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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Gisa Pauly
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Knast.«
    Carolin begann lauter zu weinen. »Sie sind ein Unmensch!«
    »Aber kein Mörder«, gab Tove gereizt zurück. Er kam zum Fenster und sorgte dafür, dass Mamma Carlotta und Carolin zwei Schritte zurückwichen. Dann stieg er steifbeinig auf die Fensterbank und ließ sich in den Garten plumpsen. »Aber vorsichtshalber will ich mich hier nicht erwischen lassen.« Er sah Carolin bedeutungsvoll an. »Dein Vater ist immer gerne bereit, mir einen Strick zu drehen.«
    »Mein Vater ist objektiv«, entgegnete Carolin empört. »Er urteilt nach Fakten und Beweisen.«
    »Kann schon sein«, knurrte Tove. »Trotzdem hau ich jetzt besser ab. Auf deine Aussage möchte ich mich lieber nicht verlassen.« Er machte einen Schritt auf Carolin zu, die ängstlich zurückwich vor seinem zerfurchten Gesicht, den düsteren Brauen, dem funkelnden Blick und der rohen Kraft, die Toves Körper ausstrahlte. »Und wenn du mich bei deinem Vater anschwärzt, kannst du was erleben, verstanden? Dann solltest du nur noch mit Bodyguard zur Schule gehen.«
    Mamma Carlotta griff nach seinem Arm, als befürchtete sie, dass er sich auf Carolin stürzen könnte. »Machen Sie dem Kind keine Angst, Tove! Sie sollten sich schämen.«
    »Das erledige ich unterwegs«, gab Tove zurück und zeigte mit dem Daumen zur Straße. »Wir fahren zur nächsten Telefonzelle und holen Hilfe, damit der arme Mörder gesund und munter in den Knast wandern kann.« Und mit einer Stimme, die einem hungrigen Eisbären Angst eingejagt hätte, fuhr er Carolin an: »Du hast ja dein Handy irgendwo verbuddelt, wo es niemand finden kann. Im Grunde bist du schuld an dem ganzen Theater.«
    Ehe Mamma Carlotta sich ein weiteres Mal schützend vor ihre Enkelin stellen konnte, war Tove schon losgestapft. Carolin folgte ihm mit gesenktem Kopf und reagierte nicht auf die Hand ihrer Nonna, die sich tröstend auf ihre Schulter legte.
    Als sie an Toves Lieferwagen ankamen, brummte der Motor bereits. »Ein bisschen dalli, wenn ich bitten darf! Ich will mich hier nicht verhaften lassen. Einem wie mir wird immer was angehängt.«
    Sie waren gerade losgefahren, als sie das Martinshorn hörten. Tove nahm den Fuß vom Gas, als das blaue Flackern, das über den Bäumen zuckte, in den Bröns Wai einbog. »Verdammt! Wieso wissen die jetzt schon, was passiert ist?«
    Er setzte den Fuß aufs Gas zurück, raste dem Blaulicht entgegen und bog, als der Streifenwagen gerade in Sicht kam, derart unvermittelt in einen schmalen Wirtschaftsweg ein, dass Carolin vor Schreck aufschrie. Hart trat er auf die Bremse und kam hinter einem dürren Busch zum Stehen. Nur wenige Augenblicke später brauste der Streifenwagen vorüber. Sie sahen ihm nach und konnten beobachten, wie er in einer riesigen Staubwolke vor dem Haus des Schriftstellers hielt.
    »Der Anruf beim Notarzt hat sich damit erledigt«, brummte Tove und legte den Rückwärtsgang ein. »Anscheinend ist Ihrem Schwiegersohn gerade aufgegangen, dass nicht Valerie Feddersen, sondern Gero Fürst für die Morde verantwortlich ist. Ein guter Zeitpunkt. Handschellen wird er nicht brauchen.«
    Seelenruhig setzte er auf den Bröns Wai zurück und umfuhr auf dem Weg zur Braderuper Straße sorgsam jedes Schlagloch. Die Karosserie seines zerbeulten Lieferwagens knirschte leise, als wollte sie ihm die Strapazen der Hinfahrt vergeben.
    Als sie auf die Braderuper Straße eingebogen waren, sahen sie in der Ferne einen Radfahrer, der sich auf einem Fahrrad abmühte, das schon bessere Tage und noch nie eine Gangschaltung gesehen hatte.
    »Das war Fietje«, stellte Mamma Carlotta fest. »Hat der eigentlich ein Handy?«
    Tove nickte. »Hat er.«
    Dann überquerte sein Lieferwagen stotternd die Westerlandstraße, weil der vierte Gang, nachdem er einmal überredet worden war, seinen Auftrag nicht wieder hergeben wollte.
    Mamma Carlotta tat das, womit sie Freud wie Leid ausdrückte, wobei sie nachdenken und reden konnte, lachen und schimpfen, debattieren und zuhören: sie kochte! In diesem Fall dachte sie nach, während sie die Fenchelknollen putzte, sie mit den Mozarellascheiben in eine Auflaufform schichtete und mit Olivenöl beträufelte, damit sie später überbacken werden konnten. Beim Zubereiten der Feigensoße, die sie als Primo Piatto mit Spaghetti reichen wollte, wiederholte sie in ihrem Kopf immer wieder dieselbe Frage: Wie war das silberne Rechteck von Kurt Fehrings Manschettenknopf in den Garten von Magdalena Feddersen gekommen?
    Wenn Valerie mit den Morden nichts zu
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