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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Gisa Pauly
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Feddersen gebucht?«, fragte er Donata Zöllner, während Mamma Carlotta sich mit einem älteren Ehepaar bekannt machte, das ihren italienischen Akzent bemerkt und vor Kurzem Urlaub in Umbrien gemacht hatte. »Waren die guten Häuser schon besetzt?«
    Obwohl Erik von eleganter Kleidung nicht viel verstand, hatte er doch gleich erkannt, dass das helle Kostüm, das Donata Zöllner trug, teuer gewesen war und ihr Schmuck und ihre Handtasche vermutlich so viel wert waren wie sein alter Ford.
    »Ich habe es in den guten Häusern nicht versucht«, entgegnete Donata leise, als schämte sie sich ihrer schlechten Wahl.
    »Ja, in der Hauptsaison ist es schwierig«, gab Erik zurück und blickte in den Himmel, als wollte er sich vergewissern, dass das Wetter dem Juli Ehre machte. In Wirklichkeit jedoch sah er immer in den Himmel, wenn er in Niebüll auf den Autozug wartete. Auf dieser Geraden, die zum Horizont führte, konnte er seine Insel bereits erahnen. Und er genoss es, den Möwen nachzublicken, die das gleiche Ziel hatten, aber vor ihm da sein würden.
    »Ob das Hotel Feddersen das Richtige für Sie ist …?« Er vollendete den Satz nicht.
    Mamma Carlotta stellte gerade fest, dass das Ehepaar auf seiner Umbrienreise in einem Ort übernachtet hatte, in dem ihre Großcousine väterlicherseits wohnte. Grund genug, vor lauter Freude noch schneller zu reden und noch größere Gesten in die Luft zu schreiben.
    Donata Zöllner lächelte, als wollte sie Erik verzeihen, dass er sie für eine Frau hielt, für die das Beste gerade gut genug war. Aber ihr Lächeln zeigte auch, dass er recht gehabt hatte. »Ich bleibe ja nur ein paar Tage«, meinte sie. »Es wäre unhöflich gewesen, woanders zu wohnen. Ich fahre nach Sylt, um meine alte Freundin Magdalena zu besuchen. Ihr Neffe ist der Besitzer des Hotels Feddersen.«
    »Magdalena Feddersen?« Jetzt ging es Erik beinahe so wie seiner Schwiegermutter, die vor Freude außer Rand und Band war, wenn sie jemanden kennenlernte, der einen anderen kannte, der wiederum mit jemandem verwandt war, den Carlotta kannte. Aber natürlich äußerte sich Eriks Freude anders: Er lächelte und strich seinen Schnurrbart glatt, sein Höchstmaß an sichtbarer emotionaler Bewegung. »Ich kenne sie recht gut. Auch ihren Neffen und seine Frau.«
    »Magdalena hat Glück gehabt«, sagte Donata. »Sie ist auf dem Aktienmarkt reich geworden.«
    »Stimmt, 1997 war das, glaube ich. Da setzte plötzlich alle Welt auf den Neuen Markt. Ein paar, die es richtig gemacht haben, sind Millionäre geworden, andere haben viel oder sogar alles verloren.«
    Donata Zöllner nickte. »Magdalena hat klug investiert und rechtzeitig wieder verkauft.«
    »Ihr Neffe leider nicht«, ergänzte Erik. »Mathis hat damals alles verloren. Seitdem geht sein Hotel den Bach runter. Er müsste renovieren und investieren. Aber wovon?«
    Donata nickte. »Magdalena hat mir am Telefon davon erzählt. Noch kurz vor dem großen Crash hatte sie ihren Neffen beschworen, seine Aktien zu verkaufen. Aber er wollte nicht auf sie hören. Er glaubte, die Kurse würden bald wieder anziehen.«
    Erik warf seiner Schwiegermutter einen nervösen Blick zu. Aber die hatte gerade die Entdeckung gemacht, dass das Ehepaar in seinem Urlaub sogar in der Trattoria gegessen hatte, die der Mann ihrer Großcousine mit Gemüse belieferte. Darüber hatte sie ihren Schwiegersohn vergessen und ihn einer Konversation überlassen, die ihn anstrengte.
    Er redete nicht gern mit Zufallsbekanntschaften, erzählte ungern von sich und wollte von fremden Intimitäten nichts wissen. Aber da er Donata sympathisch fand, gab er sich Mühe. »Haben Sie Ihre Freundin lange nicht getroffen?«, erkundigte er sich.
    »Wir waren noch sehr jung, als wir uns das letzte Mal sahen«, antwortete Donata und sah lange einer Möwe nach, die ihre Flügel spreizte und sich auf den Wind legte. »Und die Umstände waren nicht gerade erfreulich. Aber das war in einem anderen Leben …«
    Die Möwe war längst zu einem winzigen Punkt am Himmel geworden, Teil eines Schwarms anderer winziger Punkte. Aber Donata starrte trotzdem noch hinauf. Sie ließ sogar zu, dass ihre sorgfältig frisierten Haare von einem frechen Windstoß aus der Form gebracht wurden.
    Erik beobachtete, wie seine Schwiegermutter mit dem Austausch von Adressen eine gerade mal neun Minuten alte Bekanntschaft besiegelte. »Du kennst diese Leute doch gar nicht«, brummte er in Mamma Carlottas Strahlen hinein.
    Aber ihr Strahlen verlor keinen
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