vom Jahr 8000  v.u.Z. bis in die 1970 er Jahre. Es ist keine große Bildungsreise durch die Kriege und Gräueltaten, deren wir ohnehin wegen ihrer Gewalttätigkeit gedenken, sondern eine Reihe kleinerer Blicke hinter täuschend altvertraute Orientierungspunkte, die uns daran erinnern sollen, welche Heimtücke sich dahinter verbirgt. Natürlich ist die Vergangenheit kein einzelnes Land, sondern umfasst eine Vielzahl von Kulturen und Gebräuchen. Was sie aber alle gemeinsam haben, ist der Schrecken früherer Zeiten: ein Hintergrund aus Gewalt, die man erduldete und sich oft auf eine Weise zu eigen machte, über die ein empfindlicher Bewohner der westlichen Welt des 21 . Jahrhunderts nur staunen kann.

Das Griechenland Homers
    Was wir über Gewalt in prähistorischer Zeit wissen, hängt davon ab, welche Leichen einbalsamiert wurden oder als Fossilien erhalten geblieben sind; unsere Kenntnisse sind also ungeheuer unvollständig. Nachdem sich aber die geschriebene Sprache verbreitet hatte, hinterließen die Menschen der Antike uns bessere Informationen darüber, wie sie ihre Angelegenheiten regelten. Die
Ilias
und
Odyssee
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