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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Gisa Pauly
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Dogas der Star einer neuen Fernsehserie sein würde. Die Dreharbeiten sollten im Herbst beginnen.
    »Hör dir das an, Carolin: 1999 sah es fast so aus, als wäre die Karriere von Severin Dogas zu Ende. Der Tod seines Sohnes, der im Montblanc-Tunnel umkam, schien ihm jegliche Kraft geraubt zu haben. Erst ein Jahr später nahm er wieder ein Engagement an und steht seitdem wieder regelmäßig vor der Kamera.« Mamma Carlotta ließ die Zeitung sinken. »Noch so ein bedauernswerter Mensch! Das Kind durch einen Unglücksfall verloren – so wie Donata und wie ich …«
    Das Haus lag im Risgap inmitten einer hellen Eigenheimsiedlung. Große Häuser standen weit voneinander entfernt, Einfamilienhäuser, in denen Ferienwohnungen untergebracht waren, zwei kleine Hotels, eine Pension. Das Anwesen, auf das Erik und Sören zugingen, unterschied sich von allen anderen. Es war kleiner und flacher, im Garten war kein Spielgerät zu sehen, wie die Vermieter es den Kindern ihrer Feriengäste gern zur Verfügung stellten. Alles sah so aus, als wohnte hier jemand, der es nicht nötig hatte, mit dem Fremdenverkehr Geld zu verdienen.
    Das Haus machte einen sehr gepflegten Eindruck. Hinter dem akkuraten weißen Holzzaun prangten Sommerblumen, die Rasenflächen waren makellos, die prachtvollen Geranien in den Blumenkästen wiesen kein einziges getrocknetes Blütenblatt auf. Nur das Fahrrad störte das Bild der Vollkommenheit: ein klappriges Ding mit einem brüchigen Ledersattel und verrosteten Schutzblechen. Es lehnte neben der Haustür und bohrte seine Lenkstange in die Blütenpracht eines Blumenkastens.
    Kommissar Vetterich, der Chef der Spurensicherung, öffnete die Tür. »Moin«, begrüßte er seine Kollegen und forderte sie mit einer Kopfbewegung zum Eintreten auf. »Der Tatort ist oben.« Vetterich wies zur Holztreppe, die mit elegantem Schwung in die erste Etage führte. »Dr. Hillmot ist noch oben im Schlafzimmer. Wir machen dort weiter, wenn die Leiche abtransportiert ist.«
    Erik zögerte, bevor er die Schlafzimmertür aufschob. Sie war nur angelehnt, und er hörte Dr. Hillmot die Ergebnisse der ersten Leichenschau ins Diktiergerät sprechen. Erik zögerte immer, bevor er die Tür zu einem Raum öffnete, hinter der ein Verbrechen geschehen war. Es war eine Mischung aus Angst und Erwartung, die ihn hemmte. Auch nach so vielen Dienstjahren noch.
    Magdalena Feddersen lag auf dem Rücken, den linken Arm ausgestreckt, die rechte Hand auf die Brust gesunken, als hätte sie noch versucht, den Tod abzuwehren.
    »Sie ist im Schlaf überrascht worden«, sagte Dr. Hillmot und richtete sich stöhnend und mit knirschenden Kniegelenken auf. Er war Ende fünfzig, litt unter erheblichem Übergewicht und fand, dass die körperlichen Strapazen, die mit einer Leichenschau einhergingen, für einen Mann mit seiner Konstitution eigentlich unzumutbar waren. Aber da seinem Wunsch nach Frühpensionierung noch nicht stattgegeben worden war, musste er sich immer wieder so anstrengen wie jetzt.
    Magdalena Feddersens Gesicht war nicht zu erkennen. Der ganze Kopf war rot besudelt, im Stirnbereich ragten spitze, weiße Splitter aus dem Blut. Der Schädel war mit großer Wucht zertrümmert worden.
    »Tatwaffe?«, fragte Erik.
    Dr. Hillmot wies auf einen Kerzenleuchter, der, in einer Plastiktüte gesichert, auf einem Tisch am Fenster stand. Daneben lag, ebenfalls von Vetterich und seinen Leuten verpackt, eine blaue Kerze. Der obere Teil des Leuchters war voll getrockneten Blutes. Rostrote Rinnsale waren zum Sockel des Leuchters gesickert. Erreicht hatten sie ihn nicht.
    »Fingerabdrücke?«
    Dr. Hillmot zuckte die Achseln. »Vetterich meint, der Täter hat Handschuhe getragen. Aber vielleicht findet er ja trotzdem etwas, was Ihnen weiterhilft.« Er beugte sich erneut über das Mordopfer. »Die Wunde ist großflächig, der Täter muss mehrmals zugeschlagen haben. Und das mit großer Wucht.«
    »Also ein männlicher Täter?«, fragte Sören.
    »Nicht unbedingt. Die Frau war vollkommen wehrlos. Sie schlief, mit einer Gegenwehr war nicht zu rechnen, der Mörder konnte den Schlag in aller Ruhe vorbereiten«, meinte Dr. Hillmot. »Die Kraft, die nötig war, kann auch eine Frau aufgebracht haben.«
    »Und der Todeszeitpunkt?«
    »Ich schätze mal, vor acht bis zwölf Stunden.«
    Erik blickte auf die Uhr. »Tatzeit also ungefähr zwischen Mitternacht und zwei. Wer hat sie gefunden?«
    »Ihr Neffe, zusammen mit der Nachbarin«, erwiderte Dr. Hillmot. »Die beiden
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