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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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von diesen verkrachten Existenzen einfach zu faul sind, um zu arbeiten, und wenn ich etwas zu reden hätte, würde ich die Arbeitsfähigen in die Kohlenbergwerke schicken.»
    Als er bemerkte, daß Sir Lancelot verträumt zum Fenster hinausblickte, wandte sich der Institutsvorstand wieder seiner Zeitung zu und schüttelte sie gereizt.
    «Gott allein weiß, wohin es noch mit unserem Land kommen wird», polterte er. «Heutzutage scheint jeder zu glauben, daß man das Recht auf einen lebenslangen Job mit ständig steigender Bezahlung hat, obwohl niemand das, was man gerade tut, im entferntesten braucht. Notfalls tritt man in Streik und lebt von den Zuwendungen, die wir übrigen unter diesem schauerlichen Steuersystem bcizustellen haben. Ist es verwunderlich, daß es keine Werkstätten mehr gibt, die Hufeisen und Wagenfedern erzeugen -?»
    Er brach seine Worte mit einem Laut ab, der an ein im Sturm hin und her schwingendes rostiges Tor erinnerte.
    «Was ist los?» fragte Sir Lancelot erschreckt.
    «Man hat unseren Fuchs eingelocht.» Sir Lancelot schien ihn nicht zu verstehen. «Den Vertrauensmann des St. Swithin. Oder unseren SS-Mann, als den ich ihn am liebsten bezeichnen möchte», fugte der Instituts Vorstand grimmig hinzu. «Diesen kleinen Gauner, der alle Gewerkschaftsmitglieder vertritt, seit sie der (Organisation der Hos-pital-Arbeiten, der OHA, angehören. Lies das.»
    Er wies auf die Rubrik «Kurznachrichten»:

    KRANKENWÄRTER IN HAFT
    Arthur Pince (22), Krankenwärter, wurde wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und wegen Ladendiebstahls in Old Bailey zu drei Jahren Haft verurteilt. Mr. Pince hat es bereits zu einer Rekordzahl von 82 Vorstrafen gebracht.

    «Er soll der krummste Vertrauensmann in ganz Großbritannien gewesen sein», rief der Institutsvorstand schmerzlich. «Man hätte seine Wirbelsäule als Korkenzieher verwenden können.»
    «Ich weiß nichts von den Aktivitäten dieses Menschen. Jede Art von Politik ödet mich an, schon gar in einem Krankenhaus. Nach seinen Äußerungen hielt ich ihn stets für einen lupenreinen, unbestechlichen Robespierre.»
    «Ein schmieriger Mistkerl ist er, finde ich», sagte der Institutsvorstand und lachte bitter. «Diese Revolutionäre sind alle gleich. Moral und Bedürfnislosigkeit für die anderen, Schwelgereien für sich selbst. Pince war für Schmeicheleien so empfänglich wie ein Baby für Windpocken. Bestechungsgelder — vielmehr: Geschenke im Interesse guter Beziehungen zwischen Angestellten und Vorgesetzten — nahm er so gern und häufig an wie ein Buchmacher Wetten am Derbytag. Wenn es ihm gerade paßte, schreckte er, glaube ich, auch nicht vor Erpressungen zurück.»
    «Ich spiele Golf mit dem Präsidenten der OHA», sagte Sir Lancelot, doch der andere war zu sehr in seine Überlegungen versunken, um ihn zu hören.
    «Wäre dieser blöde Heini doch mit seinen kleinen Schwierigkeiten zu mir gekommen. Hab einige gute Freunde unter den Richtern. Und was bedeutet schon     Sir Lancelot blickte erstaunt auf. «Aber ich habe mit diesem Pince nie das Geringste zu tun gehabt und nehme an, daß auch andere Mitglieder des Ärztestabes nie etwas mit ihm zu schaffen hatten.»
    «Trotzdem hast du Nutzen daraus gezogen. Hätten wir ihn nicht bei guter Laune erhalten, würde er Stunk wegen der Privatbetten gemacht haben.» Der Institutsvorstand warf einen raschen Blick in die Runde. «Das scheint dich nicht zu beunruhigen?»
    «Nicht sonderlich.»
    «Aber dir ist doch auch sehr an der Privatpraxis gelegen?» fragte der Institutsvorstand ungeduldig.
    Sir Lancelot setzte sich zurück, um über diese Frage nachzudenken. «Im Prinzip, ja. Ich finde, die Leute sollen dafür zahlen, daß sie nicht unter Leuten sterben müssen, mit denen sie normalerweise nicht sterben gesehen werden wollen. Auch dafür, daß sie ihre körperlichen Funktionen nicht vor anderen vollziehen müssen und das Fernsehen abschalten können, wenn sie genug davon haben. Auch müssen wir zweifellos den Landedelleuten entgegenkommen; wir bewahren ihre Töchter davor, in öffentlichen Betten zu abortieren. Zudem fällt mir ein, daß die Privatbetten die unbezahlten in reichem Maße subventioneren könnten. Doch den Standard der Unteren dem der Oberen anzunähern, statt umgekehrt, hieße gegen die hochgeschätzten Prinzipien des britischen
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